RB LeipzigScouting-Daten von RB Leipzig geklaut: Verplapperte sich der Eintracht-Chefscout?
RB Leipzig ist das Opfer von Daten-Diebstahl geworden. Wie RBlive zuerst berichtete, wurden sensible Scoutingdaten des Bundesligisten gehackt. Laut Details der Bild-Zeitung verschaffte sich ein Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt, offenbar Ex-Angestellter von RB Leipzig, über einen New Yorker RB-Mitarbeiter Zugang zu einer Nachwuchs-Scouting-Plattform (ISB). So soll der Frankfurter U17-Trainer darüber informiert gewesen sein, welche Spieler Rasenballsport im Visier hat. Es geht um mindestens 5664 illegale Zugriffe zwischen August 2017 und Januar 2019. Der Scouting-Anbieter will laut dem Blatt gegen Eintracht Frankfurt klagen, um Schadensersatz in sechsstelliger Höhe geltend zu machen.
RB-Leipzig-Mitarbeiter verrät Trainer von Eintracht Frankfurt Scouting-Zugang
RB-Kommunikationschef Florian Scholz bestätigte „Unregelmäßigkeiten in einem nicht unerheblichen Umfang beim Zugriff auf unseren Account im Nachwuchsbereich bei der ISB Datenbank”. Diese Zugriffe seien über den Zugang eines ehemaligen Mitarbeiters von RB Leipzig erfolgt. „Wir gehen nach aktuellem Stand nicht davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen den Zugriffen auf die Datenbank und Spielerverpflichtungen seitens Eintracht Frankfurt gegeben hat“, so Scholz.
Eintracht Frankfurt hat den Trainer, der erst 2018 zur Eintracht gekommen war, Ende März entlassen. RB entließ seinen Mitarbeiter in New York ebenso, der die Passwörter weitergegeben hatte. Eintracht-Präsident Peter Fischer lässt den Fall nun umfassend untersuchen. Der Mitarbeiter habe sich „alleinverantwortlich unberechtigten Zugriff auf die von RB Leipzig betriebene Nachwuchs-Scouting-Datenbank verschafft. Sobald der Datenbankbetreiber ISB eine schlüssige Aufstellung und Herleitung der Ansprüche dem Grunde und der Höhe nach vorlegt, werden wir uns damit auseinandersetzen. Das war bisher nicht der Fall.“
ISB reicht Klage ein – Mehrere Eintracht-Mitarbeiter als Nutzer des RB-Leipzig-Accounts?
Beim Datenbank-Betreiber ISB ist man mit dieser Interpretation des Falls von Seiten der Frankfurter nicht zufrieden. Am Dienstag (28.05.) hat man an einem Münchener Gericht Klage gegen die Eintracht eingereicht. „Die schlüssige Auflistung liegt seit Ende März bei der Eintracht. Seitdem tut sich nichts“, erklärt ISB-Geschäftsführer Jürgen Kost bei onetz.de.
Dass der Ex-RB-Angestellte, der von Frankfurt aus auf die Daten zugriff, entlassen wurde, sieht Kost als „Bauernopfer“. Vielmehr gebe es aus seiner Sicht Belege, dass auch andere Eintracht-Mitarbeiter unberechtigten Zugriff zum von RB Leipzig bezahlten Scouting-Tool hatten. Eine Entschuldigung seitens der Frankfurter habe es nie gegeben. „Das alles findet bei den Frankfurtern keinerlei Beachtung.“
War der Chefscout von Eintracht Frankfurt vom Datenklau informiert?
Dem Datenklau auf die Schliche gekommen sei man, so Jürgen Kost gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, weil der „Chefscout von Eintracht Frankfurt – fahrlässig oder nicht – einem Kollegen von RB Leipzig gegenüber behauptet hat, dass er Zugriff auf seine Berichte hätte und Zugriff auf die gesamte Datenbank von ISB“. Laut Sportbild (Print) soll der Vertrag mit dem Chefscout aktuell verlängert werden. Schon seit Stuttgarter Zeiten arbeitet er mit Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic zusammen.
Auch die Anzahl der Zugriffe und die vielen Videos, die begutachtet wurden, sollen darauf verweisen, dass der Zugriff auf die RB-Datenbank nicht von einem Einzeltäter erfolgt sein kann, wie es von Eintracht-Seite bisher behauptet wird. Zugegriffen wurde dem Bericht des Bayerischen Rundfunks zufolge nicht nur auf Daten von Nachwuchsspielern, sondern unter anderem auch auf Profile internationaler Profi-Spieler und auf die Terminplanung der Leipziger Scouts. Entsprechend wäre man bei Eintracht Frankfurt permanent über die Schritte des RB-Scoutings informiert gewesen. Warum sich RB Leipzig angesichts der Tragweite des Falls vergleichsweise ruhig verhält und nicht davon ausgeht, dass der Datenklau auch bei den Spielerverpflichtungen der Eintracht eine Rolle spielte, könne sich ISB-Geschäftsführer Kost nicht erklären.