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Toptransfers zünden nicht Gründe für die Formkrisen bei RB

Von Ullrich Kroemer 04.04.2023, 19:00
Was ist los? David Raum hatte bislang keine glückliche Saison bei RB Leipzig.
Was ist los? David Raum hatte bislang keine glückliche Saison bei RB Leipzig. (Foto: imago/Ulrich Hufnagel)

Es ist erst ein gutes halbes Jahr her, dass Marco Rose RB Leipzig bei seiner Premiere mit einem furiosen 3:0 gegen Borussia Dortmund neues Leben einhauchte. Nun geht es an diesem Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals wieder gegen den BVB (20.45 Uhr). Und wieder ist die Stimmung nach zuletzt drei Niederlagen und vier Pleiten aus fünf Spielen im Keller.

„Manchmal habe ich das Gefühl, wir seien kurz vor dem Untergang der Welt”, sagte Rose angefressen ob der Gemengelage im Umfeld. „Die Mannschaft ist kein aufgeschreckter Haufen, der nicht weiß, wo hinten und vorne ist. Sie ist nicht in eine Depression verfallen”, betonte er. Doch Krisenstimmung herrscht allemal am Cottaweg; unter der Woche setzte sich die Mannschaft ohne Trainer zusammen. „Wir nehmen die Situation mega ernst, sind sehr unzufrieden, und ich nehme die Jungs intern richtig in die Pflicht”, sagte der Coach und versprach: „Wir werden Lösungen präsentieren.”

Roses Dreisatz der Negativspirale: Kopf-Beine-Kopf

Doch das Team, das drei Spiele lang kein Tor erzielt hat, wirkte zuletzt hilf- und ratlos im Spiel nach vorn und nicht gallig und konzentriert genug beim Verteidigen. Es ist nicht zu übersehen, dass die Leipziger sowohl mannschaftlich als auch individuell im für Titel und Platzierungen wichtigen Frühjahr nicht auf der Höhe sind. Zu viele Spieler stagnieren in ihrer Entwicklung oder sind schlechter in Form als im Herbst.

Rose erklärte das auch damit, dass die Nationalspieler kaum Zeit zur Regeneration finden. „Sie haben keine Pause, das spürt man. Ergebnisse wie im Oktober und November führen dazu, dass diese Müdigkeit nicht zum Tragen kommt. Du schwimmst auf einer Welle. Im Moment gehen uns die Dinge nicht so leicht von der Hand an. Das kommt schnell im Kopf an und geht schnell in die Beine. Wenn du dann nicht die Beine in die Hand nimmst, wirkt sich das schnell wieder auf den Kopf aus. Das eine bedingt das andere”, erklärte der Coach. Roses Dreisatz der Negativspirale. „Aber die einzigen, die den Schalter umlegen können, sind wir. Schärfer, konsequenter - das ist die Ausgangssituation, um wieder erfolgreich zu sein.”

Rose über Raum: „Werden ihn besser machen”

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Königstransfers des vergangenen Sommers nicht zünden. Dass Rose bei der Pressekonferenz noch einmal nachfragte, weshalb der 26 Millionen Euro teure David Raum überhaupt als Topverpflichtung bezeichnet werde, sagt schon alles. Der Nationalspieler (zwei Torvorlagen) kommt bereits die gesamte Saison über nicht in Tritt. „Er fühlt selbst auch, dass er ein paar Sachen besser machen kann”, nahm Rose den Linksverteidiger in Schutz. Doch Raum sei sein Junge, sagte Rose, und schob hinterher: „Wir werden ihn unterstützen, besser machen, werden einfordern. David möchte gern selber mehr Tore vorbereiten, aber dahin werden wir ihn ohne Frage bringen.”

Auch Timo Werner, der etwa 20 Millionen Euro kostete, und dessen Schnelligkeit in Abwesenheit von Christopher Nkunku noch immer ein wichtiges Element im RB-Spiel ist, hadert mit mangelnder Torquote. Von André Silva ganz zu schweigen, der nun seit zwölf Spielen torlos ist. „Uns fehlt im Sturm im Moment ein Zielspieler für erste, zweite Bälle“, bekannte Rose.

Kein Außenstürmer bei RB

Das wirft auch die Frage auf, wie sinnvoll es war, dass RB Leipzig von der zuvor jahrelang erfolgreichen Transferstrategie abgewichen ist, und nicht nur Jungstars, sondern gestandene Mittzwanziger verpflichtet hat, die viel Geld kosteten, viel Geld verdienen und bereits Nationalspieler waren. Aktuell jedenfalls zahlt keiner der Genannten zurück.

Dem Vernehmen nach war einer der Gründe, weshalb Ex-Trainer Domenico Tedesco im Sommer keinen neuen Vertrag unterschrieb, dass er mit der Transferplanung und der damaligen sportlichen Leitung nicht einverstanden war. Doch Tedesco wollte auch einen möglichst kleinen Kader, um keine Unzufriedenheit zu schüren. Nun fehlen angesichts der Ausfälle von Leistungsträgern vor allem offensiv wichtige Wechseloptionen. Auf die Frage, weshalb RB so wenig Gefahr über die Flügel kreiere, antwortete Rose nun: „Wir haben keine Flügelstürmer.“ In der Sport-Bild hatte er neulich gesagt: „Wir brauchen Spieler mit unterschiedlichen Stärken. Dann ist es mir egal, ob einer 27 ist oder 18.” Das klang nicht nach einer konsequenten Rückbesinnung auf die alte Transferphilosophie.

Bevor es im Sommer einen Umbruch geben wird, müssen sich Team und Trainer jedoch vorerst mit dem vorhandenen Personal aus dem Schlamassel befreien: mit Schärfe gegen den Ball und zwingenden Lösungen im Angriff. „Wir müssen Energie aufs Feld bringen. Da sind wir als Mannschaft in der Pflicht, etwas auszusenden”, forderte Rose. So wie im September bei seiner Premiere.

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