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Warum Uzun gehen musste Vision vom Red-Bull-Fußball für Frauen

Saban Uzun hat seinen Job als Coach bei den Frauen von RB Leipzig keineswegs schlecht gemacht. Und doch entschied sich Sportdirektorin Viola Odebrecht für einen neuen Weg. Die Gründe für den Trainerwechsel.

Von Ullrich Kroemer 26.05.2024, 06:00
Abschied nach zwei Jahren: Viola Odebrecht entschied sich für eine Trennung von Saban Uzun.
Abschied nach zwei Jahren: Viola Odebrecht entschied sich für eine Trennung von Saban Uzun. (Foto: imago/Martin Stein)

Leipzig – Ein Sieg war Saban Uzun in seinem letzten Spiel als Trainer der Bundesliga-Frauen von RB Leipzig nicht vergönnt. Doch der scheidende Trainer nutzte seine letzte Pressekonferenz im Amt, um noch einmal darauf hinzuweisen, was der Aufsteiger nach missratener Hinrunde erreicht hat: Als viertbeste Rückrundenmannschaft der Liga belegte Uzuns Team am Ende einen respektablen achten Rang bei der Premiere im Oberhaus und avancierte zum besten Neuling der vergangenen zehn Jahre. Gehen musste der allseits beliebte Uzun zum Missfallen vieler Fans dennoch, weil RB eben kein normaler Aufsteiger ist, sondern möglichst innerhalb der nächsten drei Jahren die Qualifikation für die Champions League schaffen und zu einem der Top-Standorte hierzulande reifen will. Am liebsten genauso rasant, wie das einst bei den Männern gelang.

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Odebrecht: „RB-Spielprinzip weiterführen – aber anders als die Männer”

Die Art und Weise, wie das Team auftrat, war Sportdirektorin Viola Odebrecht nicht gut genug. Ende März entschied die Weltmeisterin von 2003 und viermalige Champions-League-Siegerin gemeinsam mit der RB-Geschäftsführung und den auch für die Frauen zuständigen Sportreferenten Sebastian Schuppan, dass der Vertrag mit dem Aufstiegstrainer aus Tübingen nicht verlängert wird. „Wir haben mit dem Verein zusammengesessen und offen formuliert, wo wir hinwollen. Dabei wurden unterschiedliche Vorstellungen deutlich, wie der Weg des Teams in den kommenden drei bis fünf Jahren gestaltet werden soll”, erklärt sie die Entscheidung. Das gehöre jede Saison aufs Neue auf den Prüfstand. Die Entscheidung sei „multifaktoriell“, formuliert Odebrecht, die sonst angenehm geradeaus ist, etwas umständlich. Die Ideen über den weiteren Weg der RB-Frauen seien eben auseinandergegangen.

Deutlicher werden die Gründe für die Trennung, wenn Odebrecht über das Profil des neuen Trainers Jonas Stephan spricht. Der 32-Jährige wechselt als sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Eintracht Braunschweig zu den RB-Frauen. Bisher hat er nur mit männlichen Nachwuchsspielern gearbeitet, der Job bei den Frauen ist für ihn Neuland. Doch Odebrecht legt Wert auf Stephans taktische Expertise, um mit den RB-Frauen einen eigenen Stil zu prägen.

„Wichtig ist, dass der Trainer und die Struktur, die RB Leipzig mitbringt, zusammenpassen und er eine Vision hat, das Ganze weiterzuentwickeln”, betont Odebrecht. „Wir wollen das RB-Spielprinzip weiterführen – aber anders als die Männer, weil wir nun mal Frauen sind und andere physiologische Voraussetzungen haben. Dennoch soll die DNA nicht verloren gehen.” Für Frauen sei der Stil, den etwa Marco Rose bei den Männern spielen lässt, nicht 90 Minuten durchzuhalten. Der Neue soll also nichts weniger als eine fein nuancierte Variante des Red-Bull-Pressing-Gegenpressing-Fußballs für die Frauen erschaffen und eine eigene Erfolgsphilosophie kreieren, die das Fundament für weitere Erfolge bildet. Das traut Odebrecht dem stärker universitär und wissenschaftlich geprägten Stephan – Autor diverser Taktikbücher – offensichtlich eher zu als Uzun.

„Potenzial vollends ausschöpfen”

Dazu geht es Odebrecht darum, das RB-Profil – ebenfalls nach Vorbild der Männer – auch hinsichtlich der Strategie, die besten Talente zu verpflichten und nach oben zu führen, weiter zu schärfen. „Wir wollen das Potenzial junger Spielerinnen vollends ausschöpfen und sie individuell auf ihren Positionen weiterentwickeln”, sagt sie. „Wenn du einzelne Spielerinnen besser machst, wird das gesamte System, die Umsetzung der gesamten Spielidee besser sein.” Auch dies soll mit Stephan fortan noch erfolgreicher gelingen, um auch künftig hochveranlagte neue Spielerinnen nach Leipzig zu locken. Im zweiten Bundesligajahr soll das Team nur punktuell verstärkt werden – etwa mit der jungen Torhüterin Lina von Schrader, die aus Hoffenheim zu RB wechselte.

Viel diskutiertes Thema im Klub ist auch, die Bedingungen für die Frauen weiter zu verbessern. Im Winter hatte Odebrecht kritisiert, dass die Trainingsumstände im Ligavergleich eher im unteren Mittelfeld anzusiedeln seien. Es stehen zu wenig Rasenflächen zur Verfügung; im Winter muss das Team bislang auf Kunstrasen trainieren. Die Kritik kam nicht bei jedem im Verein gut an, doch es wird Verbesserungen geben. „Der gesamte Klub ist sehr intensiv und akribisch mit uns dabei, Lösungen zu finden und den Frauenfußball auch hinsichtlich der Infrastruktur auf ein anderes Niveau zu heben”, sagt Odebrecht. Das soll in den kommenden Jahren umgesetzt werden. „Bei vielen Dingen sind wir schon sehr weit, und über die Dinge, wo wir noch Verbesserungsbedarf haben, sind sich alle einig.”

Noch ist Frauen-Bundesliga in Leipzig ein Nischenprodukt. „Die LeipzigerInnen müssen uns auch erstmal richtig wahrnehmen, müssen wissen, dass wir in der Bundesliga spielen – dazu gehört natürlich auch sportlicher Erfolg”, betont Odebrecht. Von den Männern weiß RB: Begeisterung in der Stadt entsteht durch attraktiven Spielstil und Erfolg.

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