Update: RB dementiert Behörden-Meldung Spanische Regierung erklärt Duell mit Atletico zum "Hochrisikospiel"
Überraschend hat die spanische Anti-Gewalt-Kommission das Champions-League-Duell als "hochgefährlich" eingestuft. Unklar ist, welche Folgen das an den Einlässen und in Stadionnähe haben wird. RB widerspricht der Behördeneinschätzung.
Madrid - Die spanische Zentralregierung hat am Mittwoch das Duell in der Champions-League-Duell zwischen RB Leipzig und Atletico Madrid zum Hochsicherheitsspiel erklärt. Mit der Folge, dass angeblich 1000 mehr Polizisten rund um das Stadion eingesetzt werden sollen.
Gefahreneinschätzung ein Scherz?
Wie die "Delegacion de Gobierno en Madrid" in einer Pressemitteilung erklärte, habe die "Antigewalt-Kommission" eine Prüfung der zu erwartenden Umstände des Spiels in Madrid als "hoch risikovoll" eingestuft. Zusätzlich gehen die Behörden davon aus, dass ein Teil der vermutlich 500 Fans ohne Eintrittskarten zum Spiel kommen wolle.
Die Einschätzung der Gefahren rund um die Partie lesen sich wie ein Scherz. RB-Fans gelten als zurückhaltend und weitgehend gewaltlos, vor allem auf Auswärtsfahrten in andere Länder. Noch nie hat es einen nennenswerten Vorfall in einem europäischen Stadion gegeben, in dem RB-Fans Gewalt angewendet hätten.
Hochsensibel am Einlass
Auf Nachfrage konnte sich der Verein die Einschätzung nicht erklären. Nachfragen von RB führten am Abend zu Dementis gegenüber der deutschen Gäste von Atletico selbst, des Atletico-Sicherheitschefs und des für die Partie zuständigen Polizeichefs. Außerdem korrigierte der deutsche Klub die Zahl seiner anreisenden Fans. Nicht 500, sondern 700 werden vor Ort sein.
Als weiteren Indikator, dass die Behörde ein falsches Urteil gefällt haben könnte, führte RB an, dass von der Uefa kein "Security Officer" für die Partie abgestellt wurde, wie sonst bei Hochrisikospielen üblich.
Was die Aufstockung der Polizei noch für Folgen haben könnte, außer eine verstärkte Polizei-Präsenz, ist unklar. Es könnte eine Hypersensibilität der Ordnungskräfte nach sich ziehen, die vor allem am Einlass zu Drucksituationen führen könnte.
Was zu der Einstufung geführt hat, ist ebenfalls unklar. Entweder Fans von RB wurden mit denen anderer Leipziger Klubs verwechselt, oder die jüngsten Pyro-Aktionen bei Auswärtsspielen in Heidenheim und bei Eintracht Frankfurt haben zu dem Urteil der Madrider Behörde geführt. Möglich ist aber auch, dass eine Terrorgefahr vorliegt, etwa durch die Vorfälle im Libanon.
100 gewaltbereite RB-Fans
In jüngster Vergangenheit hatte es schon einmal Aktionen von Polizeikräften gegeben, die den Anschein hatten, überzogen zu sein. Bei beiden Spielen in der Champions League gegen City in Manchester hatten Ordnungskräfte zuvor genehmigte Fahnen und Banner am Einlass verboten und damit Unruhe und Handgreiflichkeiten ausgelöst. Auch Stadionverbote wurden ausgesprochen.
Nach neuesten Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) werden 100 Fans von RB Leipzig der Kategorie B (gewaltbereit/gewaltgeneigt) eingeordnet. Das teilte das Sächsische Innenministerium unlängst auf RBlive-Anfrage mit.
DFB-Definition: auch Wetter und Terror Gründe
Fan-Organisationen kritisieren die Erhebungen der ZIS allerding regelmäßig als Mittel der Repression und willkürlich. So könne im Einzelfall schon eine Aufnahme von Personalien im Umfeld eines Fußballspiels genügen, um in die Datei "Gewalttäter Sport" zu rutschen – mit schwerwiegenden Konsequenzen wie Stadion- oder Ausreiseverboten. Auch das Abbrennen von Pyrotechnik ist ein Grund, um in der Datei erfasst zu werden.
In den Regularien des DFB (IV. Sonstige Maßnahmen, Paragraf 32) sind "Spiele mit erhöhtem Risiko" definiert als Partien, "bei denen aufgrund allgemeiner Erfahrung oder aktueller Erkenntnisse die hinreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine besondere Gefahrenlage eintreten wird". Auch das Wetter, Terror oder Kriminalität sind Gründe, warum Fußballspiele als Risikospiele eingestuft werden.