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RB LeipzigKlarer Kopf und Freistoßtraining: Was Dariusz Wosz seinem Neffen Joscha bei RB Leipzig mitgibt

Von Martin Henkel, Ullrich Kroemer 09.10.2020, 08:55
Neffe Josch und Onkel Dariusz Wosz
Neffe Josch und Onkel Dariusz Wosz RBlive/msc

Selbst in der Hauptstadt hallte das Debüt wider. „Joscha macht’s möglich“, titelte der Berliner Kurier über einer Meldung zur Bundesligapremiere des Leipziger Nachwuchskickers beim 4:0 gegen Schalke: „Es woszt wieder in der Liga.“ Fast 20 Jahre ist es her, dass der Name Wosz in Berlin für eine Zeitungserwähnung sorgte – als er Berlin verließ. Dariusz Wosz, prominenter Onkel von RB-Talent Joscha, war drei Jahre lang Angestellter der „Alten Dame“.

Wosz: "Er wird seinen Weg gehen"

Jetzt taucht der auch in Halle noch immer klingende Name also wieder auf, weil RB-Coach Julian Nagelsmann Joscha Wosz das erste Profispiel als Dank „für seine Trainingsleistung“, zwei „schöne Treffer“ zuletzt bei der U19 sowie seinem „sehr guten Auftritt“ im Geheimtest gegen Wolfsburg während der Saisonvorbereitung schenkte.

Vier Ballkontakte und ein paar Sprints in sieben Minuten sind nicht der Rede wert. Aber Onkel Wosz weiß, dass mit diesem Spiel eine Tür aufgestoßen wurde. Nicht nur zum Profikader des aktuellen Tabellenführers oder zu einer Karriere als Oberhaus-Profi. Sondern auch im Kopf. „Das Wichtigste ist, dass er jetzt klar bleibt“, sagt er im Gespräch mit der MZ/RBlive. „Dann wird er seinen Weg machen.“

Wosz, 51 und Leiter der Fußballschule des VfL Bochum, weiß nur zu gut, was den Sohn seines Bruders Zbigniew nun erwartet. Die Frage sei: „Bleibt er auf dem Boden? Er muss wissen, wo er herkommt.“ Heißt: „Vom Halleschen FC, da hat er so wie ich Fußballspielen gelernt. Das darf man nicht vergessen.”

Halle und Wosz - das ist wie Händel und Halloren. Joschas Vater ist Diplomsportlehrer und besitzt ein Fitnessstudio in der Stadt. Es gibt ein gleichnamiges Sportgeschäft und Dariusz Wosz war der letzte große Fußballer, den der HFC hervorgebracht hat. 120 Spiele hat er für Halle bestritten, ehe er 1992 zum VfL Bochum wechselte, 1998 zur Hertha und 2001 wieder zurück nach Bochum.

Dariusz Wosz: „Disco oder Fußball?”

Jetzt ist die zweite Generation auf dem Weg, sich im deutschen Fußball einen Namen zu machen. Aber es ist kein Spaziergang vom Debüt zum Bundesligaprofi. Wosz erinnert an zwei seiner früheren Schützlinge: Ilkay Gündogan und Leon Goretzka. Der eine spielt bei Manchester City, der andere bei den Bayern, beide stammen aus Bochums Jugend. „Jetzt wird es doch erst interessant“, sagt Dariusz Wosz. „Wenn er jetzt in die A-Jugend zurückkommt, wird er von seinen Mitspielern provoziert. ,Du Profi’ und so. Ich kenne das alles von Leon und Ilkay. Da müssen sie durch und sich durch Leistung empfehlen.”

Ab sofort bedeute das: Nagelsmann zu bestätigen, dass er sich nicht getäuscht hat. Dazu gehört, „auf seine Eltern hören“, sagt der Onkel, der sich an seinen eigenen Vater erinnert. „Der hat mich immer gefragt: Disco oder Fußball? Ich habe immer geantwortet: Disco! Er sagte: Fußball!” Sein Vater hat sich durchgesetzt.

Joscha Wosz: Zehner wie Shaqiri oder Sechser wie Kimmich?

Genauso herausfordernd ist die Suche nach seiner Rolle und der richtigen Position auf dem Platz. Bei RB spielte Joscha Wosz schon Stürmer ebenso wie Außenverteidiger. „Joscha ist vielseitig“, so Dariusz Wosz. „Für mich ist er ein Zehner-Typ wie Xherdan Shaqiri, aber vielleicht wird er am Ende doch noch ein Sechser wie Kimmich.“

Bei einem geplanten Treffen wollen beide an Joschas Freistoß arbeiten. „Ich habe immer beobachtet, wie sich Messi und Ronaldo, früher Lothar Matthäus und Icke Hässler den Ball zum Freistoß hingelegt haben. Das hat auch etwas damit zu tun, dass man den Ball liebt und den Freistoß schießen möchte, und nicht einfach nur hinlegt und mit dem Fuß dagegentritt. Das sind wichtige Details”, betont Wosz.

Vor allem aber wird der Ex-Nationalspieler dem 18-Jährigen Demut vermitteln. „Er darf sich nicht gleich ein dickes Auto holen, wenn er zehn, 20 Bundesligaspielen hat”, sagt er. Vielleicht ist das die größte Herausforderung, vor der Joscha Wosz steht. Ein Gleichnis ist der Ratschlag. „Als ich zur Hertha kam, sagte Trainer Jürgen Röber zu mir: ‚Solltest du ein größeres Auto fahren als ich, spielst du nicht!‘“ (RBlive/hen/ukr)