Ralph Hasenhüttl: „Tief stehen ist nicht mehr mein Ding“ | RBLive

Ralph Hasenhüttl hatte nach dem 0:0 gegen Ingolstadt mit der Spielweise der Schanzer zu kämpfen. Dabei hat er diese bei seinen früheren Stationen selbst mitgeprägt. Mit SPOX sprach er unter anderem über seine Taktik und den Einfluss von Ralf Rangnick.

Nach der torlosen Partie am vergangenen Spieltag mit vielen Nickeligkeiten und Verletzungsunterbrechungen konnte sich Ralph Hasenhüttl einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Es war kein schöner Nachmittag, eine Netto-Spielzeit von 25 Minuten in der ersten Hälfte ist mir einfach zu wenig”, kritisierte Hasenhüttl. „Es fällt dann verdammt schwer, in einen Rhythmus zu kommen. Umkämpftes Spiel hin oder her – das macht die ganze Sache nicht schön.”

Sogar eine Regeländerung hatte er parat, um vorgetäuschte Verletzungen zu verhindern. Allerdings gab es zu, selbst ähnlich agiert zu haben. Und zwar, um mit einer spielerisch limitierten Mannschaft in der Liga zu bleiben. „Es war für mich die taktisch einzige Möglichkeit, mit dieser Mannschaft souverän die Klasse zu halten“, rechtfertigte er sich gegenüber SPOX für den damaligen Spielstil.

„In Leipzig sind die Grundvoraussetzungen für diesen Fußball andere.“ Denn mittlerweile hat er auch von der Qualität des Kaders andere Möglichkeiten und auch als Trainer das Repertoire, flexibel zu agieren. „Ich habe mit verschiedenen Systemen mittlerweile genügend Erfahrungen gesammelt, so dass ich gut einschätzen kann, womit sich meine aktuelle Mannschaft am wohlsten fühlt. In der Flexibilität und Breite der taktischen Herangehensweise liegt die größte Stärke“, so Hasenhüttl.

Dazu habe auch auch in seiner Zeit bei den Sachsen schon viel dazugelernt. „Es gibt fast tagtäglich Veränderungen im Fußball, gerade bei der Frage, wie man gegen gewisse Systeme eine Lösung findet. Das zeigt für mich, wie offen wir für Neuerungen sind und diese auch mit vorantreiben.“ Die augenfälligste Veränderung im Leipziger Spiel muss auch als Reaktion auf angepasste Gegner verstanden werden.

Denn diese tun RB Leipzig „nicht mehr den Gefallen, den Ball in der Abwehrreihe zu verlieren, sondern sie zwingen uns verstärkt mehr Ballbesitz und Eigeninitiative auf.“ So wurde schon davon gesprochen, RB Leipzig sei entschlüsselt, als man zu Beginn der Rückrunde einige Punkte ließ. „Mittlerweile haben wir auch gegen solche Gegner Lösungen gefunden – vor allem aufgrund unseres besseren Spiels im Ballbesitz“, so Hasenhüttl.

Ralf Rangnick ist als Taktik-Professor bekannt und hat vereinsübergeifend die grundlegende Spielphilosophie in Salzburg und Leipzig geprägt. Auch als Trainer hat er die Mannschaft in der Vorsaison eingestellt und dann seinem Wunschtrainer übergeben. Für detaillierte Nachbesprechungen zwischen den beiden sei aber keine Zeit. „Durch seine Rückkehr auf den Posten des Sportdirektors ist das in diesem Maße nicht möglich, aber natürlich tauschen wir uns regelmäßig aus.“ Die tägliche Arbeit bei Training und Spielvorbereitung erledigen andere. „Die Aufarbeitung erfolgt mit dem Trainerteam und den Videoanalysten. Wir sind diejenigen, die jeden Tag intensiv über den Videos hängen und uns Gedanken machen.“