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  5. RB-Torjägerin Fudalla über den Aufstieg: "Ich spüre wenig Druck"

RB-Toptorjägerin FUDALLA im Interview "Wenn wir keine Fehler machen, kann uns keiner den Aufstieg nehmen"

Von Thomas Fritz 11.02.2023, 06:00
Begehrte Gesprächspartnerin: RB-Stürmerin Vanessa Fudalla im TV-Interview.
Begehrte Gesprächspartnerin: RB-Stürmerin Vanessa Fudalla im TV-Interview. (Foto: IMAGO / Martin Stein)

Am Sonntag (14 Uhr) bestreiten die Frauen von RB Leipzig im Stadion am Bad in Markranstädt gegen Turbine Potsdam II ihren Zweitliga-Jahresauftakt. Das Team von Trainer Saban Uzun liegt als Tabellenführer schon sechs Punkte vor dem 1. FC Nürnberg, der ein Spiel mehr absolviert hat. Der Tabellenzweite Andernach verzichtet auf den möglichen Aufstieg. 
Toptorjägerin Vanessa Fudalla (21) sprach im Interview mit RBlive über ihre fränkischen Wurzeln, die Torjägerkanone, Vorbehalte gegen den Frauenfußball und wie sich die Rolle als Gejagte anfühlt.

Sie kamen in Nürnberg zur Welt. Was ist typisch Fränkisch an Vanessa Fudalla?
Meine Mama kommt ja aus Erfurt, ich bin nicht die krasse Fränkin (lacht). Da fällt mir nichts ein, außer dass ich als Kind absoluter Nürnberg-Fan war.

Seit wann spielen Sie Fußball?
2005 im Alter von fünf Jahren habe ich angefangen, bei der DJK Langwasser in Nürnberg zu spielen. Später bin ich zu anderen Jungsvereinen gewechselt, wo ich das einzige Mädchen war. Da fielen bei Hallenturnieren schon mal die Worte: „Das Mädchen ist richtig gut, das wird bestimmt mal richtig groß rauskommen.“

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Die Vorhersagen haben sich bewahrheitet. Sie waren letzte Saison RB-Toptorjägerin und liegen diese Saison mit 12 Treffern sogar ligaweit auf Platz eins. Seit wann sind Sie Knipserin?
Als ich beim FC Bayern von der U17 in die zweite Mannschaft hochgezogen wurde, haben sie mich immer im Sturm eingesetzt. Das lief ganz gut. In meiner ersten vollen Saison im Angriff wurde ich gleich Zweite der Torschützenliste in der 2. Liga.

Fudalla über RB-Sturmpartnerin Marlene Müller

Ist die Torjägerkanone ein Ziel?
Ich war zweimal nah dran. Das ist nicht mein Primärziel. Wenn wir aufsteigen, ist es egal, wer die Tore schießt. Aber klar habe ich es im Hinterkopf. Wenn es passiert, wäre es ein schöner Bonus.

Sie haben auch ein gutes Auge für die Mitspielerinnen. Lieber ein Tor schießen oder eins vorbereiten?
Beides ist super wichtig. Ich bedanke mich nach einem Treffer immer bei der Vorlagengeberin. Trotzdem finde ich das Toreschießen nochmal besser.

Warum läuft das Zusammenspiel mit Sturmpartnerin Marlene Müller so gut?
Das hat von Anfang an ganz gut funktioniert. Wir sind 2020 zusammen zu RB gekommen, haben gleich gemerkt, dass wir vorne ein gutes Duo bilden können. Mittlerweile wissen wir beide blind, wie unsere Lauf- und Passwege sind. Das hat man ja im Pokal beim 2:1 gegen Frankfurt gesehen.

RB Leipzig trifft im DFB-Pokal auf Essen

Was ist Ende Februar im Pokal-Viertelfinale gegen Bundesligist SGS Essen drin?
Jetzt wo wir Frankfurt geschlagen haben, träumen wir auch vom Halbfinale und mehr. Pokal ist aber nur Bonus, das i-Tüpfelchen. Was zählt, ist die Liga. Da müssen wir unseren Aufgaben machen.

