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RB LeipzigWelcome, Jesse! US-Amerikaner Marsch beginnt seinen Trainerjob bei Vizemeister RB Leipzig

Von Martin Henkel 02.07.2021, 08:26

Der Dienstantritt von Jesse Marsch ist ein Comeback. RB Leipzigs neuer Trainer war schon mal am Cottaweg zu Hause. 2018/2019 ist der US-Amerikaner Assistent des damaligen Trainers Ralf Rangnick gewesen. So viel Neues wird es für den 47-Jährigen also nicht zu bewältigen geben, wenn er heute seine Arbeit bei den Sachsen aufnimmt.

Eine Einschätzung von Martin Henkel

Und dennoch ist in den vergangenen zwei Jahren, in denen Marsch als Cheftrainer bei Red Bull Salzburg tätig war, eine Menge Wasser die Luppe hinunter geflossen. Der Coach wird nicht nur ein neues Büro beziehen, das nämlich des Hauptverantwortlichen für den Kader der Sachsen. Er wird auch keinen Mentor mehr vorfinden, wie im Sommer vor drei Jahren, als ihn Rangnick in die Welt des europäischen Fußballs einführte. Der 63-Jährige ist seit Sommer 2020 bei RB Geschichte.

Hohe Gehälter, einiger Unfrieden

Marsch, der damals von Red Bull New York in die Messestadt übersiedelte, steht deshalb vor einer gewaltigen Aufgabe. Gewaltig, weil es mittlerweile auch die Erwartungen sind, die der Klub und Fans - ob bewusst oder unbewusst - an ihre Trainer herantragen. RB hat sich als Topteam in der Liga etabliert und spielt nunmehr im dritten Jahr in Folge nicht nur um die Meisterschaft mit, sondern auch in der Champions League, die vor allem wichtig für die Strukturen des Klubs ist. Längst haben die Sachsen ihre Finanzen an die Erfolge der vergangenen Jahre angepasst.

Dazu gehören auch Transfers, wie der, der sich da gerade anbahnt. Wie zu vernehmen ist, sind die Gespräche für einen Wechsel des Frankfurter Stürmers André Silva weit fortgeschritten. An die 35 Millionen Euro soll der Portugiese kosten, so man denn Einigung erzielt.

Vor allem die Gehälter solcher Topzugänge stiften der Erfahrung nach nicht nur Frieden in einer Kabine, die seit Jahren von denselben Schlüsselspielern geführt wird; von denen nicht alle zu den Großverdienern zählen. Ein Vorteil für Marsch ist das immerhin: Die meisten dieser Spieler kennt er schon. Yussuf Poulsen etwa, seit 2013 im Verein, sagte vor Beginn der EM: "Er war ja schon mal hier, insofern ist das ein gutes Zeichen, dass er reinpasst."

Olmo und Henrichs wollen zu Olympia

Nur hat Marsch die meisten davon nicht gleich zur Verfügung, was ebenso für weitere Assistenten zutrifft. Bislang stehen ihm nur Moritz Volz zur Verfügung und Achim Beierlorzer, der nach Cheftrainer-Stationen in Regensburg, Köln und Mainz zu RB ins zweite Glied zurückkehrt. Spieler wie Poulsen, Emil Forsberg, Marcel Sabitzer, Lukas Klostermann, Peter Gulacsi, Willi Orban, Konrad Laimer oder Marcel Sabitzer werden ebenfalls nicht dabei sein, wenn nach den medizinischen Tests kommenden Montag und Dienstag die ersten Trainingseinheiten auf dem Plan stehen. Auch Dani Olmo wird ihm fehlen, so wie wohl auch Benjamin Henrichs, beide wollen zu Olympia.

Die Profis, die an diesem Wochenende in Leipzig eintrudeln, sind Spieler, die nicht bei der EM im Einsatz sind oder waren. Dazu zählen u.a. lediglich die Franzosen Nordi Mukiele und Christopher Nkunku, der Ungar Dominik Szoboszlai, der die EM verletzt verpasste, der Norweger Alexander Sörloth, der Spanier Angeliño oder Neuzugang Mohamed Simakan, der bereits seit Wochenbeginn in der Akademie ist, um sich in Schuss zu bringen.

Ach ja, und Dayot Upamecano wird aller Voraussicht nach für ein paar Übungsstunden vorbeischauen. Der Franzose ist zwar schon längst an die Bayern verkauft, sein neuer Vertrag beginnt aber erst am 15. Juli. Eine Einigung darüber, ob der Meister seinen Neuerwerb schon früher von RB loseist, wurde bis dato nicht erzielt.

Comeback oder Fehlstart?

Alle anderen Spieler werden erst kurz vor oder während des Trainingslagers im österreichischen Saalfelden zum Kader stoßen. In der letzten Juli-Woche führt Marsch seinen Kader für sieben Tage ans Steinerne Meer. Dort wird er den Grundstein legen für eine erwartete Abkehr vom Ballbesitzfußball, wie ihn Vorgänger Julian Nagelsmann pflegte. Marsch, so heißt es, soll den alten RB-Fußball mit Gegenpressing und schnellem Konterspiel reaktivieren. Gleichzeitig will der US-Amerikaner aus seinem Personal eine Einheit schmieden. Eine seiner Prioritäten. "Dass wir eine echt starke Gruppe sind, bedeutet alles für mich. Ganz ehrlich: mehr als das Ergebnis", sagte er kürzlich.

Ob das für einen gelungenen Start in die neue Spielzeit reicht, ist freilich vollkommen offen. In Salzburg gewann Marsch nicht nur zwei Mal das Double, sondern auch das Vertrauen von Funktionären und Spielern. Die Bundesliga aber ist ein anderes Pflaster – und der Start hat es in sich: Nach der ersten DFB-Pokalrunde Anfang August warten auf den Neuen in vier Ligaspielen zwei Kracher: Am dritten Spieltag geht es gegen den Vorjahresvierten Wolfsburg und am vierten daheim gegen die Bayern und Ex-RB-Trainer Nagelsmann. Spätestens dann wird klar sein, ob Marschs erste Wochen bei RB sich zu einem gefeierten Comeback entwickeln oder Gefahr laufen, als Fehlstart eingestuft zu werden. (RBlive/hen)