Totenwache und Beisetzung RB-Stürmer erweist Diogo Jota die letzte Ehre
In der kleinen Kirche in Diogo Jotas Heimatort haben sich Familie, Freunde und Weggefährten von dem tödlich verunglückten Fußballstar und seinem Bruder verabschiedet.

Gondomar/dpa/sid/ukr – Liverpools Kapitän Virgil van Dijk trug ein Blumengebinde mit Diogo Jotas Rückennummer 20, Nationalmannschaftskollege Ruben Neves flog direkt von der Klub-WM aus den USA ein: Familie und enge Freunde des tödlich verunglückten portugiesischen Fußball-Nationalspielers vom FC Liverpool, Diogo Jota, und dessen Bruder André da Silva haben bei einer emotionalen Trauerfeier Abschied genommen.
In der kleinen Kirche ihres Heimatortes Gondomar in der Nähe von Porto fanden nur wenige Trauergäste aus dem engsten Kreis Platz, darunter Diogo Jotas Eltern und seine Ehefrau Rute Cardoso. Viele weitere Menschen warteten in stiller Andacht und Trauer auf dem Platz vor der Kirche, wo der Gottesdienst über Lautsprecher mitverfolgt werden konnte. Anschließend wurden die beiden Brüder auf dem Friedhof der Gemeinde beigesetzt. Mehrere Hundert Menschen säumten vor der Beisetzung den Weg des Trauerzuges mit den Särgen der beiden Unfallopfer.
„Brief an die Kinder”: Bewegende Predigt des Bischofs
Bei der bewegenden Predigt wandte sich der Bischof von Porto, Manuel Linda, direkt an die drei kleinen Kinder von Diogo Jota und seiner Frau Rute Cardoso im Alter von vier und zwei Jahren sowie sieben Monaten, die bei dem Gottesdienst jedoch nicht mit in der Kirche waren. „Liebe Dinis, Mafalda und Duarte, Kinder, die ihr nicht hier seid. Ihr leidet in diesem Moment unendlich, vielleicht auch nicht, weil ihr es nicht erkennt. Ich werde viel für euch beten. Diejenigen, die am meisten leiden, sind eure Mutter und eure Großeltern”, sagte der Bischof, wie die Sportzeitung Record berichtete.
Die sterblichen Überreste eines Kindes zu sehen, sei für Eltern eine große Qual, aber wenn es zwei Särge seien, dann fehlten einem einfach die Worte. „Aber es gibt Mitgefühl. Wir sind hier, um euch zu sagen, dass auch wir sehr gelitten haben. Wir sind bei euch”, versuchte er Trost zu spenden.
„Wenn es schwer ist, einen Erwachsenen weinen zu sehen, ist es noch schwerer, ein Kind weinen zu sehen. Ich sende euch einen besonderen Gruß durch eure Mutter und Großeltern. Ich bin bei euch, aber auch Jesus ist bei euch”, sagte der Bischof zum Ende seiner Predigt, die eine Reporterin wie „einen Brief an die Kinder” bezeichnete.
Liverpool-Stars kommen
Nach der Trauerfeier wurden die beiden schlichten Holzsärge zu Glockengeläut aus der Kirche getragen, während der Chor das Ave Maria sang. Priester führten den Trauerzug zum Friedhof an. Auch große Schwarz-weiß-Fotos der Gestorbenen wurden vorneweg getragen. Auf Bildern war dabei auch Diogo Jotas Ehefrau zu sehen, die direkt hinter dem Sarg ihres Mannes ging. Auf dem Friedhof direkt neben der Kirche hatte bereits eine größere Menschenmenge gewartet, um der Beisetzung in einiger Entfernung beizuwohnen.
Auch zahlreiche Mitspieler von Diogo Jota waren zur Trauerfeier angereist: Neben den Liverpool-Stars van Dijk, Andy Robertson und Trainer Arne Slot kam unter vielen anderen auch Diogo Jotas Freund und Nationalmannschaftskollege Neves. Der Portugiese hatte noch am Vorabend für Al-Hilal bei der Klub-WM gespielt und dort während einer Gedenkminute um seinen verstorbenen Freund geweint.
Cristiano Ronaldo und Klopp fehlen
Liverpools Kapitän van Dijk führte die „Reds” zusammen mit Trainer Arne Slot an und trug dabei ein rot-weißes Blumengesteck in Form eines Trikots mit Jotas Rückennummer 20. Portugals Nationalelf, die zuletzt noch mit Jota im Kader in Deutschland die Nations League gewonnen hatte, vertraten neben Nationaltrainer Roberto Martínez auch Stars wie Bernardo Silva und Bruno Fernandes. Unter den Gästen waren auch RB-Stürmer André Silva und seine Frau. Der portugiesische Superstar Cristiano Ronaldo und auch Liverpools deutscher Ex-Coach Jürgen Klopp, der Jota einst an die Anfield Road geholt hatte, wurden nicht unter den Trauergästen gesehen.
Die Spitzen des portugiesischen Staates, Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und Regierungschef Luís Montenegro, sowie Freunde, Nachbarn, Sportler und Fans hatten den Brüdern bereits am Vortag bei der traditionellen Totenwache die letzte Ehre erwiesen. Familienmitglieder und enge Freunde der Toten hatten sich seit dem Vormittag zu der traditionellen Totenwache versammelt. Die Totenwache findet in Portugal meist am Tag vor der Beerdigung statt. Familie, Freunde, Nachbarn und Bekannte kommen zusammen, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.
Die Atmosphäre während der Trauerwache, die bis weit in die Nacht dauern kann, ist still und es wird zusammen gebetet. Die Gäste bleiben in der Regel nur kurz für einen Moment des Abschieds und Worte des Mitgefühls für die Angehörigen.
Hochzeit elf Tage vor dem tödlichen Unglück
Der 28-jährige Diogo Jota, der mit bürgerlichem Namen Diogo José Teixeira da Silva hieß, war in der Nacht zu Donnerstag bei einem Autounfall im Nordwesten Spaniens zusammen mit seinem Bruder André da Silva (25) ums Leben gekommen. Auslöser des Unfalls war vermutlich ein geplatzter Reifen. Das Auto kam von der Fahrbahn ab, durchbrach eine Leitplanke und ging in Flammen auf.
Die Fußballwelt reagierte geschockt auf die Todesnachricht. Jota hatte gerade erst am 22. Juni seine langjährige Freundin Cardoso geheiratet, nur elf Tage vor dem tödlichen Unfall. Die beiden waren schon seit ihrer Schulzeit ein Paar.