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Abwehr-Hoffnung Jäkel im RBlive-Interview „Ich will mich für RB Leipzig präsentieren”

Bekommt Frederik Jäkel eine Chance bei RB Leipzig? Der baumlange und zugleich pfeilschnelle Abwehrmann aus Torgau – bis zum Sommer nach Oostende ausgeliehen – spricht bei RBlive über seinen Traum, nach Leipzig zurückzukehren.

Von Ullrich Kroemer 26.12.2021, 06:00
Turm in der Schlacht: Frederik Jäkel.
Turm in der Schlacht: Frederik Jäkel. imago/Belga

Sein Trainer Alexander Blessin schwärmt von ihm und die Nachwuchs-Bundestrainer des DFB geben im Bestnoten: Frederik Jäkel, bis 2024 bei RB Leipzig unter Vertrag, gehört zu den größten Abwehrtalenten hierzulande in seiner Altersklasse. Im Interview mit RBlive.de spricht der 20-Jährige über seine Erfahrungen bei Leihklub KV Oostende in Belgien, seine Qualiäten und Entwicklungssprünge und eine mögliche Zukunft bei RBL.

Freddy, auch in Belgien gibt es einen boxing day. Sie spielen an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag mit Oostende gegen Genk. Konnten Sie überhaupt Weihnachten feiern?
Frederik Jäkel: Meine Eltern haben mich überrascht, sind am 23. Dezember nach Oostende gekommen, und wir haben Heilig Abend zusammen verbracht. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Vergangenes Jahr habe ich Weihnachten allein in Oostende gefeiert – es gibt Schöneres. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist meine Familie dann früh schon wieder nach Hause gefahren, damit ich mich auf meine Abläufe vor dem Spieltag konzentrieren kann. Am 27. fliege ich dann nach Hause, und dann geht es am 2. Januar wieder zurück nach Belgien.

Sie sind jetzt anderthalb Jahre in Oostende. Wie ist es Ihnen nach dem Weggang von RB ergangen?
Das war für mich ein großer Schritt. Ich war plötzlich von meiner Familie, Freunden und meinem Umfeld 800 Kilometer weit entfernt und war auf mich allein gestellt. Aber das hat mir keine großen Probleme bereitet. Ich bin ja bereits mit zwölf Jahren aus Torgau weggegangen und bei RB Leipzig ins Internat gezogen. Da kannte ich diese Situation schon. Mein Start in Belgien war dann aber zum Vergessen.

Warum?
Ich hatte mir eine Rückenverletzung zugezogen, bei der die Ursache zunächst unklar war. Das war eine schwere Zeit. Als es dann eine Diagnose gab, wusste ich, wie ich daran arbeiten kann. Aber das hat sich dennoch ganz schön gezogen. Ende 2020 habe ich dann endlich mein erstes Spiel für Oostende in Anderlecht gemacht. Das war eine großartige Belohnung, wieder dabei zu sein.

Frederik Jäkel: „Ich spüre, wie ich von Woche zu Woche besser werde”

Danach wurden Sie Stammspieler und Oostende avancierte zum Überraschungsklub der Liga. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Entwicklung?
Ich spüre, wie ich von Woche zu Woche besser werde. Die Erfahrung kommt, dann wird man sicherer und weiß, was auf einen zukommt. Es ist nicht mehr alles neu, wie in der ersten Saison. Aber ich weiß, dass ich in allen Belangen noch viel, viel Potenzial habe. Daran arbeite ich jeden Tag.

Sie nehmen inzwischen eine zentralere Rolle ein.
Nach den Abgängen im Sommer übernehme ich auf dem Platz mehr Verantwortung. Ich bin sonst eher ein ruhiger Typ, schwinge in der Kabine nicht die großen Worte. Aber wenn es im Spiel zur Sache geht, versuche ich, meine Mitspieler mit Kommandos zu unterstützen, sie positiv zu coachen. Das gibt den Kollegen ein gutes Gefühl, wenn jemand, der das Spiel von hinten aus gut im Blick hat, pusht und auch verbal hilft. Ich gehe inzwischen mit genau dieser Einstellung in jedes Spiel, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Gibt es ein spezielles Element, in dem Sie besonders zugelegt haben?
Einzelne Fähigkeiten kann man schwer herausgreifen. Ich habe mich hier in allen Punkten gesteigert – defensives Zweikampfverhalten, Eins gegen Eins, Spielaufbau, offensiver Kopfball. Auch im Vergleich zur ersten Saison in Oostende. Ich weiß jetzt zum Beispiel besser, ob ich den Gegner direkt beim ersten Kontakt attackiere oder besser noch einen Kontakt abwarte und erst dann in den Zweikampf gehe.

