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  5. Vor Pokalduell in Essen: RB-Profi David Raum im Exklusiv-Interview

Exklusiv-Interview mit david raum "Ich habe mir meinen Körper erarbeitet"

Der 26-Jährige hatte sich zum Dauerbrenner in den Startformationen von RB-Trainer Marco Rose entwickelt. Im Gespräch mit RBlive-Reporter Martin Henkel spricht David Raum über seine Entwicklung, das Pokalduell bei Rot-Weiß Essen, Tattoos an seinen Fersen und darüber, was geht in dieser Spielzeit mit einem Team, das sich anfühlt wie „eine zweite Familie“.

Aktualisiert: 17.08.2024, 14:28
RB-Profi und DFB-Nationalspieler David Raum
RB-Profi und DFB-Nationalspieler David Raum (Foto: Imago/Chr. Schroedter)

Leipzig – Herr Raum, wenn man Ihren Namen bei Google eingibt, tauchen vier Fragen auf. Eine davon lautet: Ist David Raum gut?
Was kommt als Antwort, wenn man draufklickt?

Was vermuten Sie?
(lacht) Die Frage ist, nach wem gefragt wird. Der Fußballer David Raum oder der Privatmensch?

Vermutlich der Fußballer.
Es gibt immer Kritiker, es gibt immer Fans. Und es gibt die, die ihr Urteil oft ändern. Mir ist es wichtig, dass mein Umfeld, meine Trainer, meine Kollegen, die RB-Fans mich gut finden.

Was für ein Bild haben Sie von sich?
Ich bin sehr ehrgeizig und sehe mich als Fußballer nie zu 100 Prozent ausentwickelt. Gleichzeitig bin ich mit meinem Weg zufrieden. Ich brauchte in meinem ersten Jahr bei RB etwas Anlaufzeit. Aber ich hatte eine gute zweite Saison, hab‘ meine Scorer gemacht und ein gutes EM-Turnier gespielt.

Sie waren an einem Gänsehautmoment beteiligt, als sie im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz Niclas Füllkrug das 1:1 auf die Stirn serviert haben. Es heißt, sie hätten sich den Moment auf den Oberschenkel tätowiert.
Das stimmt.

Wie muss man sich das Tattoo einer Spielszene vorstellen?
(lacht) Ich wollte mir als Andenken an die EM eine Kleinigkeit stechen lassen. Dann habe ich mit meinem Tätowierer überlegt, was wir nehmen sollten. Er meinte: Wieso nehmen wir nicht deine Vorlage zum 1:1? Es wurde die Szene, als ich zur Flanke ansetze.

Wieso ist Ihnen diese Szene so wichtig?
Es war ein wichtiges Tor, eine er schönsten Vorbereitungen meiner Karriere. Ich habe mir damit gezeigt, wozu ich fähig bin, gerade auf so einem Level. Vielleicht hilft das Tattoo, mich in manchen Situationen daran zu erinnern.

Verschlungene Karriere

Was erwarten Sie von Ihrer dritten Saison bei RB?
Das Niveau halten und ein paar Details verbessern. Auf dem Platz noch mehr Mut bei Eins-zu-Eins-Situationen, bei Abschlüssen. Und in der Kabine: mehr Verantwortung übernehmen. Ich bin jetzt 26, und damit im Team einer der älteren Spieler. Ich kann den Jüngeren zur Seite stehen. Auch, weil ich nicht den perfekten Karriereweg hatte.

Weil Sie über die 2. Liga gekommen sind?
Nicht nur. Ich bin mit 17 Profi geworden, danach saß ich aber fast drei Jahre auf der Bank. Es stand eine Leihe in die 3. Liga im Raum und ich wollte damals ein Fernstudium zum Sportmanager beginnen. Irgendwann wurde ich vom Offensivspieler zum Linksverteidiger umgeschult. Ich habe auf Anhieb 19 Scorer gemacht, bin nach Hoffenheim gewechselt, wurde Nationalspieler und ein Jahr später RB-Profi. In drei Jahren hat sich meine Karriere von „Vielleicht studiere ich“ zu einem Champions-League-Verein entwickelt.

