"Nicht im Weg stehen" Tedesco sprach mit Juve-Coach Allegri über Weltklasse-Talente Nkunku und Olmo
Als gebürtiger Italiener pflegt Domenico Tedesco eine besondere Beziehung zum Fußball seines Heimatlandes, speziell zu dessen Trainern, mit denen sich der Coach von RB Leipzig gern austauscht. So wie mit Massimiliano Allegri, Coach von Juventus Turin, mit dem er vor einiger Zeit die Frage erörterte, wie man umgehen soll mit Talenten, in denen das Potenzial von Weltklassefußballern schlummert.
Talente "steht man am besten nicht im Weg"
Der Landsmann, so erzählte es Tedesco vor dem Rückspiel in der Europa League gegen Real Sociedad San Sebastian heute Abend (18.45 Uhr), habe die Meinung vertreten: "Man steht ihnen am besten nicht im Weg."
Diese Anekdote war gemünzt auf den Umgang des 36-Jährigen mit seinen zwei zuletzt brillanten Offensivkräften Dani Olmo und Christopher Nkunku, die bei der Generalprobe für den Auftritt im Baskenland vergangenen Sonntag gegen die Hertha in Berlin einmal mehr ihre besondere Bühnenklasse bewiesen. Nkunku schoss beim 6:1 zwei Tore, Olmo eines. Zusätzlich assistierte der Spanier drei weiteren Treffern.
Duo ist an 14 von 23 Treffern beteiligt
Die beiden sind mittlerweile so etwas wie eine Extraversicherung des Trainers für den feinen Lauf, in den er das Team des Vizemeisters nach einer rumpeligen Hinrunde geführt hat. Zusammen waren sie an 14 der 23 Treffer beteiligt, die RB seit dem Jahreswechsel in acht Spielen bei sechs Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden erzielt hat. Auf Nkunkus Konto gehen sieben Tore und eine Vorlage, Olmo steuerte drei bei und legte weitere drei auf.
Natürlich stehen deshalb vor allem die zwei im Fokus der Reise ins Baskenland. Die Ausgangslage nach dem Wegfall der Auswärtstorregel ist übersichtlich und einfach. Nach dem 2:2 im Hinspiel kommt weiter, wer das Spiel gewinnt. RB muss also treffen, mindestens einmal mehr als der Gegner, der am Wochenende zwar das Derby gegen Bilbao krachend 0:4 verlor, trotzdem mit gutem Erfolg gern „kompakt und tief verteidigt“, wie Tedesco auf den Verlauf des Hinspiels hinwies, in dem die Spanier ihren Hinterhof mit neun Feldspielern verstopft hatten.
Olmo und Nkunku machen im letzten Drittel "das Außergewöhnliche"
Gegen solche Barrikadenansätze helfen Matchpläne allein nicht. Es braucht Spielwitz, Originalität, Ballbeherrschung, Speed. Qualitäten also, die besonders Olmo und Nkunku im Repertoire haben. "Beide machen im letzten Drittel das Außergewöhnliche“, sagte der Coach gestern. Gut also, dass er solche Freien Radikale zur Verfügung hat, denn „vieles auf dem Feld ist nicht planbar."
Den 24 Jahre alten Nkunku und den ein Jahr jüngeren Olmo im Rahmen ihrer Basisaufgaben machen zu lassen, ist deshalb einer der Gründe dafür, warum es bei den Sachsen momentan so gut läuft. Selbst dann, wenn RB in Rückstände gerät wie gegen Real Sociedad oder gefährliche Remis-Treffer kassiert wie gegen Hertha BSC. Das deckt sich mit der Zurückhaltung, die ihr Trainer bei den Entwicklungen der beiden an den Tag legt. Sie haben mittlerweile alle Talente ausgebildet, jetzt gilt es nur noch, sie in den richtigen Bahnen zur vollen Blüte zu bringen.
Karrierehöhepunkt nicht bei RB Leipzig?
Dass man in Leipzig den Karrierehöhepunkt der zwei miterleben kann, dürfte dabei allerdings ausgeschlossen sein. Schon jetzt machen jede Woche Spekulationen die Runde, ob Olmo (Marktwert 50 Millionen Euro) zu seinem Ausbildungsverein FC Barcelona zurückkehrt und Nkunku (Marktwert 55 Millionen Euro) zu seinem Jugendklub Paris St. Germain. Zwar haben beide Verträge bis 2024 und dem Vernehmen nach ohne Ausstiegsklausel, doch wird wohl beim richtigen Angebot im Sommer einer mindestens gehen.
Mintzlaff will beide halten
So lasen sich auch Oliver Mintzlaffs Aussagen vor kurzem, als er befand: „Natürlich sind Spieler wie Dani Olmo oder Nkunku ganz wichtige Säulen, die sich bei uns noch weiterentwickeln können und sollen.“ Der Vereinschef gehe deshalb davon aus, „dass wir mit diesen Spielern in die kommende Saison gehen werden“. Bei Nkunku, der erst seit Beginn dieser Saison sein Coming-out als Unterschiedsspieler feiert, schränkte er das Verkaufsverbot allerdings mit den Worten ein: „Das ist unsere Planung. Doch im Fußball ist nie was sicher.“