Die Ausbildungsstrategie im sogenannten Career Center bei RB ist, jungen Spielern wie Ihnen durch Leihen erste Profierfahrungen und Spielpraxis zu verschaffen. Für Sie scheint das in Oostende und der belgischen Liga perfekt aufzugehen.
Der Schritt zu den Profis von RB ist einfach zu groß. Die belgische Liga hat Topklubs wie Genk, Brügge, Anderlecht und Lüttich, aber auch Gegner, die nicht übermächtig sind. Das ist eine gute Mischung, insgesamt ein Topniveau, eine physisch starke und schnelle Liga. Das merke ich in jedem Spiel, wenn ich gegen die gegnerischen Stürmer spiele. Für mich war es der perfekte Schritt. Ich bin sehr zufrieden.

Topspeed trotz 1,93 Metern Körperlänge: Jäkel sprintet 35,9 km/h

Können Sie mit den Schnellsten in Belgien mithalten?
Aufgrund meiner Körpergröße (1,93 Meter, Anm.d.Red.) bin ich auf den ersten Metern nicht so schnell wie beispielsweise Alphonso Davies in der Bundesliga. Aber bei der Endgeschwindigkeit muss ich mich nicht verstecken, bin im Spiel schonmal bei 35,9 km/h gemessen worden. Ich arbeite jede Woche an meiner Muskulatur, dass ich da auf gutem Niveau bleibe und finde, dass ich sehr gut mithalten kann. Bei dem System, das wir spielen und das auch dem von RB ähnelt, stehen wir häufig mit der Abwehrkette sehr hoch – wenn man da als Innenverteidiger schnell ist und bei langen Bällen im Sprint mithalten kann, ist das eine gute Voraussetzung.

Welche Rolle spielt die langjährige Zusammenarbeit mit Ihrem Trainer Alex Blessin für Sie? Sechs gemeinsame Jahre sind eher ungewöhnlich.
Stimmt, es ist nicht alltäglich, dass der langjährige Jugendtrainer auch gleich der erste Profitrainer ist. Ich bin Herrn Blessin sehr dankbar, er stand immer hinter mir und hat mir das Vertrauen gegeben, auch wenn es mal nicht so lief und ich verletzt war. Er bringt immer neue Aspekte ein, bildet sich ständig fort, bringt immer neue Verbesserungsvorschläge, über die wir dann sprechen. Ich bin dafür absolut offen und versuche, das direkt umzusetzen.

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„Es kommt darauf an, welchen Plan RB Leipzig mit mir hat”

Ihr Leihvertrag mit Oostende endet im Sommer. Wie planen Sie Ihre Zukunft?
Ich habe ja danach noch zwei Jahre Vertrag bis 2024 bei RB. Aber noch habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Der volle Fokus liegt gerade auf Oostende, ich will mich zeigen, meine Leistung bringen, weitere Schritte gehen. Ich will mich für RB präsentieren, aber auch für andere Vereine. Das wird man sehen, ich halte mir alles offen. Für viele in Belgien ist die Bundesliga das nächste Ziel. Lukas Nmecha zum Beispiel ist von Anderlecht zu Wolfsburg gegangen oder Niklas Dorsch von Gent zu Augsburg.

Was macht mehr Sinn: Eine Rückkehr zu RB oder besser ein weiterer Zwischenschritt?
Das kommt darauf an, welchen Plan RB in den nächsten Jahren mit mir hat. Ob ich eine realistische Chance habe, zu spielen und mich durchzusetzen. Wenn das gegeben ist, sage ich natürlich nicht ,Nein’ zu RB. Ich bin seit der U13 im Verein, komme aus der Umgebung. Ich würde mich extrem freuen, wenn es mit RB klappt. Aber das ist Zukunftsmusik: Erstmal muss ich mich hier beweisen, um im Sommer den nächsten Schritt machen zu können.

Sie spielen U20-Nationalmannschaft, waren sogar schon einmal bei der U21 dabei und haben nur Bestnoten bekommen, heißt es.
Stimmt, sowohl bei der U20 in den Spielen als auch bei der U21 für meine Trainingsleistungen und den Gesamteindruck habe ich nur A-Noten von den Trainern bekommen.

Plant der neue U21-Bundestrainer Antonio Di Salvo mit Ihnen?
Er meinte, dass es wichtig ist, dass ich die ganzen Abläufe an den Spieltagen und im Training schonmal mitmache. Die U20 ist ja so etwas wie der B-Kader der U21. Wenn mal einer gebraucht wird, wird jemand aus der U20 hochgezogen. Ich war über die Nominierung sehr glücklich und will die Eindrücke, die ich bei der U21 gesammelt habe, auch eine Altersklasse weiter unten einbringen und da vorangehen.