Ist Ihnen schwindelig?
(lacht) Nein. Aber die Geschichte klingt so, oder? Ich hatte nicht den geraden Weg, aber ich bin froh darüber. Das hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Ich weiß sehr zu schätzen, was ich in Leipzig habe. Das kann ich an die jungen Spieler weitergeben.

Morgen beginnt die Saison aus dem Stand mit einer kniffligen Pokalpartie beim Traditionsverein Rot-Weiß Essen. Sie waren vor zwei Wochen noch im Urlaub. Was empfinden Sie dabei, wenn Sie daran denken, dass es jetzt wieder losgeht?
Es ist geil! Viele haben mir gesagt: Mensch, du hattest nicht so lange Vorbereitung und es geht direkt los. Aber ich finde das absolut cool, Vorbereitungen können auch zäh sein. Ich freue mich sehr, dass es losgeht.

Schon Erfahrungen mit der „Hafenstraße“ in Essen gemacht?
Ich bin schon viel herumgekommen, aber dort war ich noch nicht. Ich kann es mir ausmalen.

Ohne Backup in die neue Saison

Sie haben vergangenen Saison 40 Spiele bestritten, zwei fehlten Sie wegen dezenter muskulärer Probleme, eines wegen einer Gelbsperre. Vorvergangene Saison haben Sie gar kein Spiel wegen einer Verletzung gefehlt, und grundsätzlich sind Sie bislang von größeren Ausfällen verschont geblieben. Welches Geheimnis steckt hinter dieser Unverletzbarkeit?
(lacht) Toi, toi, toi! Ich bin bis jetzt gut durchgekommen. Eigenlob stinkt ein bisschen, oder? Aber ich habe mir meinen Körper erarbeitet. Je mehr ich spiele, desto fitter werde ich. Es geht auch über Schlaf und Ernährung.

Welchen Anteil haben die zwei Tattoos an ihren Achillesfersen
(lacht) Sie meinen die zwei Kreuze? Die habe ich mir mit der Erlaubnis meiner Mutter mit 16 stechen lassen, damit der liebe Gott da oben auf mich und meine Beine aufpasst. Bis jetzt hat es ganz gut gewirkt.

Joga machen sie seitdem auch, richtig?
Ja. Ich habe gelernt, meinen Körper zu lesen und in ihn hineinzulauschen.

Bislang hieß es, Willi Orban sei der Meister der Körper-Optimierung.
Der Willi hat nochmal andere Ansätze.

Sie haben in dieser Saison keinen Backup-Spieler für Ihre Position. Reicht Ihr gesegneter Körper aus, um jedes Spiel zu bestreiten?
Wir haben mit Benny (Henrichs, Anm. Red.), Klosti (Lukas Klostermann, Anm. Red.), Castello (Lukeba, Anm. Red.) oder Chad (Bitshiabu, Anm. Red.) Spieler, die mich gut vertreten können.

Wie wäre es mit einem Vertreter, der nur Ihnen gehört?
Ich selbst kann nur schauen, dass ich fit bleibe, marschiere und Qualität zeige. Alles andere entscheiden andere.

Ein Umbruch wie vergangenen Sommer ist in diesem ausgeblieben. Mit Dani Olmo hat nur ein Stammspieler den Kader verlassen. Was geht mit einem Team, das sich seit einem Jahr bestens kennt?
Wir sind eine geile Truppe, guter Zusammenhalt, alle verstehen sich, es gibt keine Grüppchen, es ist immer ein Heidenspaß, hierherzukommen. Wenn man sagt, die Kollegen sind wie meine zweite Familie, ist eine Menge möglich. Zumal wir ja auch denselben Trainer haben, dasselbe Umfeld. Bei anderen Vereinen hat sich ein bisschen mehr verändert. Wir können und wollen den nächsten Schritt machen.