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RB Leipzig„Sieben Jahre Leipzig waren nicht vorgesehen”: Yussuf Poulsen will sich im Nagelsmann-System bei RB Leipzig beweisen

Von (RBlive/sid) 10.08.2020, 13:00
Glaubt nicht an Karrierepläne: Yussuf Poulsen
Glaubt nicht an Karrierepläne: Yussuf Poulsen imago/Christian Schroedter

Yussuf Poulsen ist der dienstälteste Spieler bei RB Leipzig. Der Angreifer weiß also genau, was die Teilnahme am Finalturnier der Champions League für den Klub bedeutet. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) erklärt Poulsen, warum Leipzig im Viertelfinale gegen Atletico Madrid nur Außenseiter ist, warum der Titel trotzdem ein Ziel sein sollte und wie sehr Timo Werner in Lissabon fehlen wird.

Herr Poulsen, RB Leipzig befindet sich schon seit geraumer Zeit wieder im Training. Wie ist das Leistungsniveau nach so kurzer Pause?
Yussuf Poulsen: Die Trainingsqualität ist sehr hoch. Wir haben fast genau da angesetzt, wo wir vor der Pause aufgehört haben.

Wie geht es Ihnen persönlich nach Problemen mit dem Sprunggelenk?
Poulsen: Ich hatte im Urlaub auch die Reha absolviert und dementsprechend etwas weniger frei. Aber so konnte ich ab dem ersten Trainingstag alles voll mitmachen. Ich bin wieder da, wo ich sein will.

In der dreiwöchigen Vorbereitung ist alles auf das Viertelfinale der Champions League in Lissabon gegen Atletico Madrid ausgerichtet. Wie sehr kribbelt es bei dem Gedanken?
Poulsen: Sehr! Wir freuen uns alle riesig auf das Spiel. Wir haben uns das erarbeitet und sind froh, dass wir es zu Ende spielen können. Es gab ja auch Zeiten, wo das nicht sicher war. Es ist ein geiles Gefühl, im Champions-League-Finalturnier in Lissabon zu stehen.

Wollen Sie das K.o.-Spiel mit dem RB-typischen Überfallfußball angehen?
Poulsen: Wir werden sehen. Wir bestimmen das Spiel ja nicht alleine, da stehen noch elf Spieler auf der anderen Seite. Aber wir wollen unser Spiel durchziehen und auf den Platz bringen. Es wird so oder so ein heißes Spiel und bestimmt sehr sehenswert.

Was zeichnet den Gegner aus?
Poulsen: Zuerst einmal hat Atletico wie alle Topvereine ganz große Qualität auf allen Positionen. Außerdem ist es ein sehr gutes Team. Der Trainer fordert, dass man als Team auftritt und nicht als Einzelspieler. Die Verantwortlichen machen bei Atletico seit vielen Jahren einen sehr guten Job.

Atletico ist mit seiner kompakten Defensiv-Taktik fast der komplette Gegenentwurf zu RB Leipzig. Macht es das einfacher oder schwieriger?
Poulsen: Ja, es gibt ein paar Unterschiede. Aber wer sagt, dass Atletico nur tief hinten drinsteht und verteidigt, der kennt die Mannschaft nur teilweise. Das Team kann auch sehr hoch pressen. Sie sind aber ebenso sehr gut geschult darin, ein Gegentor zu verhindern. Davon können auch wir noch lernen.

Wer ist der Favorit?
Poulsen: Klar ist Atletico der Favorit, wir sind eher der Underdog. Wir sind zum ersten Mal im Champions-League-Viertelfinale, sie waren die letzten acht, zehn Jahre immer voll mit dabei. Aber natürlich haben wir eine Chance, und daran glauben wir auch.

Wie schätzen Sie generell die Chancen von Leipzig beim Finalturnier ein?
Poulsen: Wenn du erst mal da bist, dann musst du den festen Willen haben, den ganzen Weg bis ins Finale und zum Titel zu gehen. Klar, es gibt Mannschaften, die auf dem Papier größere Chancen haben. Aber im Fußball gibt es bekanntlich immer wieder Überraschungen.

Wie schwer wiegt der Weggang von Timo Werner zum FC Chelsea?
Poulsen: Wir wissen, dass wir Timo nicht komplett eins zu eins ersetzen können. Aber ich weiß auch, dass der Trainer viele Ideen hat, wie wir das etwas anders angehen können und somit mindestens genauso schlagkräftig in Lissabon auftreten, wie schon in den Champions League-Spielen zuvor.

Eine Variante ist, vorne mit Ihnen und Patrik Schick zwei 'Kanten' gegen die körperlich robusten Madrilenen zu stellen. Der Plan wäre Ihnen recht, oder?
Poulsen: So lange ich in der Startelf stehe, gebe ich dem Trainer immer recht (lacht). Diese Möglichkeit ist nicht ungewöhnlich, das haben wir in der Saison schon öfters gemacht.

Der Verbleib von Schick ist offen. Würden Sie sich wünschen, dass er bleibt - auch wenn das für Sie womöglich weniger Einsatzzeiten bedeutet?
Poulsen: Ich finde es immer gut, wenn Qualität in der Mannschaft ist. Egal, ob das auf meiner Position oder auf einer anderen ist. Das treibt alle zu besseren Leistungen an. Deswegen hoffe ich, dass er bleibt. Patrik hat eine hohe Qualität, er hat uns letzte Saison sehr geholfen.

Zurück zu Werner. Wird er auch in England ein Star?
Poulsen: Ich traue ihm hundertprozentig zu, dass er sich auch da durchsetzt. Klar, auch er muss erstmal seine Mitspieler und die Liga kennenlernen, man kann nicht sofort alle Qualitäten zeigen. Aber das wird mit der Zeit kommen. Ich glaube, dass Timo in den nächsten Jahren ein großer Stürmer der Premier League wird.

Viele meinen, vom Spielertyp her passen Sie auch hervorragend in die Premiere League. Ist das ein Ziel?
Poulsen: Ein Karriereplan ist immer schwierig. Hätte ich vor zehn Jahren meine Karriere geplant, hätte ich bestimmt nicht sieben Jahre, die es jetzt schon sind, für Leipzig vorgesehen. Zu der Zeit hatte ich noch nicht mal von Leipzig gehört (lacht). Irgendwann will ich sicher auch mal etwas anderes probieren, aber ich bin erst 26 Jahre und im Moment sehr glücklich in Leipzig.

Trainer Julian Nagelsmann lässt ein etwas anderes System spielen als Vorgänger Ralf Rangnick, bei dem Sie gesetzt waren. Wie gehen Sie damit um?
Poulsen: Ich muss mich anpassen und mein Spiel entwickeln. Ich finde, ich bin auf einem guten Weg. Vor meiner Verletzung hatte ich das Gefühl, dass ich noch besser weiß, wie ich mich in diesem System verhalten soll. Jetzt bin ich wieder fit und möchte da ansetzen und meine Leistung auf den Platz bringen.