Technischer Direktor im Interview Christopher Vivell plant bei RB Leipzig mit einem "Schattenkader"
Vor zwei Jahren wechselt mit Christopher Vivell ein Mann aus der zweite Reihe von Red Bull Salzburg zu RB Leipzig, den Ralf Rangnick einst in Hoffenheim loseisen und als Leiter des Scoutings in Österreich installieren konnte. Seit dem Abschied von Markus Krösche als Sportdirektor teilt er sich dessen Aufgaben im Trio mit Oliver Mintzlaff und Florian Scholz. Im Interview mit der Freien Presse erklärt er, was sich verändert, wenn der neue Sportdirektor mit seiner Arbeit beginnt.
Hauptsächlich wird er langfristiger denken. Der Trainer tut das von Spiel zu Spiel, der Sportdirektor von Wechselfenster zu Wechselfenster. "Ein Technischer Direktor denkt drei oder vier Transferphasen voraus", sagt Christopher Vivell der Freien Presse. "Welche Talente gibt es auf dem Markt? Wie entwickelt sich der Fußball allgemein? Wie soll sich der Verein entwickeln?"
Wunschliste, Einkaufszettel oder "Schattenkader"?
Auf das Personal bezogen suche er nach bestimmten Spielerprofilen, die weit über die Position hinausgehen. "Innenverteidiger ist nicht gleich Innenverteidiger", so Vivell. Dabei spricht er von einem "Schattenkader" auf dem Papier mit Spielern, die passen würden. Nicht nur die Qualität ist entscheidend, sondern externe Bedingungen wie die Vertragssituation. Entscheidend ist dann für seine Arbeit, an die Informationen darüber zu bekommen und bestmöglich vorbereitet zu sein.
Tedesco hat Sörloth genau verfolgt
Manchmal taucht ein Spieler durch besondere Leistung auf dem Radar auf. Dann werde "rückwärts" gescoutet und "wir schauen uns die Spielzeiten davor an und fragen uns, wie es zu dieser Entwicklung kam." Xaver Schlager ist ein Beispiel dafür, dass RB Leipzig maximal informiert ist, wenn ein Spieler geholt wird. Den Österreicher kennt Vivell noch aus Salzburg. Auch Domenico Tedesco arbeite extrem akribisch wenn es um sein Personal geht, betont Vivell am Beispiel von Rückkehrer Alex Sörloth, der zuvor aussortiert worden war. "Er hat auch die verliehenen Spieler genau verfolgt. Er sieht eine realistische Chance, dass Alex in der kommenden Saison eine gute Rolle in unserer Mannschaft spielen kann."
Einen Konrad Laimer kann RB Leipzig nicht nachkaufen
Auch Datenanalyse spielt eine große Rolle bei dem Suchen nach Profilen für eine Zweitbesetzung oder einen Nachfolger im Kader, wenn Spieler gehen. Größen wie Péter Gulácsi, Emil Forsberg, Marcel Halstenberg, Yussuf Poulsen oder Willi Orban sind bereits seit Jahren im Team, werden das aber nicht ewig bleiben. Kurzfristig könnte auch Konrad Laimer gehen, aber Vivell legt es darauf an, ihn nicht ziehen zu lassen. "So eine Qualität können wir nur sehr schwer einkaufen, die müssen wir entwickeln. Deshalb wollen wir Konrad gern halten."