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„Mein Land blutet” Bewegender Appell: Roter-Stern-Coach klagt Schweigen des Fußballs zu Israel-Krieg an

Von Ullrich Kroemer 24.10.2023, 19:03
„Wo ist der Respekt vor den 1400 unschuldigen Menschen, die hingerichtet wurden?”: Barak Bakhar.
„Wo ist der Respekt vor den 1400 unschuldigen Menschen, die hingerichtet wurden?”: Barak Bakhar. (Foto: dpa/Jan Woitas)

Es sind gerade schwere Tage für Barak Bakhar, in denen der Fußball an Bedeutung verlor, seit die Hamas am 7. Oktober Israel überfiel. Die Greueltaten von nicht vorstellbarem Ausmaß erschüttern auch den Trainer von Roter Stern Belgrad bis ins Mark. Der 44-Jährige ist Israeli. Vor dem Champions-League-Match gegen RB Leipzig an diesem Mittwoch (21 Uhr) mochte Bakhar zunächst gar nicht über Fußball reden.

Bei der Pressekonferenz vor dem Match hob er zu einer bewegenden, fünfminütigen Rede über die Situation in seinem Heimatland an. Er rang mit den Tränen, versuchte aber, keine Miene zu verziehen und berichtete vom Telefonat mit einem Neunjährigen Jungen, Michail, ein Fußballfan, dessen Eltern am Morgen des 7. Oktober ermordet wurden und dessen zweijährige Schwester gekidnapped wurde. Michail und seine andere Schwester (sechs Jahre) versteckten sich 14 Stunden in der Toilette, bis sie befreit wurden.

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Bakhar: „Die Welt des Fußball hat mich enttäuscht. Geht es nur um Geld?“

„Das ist nur einer von hunderten Horrorgeschichten, die an diesem Tag geschehen sind”, sagte Bakhar und beklagte sich tief enttäuscht über mangelnde Unterstützung aus der Welt des Fußballs. „Sie sagen, dass Fußball Nationen und Menschen vereine. Im Fußball wird immer über Frieden und Respekt gesprochen. Ich frage: Wo ist der Respekt vor den 1400 unschuldigen Menschen, die hingerichtet wurden?” Viele der Terroristen seien Fans der großen Klubs wie Barcelona, Real Madrid, Manchester City und Liverpool. Doch die würden nichts unternehmen und sich nicht positionieren. „Wie können sie das ignorieren?”, fragte Bakhar wütend.

„Die Welt des Fußball hat mich enttäuscht. Geht es nur um Geld?“, fragte er. In Deutschland immerhin würden einige Vereine Position beziehen. „Ein kleines Licht im dunklen See des Schweigens.” Seinen eigenen Verein Roter Stern nahm er von der Kritik aus, er sei mit der Unterstützung von Stadt, Fans und Verein zufrieden. „Das ist nicht selbstverständlich.”

Bakhars Rede im Video (ab Minute 7.20):

„Wir werden gewinnen, denn wir haben keine andere Wahl”

Zum Schluss seines Plädoyers für mehr Solidarität mit und Hilfe für Israel berichtete er auch über seine eigene Familie. „Mein Land blutet, meine Familie – meine Frau und drei Kinder – müssen jeden Tag in den Luftschutzkeller rennen. Gerade vor einer Stunde wurden sie mit Bomben beschossen. Viele Israelis sind gebrochen – in Körper und Seele. Aber unseren Spirit wird keiner brechen. Wir werden gewinnen, denn wir haben keine andere Wahl.” Und damit meinte Bakhar nicht das Fußballspiel.

Diese eindrückliche Rede rückte den sportlichen Aspekt des Spiels komplett in den Hintergrund. Und dennoch ist die große Bühne Champions League für Roter Stern und Bakhar wichtig, um Gehör zu finden.

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