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RB LeipzigOffensiv-Frust nach der Nullnummer: Jeder kritisiert jeden – Sabitzer rudert zurück

10.03.2019, 10:59

Nach dem 0:0 gegen den FC Augsburg brach sich bei RB Leipzig einiges an Unzufriedenheit über das zähe Offensivspiel Bahn, was die Ergebnisse der vergangenen Wochen noch kaschiert hatten. Die Defensivspieler kritisierten die formschwache Offensive; Offensivspieler Marcel Sabitzer kritisierte Trainer Ralf Rangnick für seine zu defensive Aufstellung; und Rangnick kritisierte die Mannschaft dafür, dass sie seine taktischen Ideen viel zu selten umgesetzt habe und die Stürmer zu wenig Torgefahr ausstrahlten. Ganz schön viel aufgestaute Kritik für einen seit sieben Bundesliga-Spielen ungeschlagenen Tabellendritten.

Die deutlichsten Worte fand der unbequeme Führungsspieler Marcel Sabitzer, der die größte Chance zum Tor des Nachmittags vergab, als er beim Abschluss wenige Meter vor dem Tor Philipp Max traf (82.). „Uns fehlen die kreativen Momente vorne drin, die Ideen nach vorne. Wir sind im Moment eher bei Standards gefährlich, aber kreativ hinken wir hinterher”, monierte der 24-Jährige.

Marcel Sabitzer kritisiert Aufstellung und Taktik

Und der Österreicher hatte auch eine Erklärung parat. „Wenn man halt mal abzählt, waren nicht allzu viele Offensive auf dem Platz über lange Strecken”, sagte Sabitzer und holte weiter aus: „Wenn du so einen Block vor dir hast, ist es schwer, da brauchst du auch mal Spieler, die Eins-gegen-Eins gehen können und für einen Überraschungsmoment sorgen. Vielleicht kam das ein bisschen spät heute.” Der Steirer schloss mit einer unverhohlenen Kritik an Aufstellung und Taktik seines Trainers Ralf Rangnick. „Wir haben viele Spieler, die Kreativität mitbringen, aber warum die nicht spielen, das muss wer anders beantworten.” Majestätsbeleidigung am Hofe von RB Leipzig.

Rangnick rechtfertigte sich und verwies darauf, dass er im Laufe der zweiten Hälfte alle zur Verfügung stehenden Offensivspieler gebracht habe: „Schauen Sie sich mal an, wer ab der 60. Minute und danach ab der 70. und 80. Minute auf dem Platz war und wer auf der Bank saß.” Der Chefcoach hatte Emil Forsberg (58.), Bruma (73.) und Jean-Kévin Augustin gebracht (81.), was zwar jeweils kurzzeitig für Schwung sorgte, jedoch keine entscheidenden Impulse brachte. Doch wenn es nach Sabitzer gegangen wäre, hätten diese Akteure gegen die offensiv bis auf den Schuss von Michael Gregoritsch (59.) komplett harmlosen Augsburger von Beginn an auflaufen sollen.

Sabitzer muss Aussagen relativieren

Update: Nach einer Aussprache mit Rangnick am Vormittag revidierte Sabitzer seine Kritik. Seine Aussagen hätten sich „sicherlich auch aus der Emotion heraus unmittelbar nach dem Spiel” ergeben und ließen sich „in verschiedene Richtungen interpretieren”, teilte Sabitzer über einen RB-Pressesprecher mit. „Mir ging es vor allem darum, dass wir insgesamt als Mannschaft zu wenig Kreativität auf den Platz gebracht haben – und da schließe ich mich natürlich mit ein.” Es gebe „keinerlei Differenzen mit dem Trainer”. Na dann.

Rangnick: „Haben die vorgegebenen Mittel zu selten genutzt”

Fakt ist, dass die Leipziger Offensivkräfte zum einen viel zu wenige Lücken fanden, um mal gefährlich zu werden. „Wir haben die Mittel, die wir der Mannschaft vorgegeben haben, zu selten genutzt”, ärgerte sich Rangnick. „Wir haben zu viel quer gespielt, zu wenig mit diagonalen Chip-Bällen agiert.” So wie bei der größten Chance der ersten Hälfte, als Matheus Cunha einen Diagonalball auf Marcel Sabitzer schlug, der volley mit der Innenseite zu Timo Werner im Zentrum weiterleitete, der den Ball mit dem Kopf jedoch nicht unter Kontrolle bekam (40.).

Zum anderen vergaben die Angreifer wie in dieser Szene die drei, vier vorhandenen Torchancen zu leichtfertig. In Absenz des angeschlagenen Yussuf Poulsen mahnte Rangnick: „Wir haben drei andere Stürmer auf dem Platz gehabt, von denen kann auch mehr Punch und Durchschlagskraft im Abschluss kommen.”

Kapitän Orban mahnt: „Auf den Offensiv-Positionen wieder in Topform kommen”

Auch Kapitän Willi Orban nahm die Offensivkollegen bei der Pflicht. „Wir müssen auf den Positionen im Offensivbereich wieder in Topform kommen, dass jeder einzelne an sich arbeitet, dass wir am Spieltag hundertprozentig liefern können und die nötige Überzeugung mitbringen, um uns auch gegen Mannschaften durchzusetzen, die mit Mann und Maus verteidigen.” Es gehe darum, „zu lernen, reifer zu werden, solche Defensivblöcke auf dem Platz zu analysieren und zu erkennen, was funktioniert und was nicht.”

Doch fürs Erste bestätigte sich der Eindruck, dass die meisten Mannschaften nach einer Halbserie ihre Mittel gegen Rasenballsport gefunden haben, um wenigstens einen Punkt mitzunehmen, indem sie mit zwei Viererketten (Nürnberg) oder Fünfer- und Sechserketten (Frankfurt und Augsburg) ultradefensiv antreten und davor die Räume im Zentrum dicht machen. Aktuell hat RBL darauf zu wenig kreative Antworten.

Rangnick setzt auf Hoffnung und Auswärtsstärke

Doch Kritik am System oder seiner Taktik wollte Rangnick also trotz der mauen Heimbilanz 2019 (vier Spiele, ein Tor, drei Punkte) nicht gelten lasse. Vielmehr verwies der 60-Jährige darauf, dass man solche Spielen wie zuletzt durch einen Standard entscheiden oder eben eine der wenigen vorhanden Torgelegenheiten nützen müsse. „Es ist im Training nicht so einfach, so eine Spielweise wie die von Augsburg oder die von Frankfurt zu simulieren. Dazu haben wir gar nicht die Spieler”, sagte Rangnick. Und schob hoffnungsvoll hinterher: „Irgendwann kommen vielleicht wieder Gegner, die auch auswärts versuchen, wenigstens ein bisschen mitzuspielen.”

Bis es soweit ist, setzt Rangnick weiter auf die neu entdeckte Auswärtsstärke. „Wir tun uns auswärts leichter, weil der Gegner automatisch was machen muss und wir Räume haben, in die wir reinkontern können”, argumentierte der Schwabe im ZDF. „Solange wir auswärts unsere Spiele gewinnen und daheim gewinnen, sind wir weiter im Zwei-Punkte-Schnitt”, sagte Rangnick und forderte: „Wir wollen auf Schalke unseren fünften Auswärtssieg in Serie holen.“