Ist es ein großer Unterschied als Tabellenerster der Gejagte zu sein und nicht der Jäger wie in den beiden Vorjahren?
Es ist interessant, wenn man jagen muss und die Gegner verunsichern kann. Aber ich finde die jetzige Situation deutlich entspannter. Es liegt in unserer Hand. Wenn wir keine Fehler machen, kann uns keiner den Aufstieg nehmen. Ich bin ein entspannter Typ und spüre persönlich wenig Druck.

Was macht Saban Uzun, der das Team zu Saisonbeginn von Katja Greulich übernommen hat, als Trainer aus?
Er ist ein super Typ. Er hat direkt einen super Draht zur Mannschaft gefunden. Er weiß, wann er etwas lauter werden muss und wann es besser ist, ruhig zu sein. Er hat einen klaren Plan, ist sehr strukturiert und bringt uns bestmöglich auf den Platz.

Welche Knöpfe hat er gedrückt, dass es dieses Jahr so viel besser läuft als letztes Jahr?
Der Teamgedanke ist ihm sehr wichtig. Es sieht uns komplett als „wir“. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Er hinterfragt sich auch immer selber, wenn was nicht lief. Das finde ich stark. Aber es liegt nicht nur am Trainer...

...sondern?
Wir haben uns auch als Team motiviert, dass wir es dieses Jahr unbedingt in die Bundesliga schaffen wollen. Der Wille ist sehr groß.

RB-Stürmerin Fudalla will in die Nationalmannschaft

Spüren Sie eigentlich noch Vorbehalte gegen den Frauenfußball?
In meinem Familien- und Freundesumfeld gar nicht. Die unterstützen mich komplett, schauen alles im Fernsehen oder Internet. Von außen gibt es schon manchmal Vorbehalte. Da werden im Netz Clips gezeigt, wo beim Frauen-Fußball was schief geht und dann wird geschrieben: 'Schau her, die Frauen wieder'.

Ärgert Sie das?
Ich finde es unnötig, aber es lässt mich mittlerweile kalt. Ich mache einfach, was mir Spaß macht. Was da so ein paar Menschen denken, ist mir egal.

Wäre es ein Traum, einmal vom Fußball leben zu können?
Das kann ich im Grunde auch jetzt schon (lacht). Als Studentin in einer WG hat man nicht allzu viele Ausgaben. Aber es reicht nicht wie bei den Männern, um nach der Karriere ein entspanntes Leben zu haben. Deswegen der Plan B mit dem Studium.

Neben dem Fußball studieren Sie Lehramt.
Genau. Um nach der Karriere ein zweites Standbein zu haben. Solange es beim Fußball gut läuft, will ich mich aber auf den Sport konzentrieren und nicht davor mit meiner Lehrerkarriere anfangen. Ich kann mir auch vorstellen, später in den Trainerbereich einzusteigen. Die C-Lizenz habe ich schon.

Wird genug für den Frauen-Fußball getan?
Ich finde die Entwicklung sehr gut, zum Beispiel was die Zuschauerzahlen betrifft und dass immer mehr Profi-Männer-Vereine in den Frauenfußball investieren. Da hat sich schon einiges getan. Aber natürlich wünsche ich mir, dass sich noch einiges verbessert, dass zum Beispiel die Gehälter weiter steigen.

Fudalla über RB-Perspektive: "Vielleicht greifen wir dann schon die Champions-League-Plätze an"

Stichwort Zuschauer. Würden Sie künftig gern in der Red Bull Arena auflaufen?
Natürlich wäre das super. Aber nur, wenn auch genug Fans kommen würden, um Stimmung zu machen. Ich weiß nicht, was der Verein da plant. Erstmal müssen wir in die erste Liga aufsteigen, dann sehen wir weiter (lacht).

Sie haben mehr als 30 Spiele für DFB-Junioren-Auswahlen bestritten. Wann folgt das Debüt für die A-Nationalmannschaft?
Das ist ein großes Ziel von mir. Wenn wir aufsteigen, habe ich nochmal eine größere Chance, den Schritt zu gehen. Dann schauen wir, was passiert.

Wo stehen Sie in fünf Jahren als Fußballerin und wo steht RB?
Wenn ich es mir aussuchen könnte, spiele ich hoffentlich in der Nationalmannschaft und mit RB in der ersten Liga. Kommt darauf an, wie schnell die Entwicklung läuft, aber vielleicht greifen wir dann schon die Champions-League-Plätze an – wer weiß.