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Ost-Derby, das keines ist? Red-Bull-Retorte: Union-Fans sprechen RB die "Ostigkeit" ab

Ist RB Leipzig eigentlich ein "Ost-Klub", und damit die Pokalpartie heute Abend gegen Union Berlin ein "Ost-Derby". Die Fans des Köpenicker Vereins haben darauf eine eindeutige Antwort.

Von Martin Henkel 20.04.2022, 14:20

RB Leipzig gegen Union Berlin heute Abend im Halbfinale des DFB-Pokals (20.45 Uhr) – das ist auf der Landkarte ein Derby zweier Ostklubs. Vom Stadion an der Alten Försterei bis zur Red Bull Arena am Leipziger Sportforum, wo die Partie stattfindet, sind es über die Straßen der ehemaligen DDR exakt 198 Kilometer.

2009 aus dem Boden gestampft

Von Köpenick aus fährt heute freilich kein Union-Fan zu einem Duell mit einem Verein aus derselben Region. Rasenballsport Leipzig, so der Tenor im Osten Berlins, das ist kein Ostklub, sondern eine Retorte. Gleichwohl – oder gerade deshalb – setzen sich offiziell 6300 Fans in Bewegung, um ihren Eisenbahnerklub ins Finale zu brüllen, und der gegnerischen Fangemeinde aufzuzeigen, dass es nur einen echten Ostverein im Oberhaus des deutschen Fußballs gibt: Union nämlich.

Wie RB am Mittwoch mitteilte, könnten sich aber auch noch mehr Unioner auf den Tribünen der umgebauten und erstmals mit 47063 Zuschauern gefüllten Arena wiederfinden, denn einige Tickets sind im freien Verkauf weggegangen. Der Klub schließt Verhältnisse wie in Barcelona vorige Woche allerdings aus, wo in der Europa League 25 000 Fans des Gegners Eintracht Frankfurt das „Camp Nou“ gekapert hatten.

Die Frage nach der Ostigkeit des 2009 von Red Bull aus dem Boden gestampften Klubs traf auch RB-Coach Domenico Tedesco am Tag vor dem Duell.  Der 36-Jährige, durch sein Engagement bei Erzgebirge Aue mit der sächsischen Mentalität bestens vertraut, antwortete: Wenn man die Mitarbeiter „reden hört“, dabei zog er die zwei Wörter auf Sächsische Mundart breit, „dann hat man schon das Gefühl, im Osten zu sein.“

Protest gegen das "Konstrukt"

Kommt man auf die Geschäftsstelle des Vereins, stellt sich allerdings ein anderer Eindruck ein. Vor allem in den Führungspositionen und der Chefetage hört man kein Sächsisch. Die große Mehrheit der dort arbeitenden Angestellten besitzt westdeutsche Wurzeln.

Darum ist RB allerdings nicht weniger „Osten“, denn vor allem seine Fangemeinde stammt aus der Stadt und der Region. Diese sprach Tedesco gestern direkt an und bat um ihre Unterstützung. „Das Spiel wird sehr, sehr eng“, meinte der Coach, zielte dabei auf die vor allem physischen Qualitäten und die taktische Geradlinigkeit des Gegners ab, bezog sich aber auch auf die Fans des Kontrahenten. Diese haben – mal wieder – Protest gegen das „Konstrukt“ angekündigt, wie etwa die führende Ultra-Gruppe „Wuhlesyndikat“ vermeldete. Allerdings vielleicht zum Leidwesen der eigenen Mannschaft. Die Besucher aus Berlin wollen u.a. die ersten 15 Minuten des Spiels schweigen.

RB kann es recht sein. Auf dem Papier sind die Leipziger der Favorit. Sie spielen zu Hause, haben seit 14 Spielen nicht mehr verloren, stehen drei Tabellenränge über Union – und verfügen über das talentiertere Personal. Saisoneinnahmen von 325 Millionen Euro machen es möglich.

"Wir brauchen jeden Fan"

Union operiert mit dem Drittel dieser Einnahmen, trotzdem spielen die Berliner die nächste für ihre Verhältnisse überragende Saison, nachdem sie vergangene Saison mit Platz sieben die Conference League erreichten. Dieses Mal soll es mit der Europa League klappen. Entweder mit einem Ticket über den Tabellenrang. Oder mit einem Sieg im Pokalfinale.

Dafür aber müssen die Sachsen aus dem Weg geschafft werden, die ein wenig gehandicapt in die Partie gehen. Lukas Klostermann hat sich Corona-isoliert, er ist „Kontaktperson“, und Kevin Kampls Einsatz ist fraglich. Amadou Haidara fällt ohnehin aus.

Tedesco macht sich deswegen aber keine Sorgen. Das Spiel wird nicht über die eine oder andere Personalie entschieden, sondern vor allem von den Nerven der Spieler. Wie die Union-Fans mit der vermeintlichen „Ostfrage“ des Duells umgehen, wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Tedesco will deshalb will mit der eigenen Fangemeinde dagegenhalten. „Das wird ein Geduldsspiel“, sagte er voraus. „Deshalb brauchen wir jeden einzelnen RB-Fan.“