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RB LeipzigU17-Talent Joscha Wosz im RBlive-Interview: „Die Profis sind noch weit weg“

30.04.2019, 12:21
Joscha Wosz ist mit der U17 von RB Leipzig erfolgreich.
Joscha Wosz ist mit der U17 von RB Leipzig erfolgreich. imago/Picture Point LE

RB Leipzig kann mit einem Sieg gegen den FC Bayern München den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte holen. Auch für die Jugendteams geht es in der laufenden Saison noch um Pokale: Die U17 spielt am Mittwoch, den 1. Mai gegen den Halleschen FC um den NOFV-Pokal.

Joscha Wosz ist mit 15 Toren nach Dennis Borkowski der erfolgreichste Scorer der U17 von Marco Kurth. Im Interview mit RBlive spricht der gebürtige Hallenser über seine Ambitionen bei RB Leipzig und den Stellenwert seines berühmten Onkels Dariusz Wosz.

RBlive: Du bist seit 2014 bei RB Leipzig, das Trainieren in einem Profiverein ist für dich alltäglich. Wie sieht so ein Tag im Leben eines Fußballtalents aus?

Joscha Wosz: Ich stehe montags um sechs Uhr auf, habe von sieben Uhr bis halb vier Schule und meistens um halb fünf Training. Danach hat man hier die Möglichkeit, zu essen, was ich meistens mache. Im Anschluss kommen die Schulaufgaben, dann ein wenig Freizeit und schon geht man wieder schlafen.

So normal war das ja nicht immer für dich. Kannst du dich an die ersten Tage an der Akademie erinnern?

Als ich 2014 herkam, war ich sehr aufgeregt, man muss ja alles erstmal kennenlernen. In den ersten Spielen bist du aufgeregt, willst keinen Fehler machen, aber es lief dann ziemlich gut. Trotzdem war alles viel anstrengender, der Spielfluss war neu, das musste ich alles lernen. Aber ich wurde super integriert, Trainer und Mitspieler haben mich gut aufgenommen.

Am Cottaweg haben die Nachwuchsfußballer von RB Leipzig sehr gute Bedingungen. So auch Joscha Wosz.
Am Cottaweg haben die Nachwuchsfußballer von RB Leipzig sehr gute Bedingungen. So auch Joscha Wosz.
imago images / Picture Point LE

Joscha Wosz: „Natürlich träumt man schon mal von den Profis, aber das ist noch weit weg.“

Zu wem aus dem Team hast du denn den besten Draht?

Mit meinem Zimmerpartner Eric Martel verstehe ich mich super. Zu dem ein oder anderen hat man guten Kontakt, weil man in dieselbe Klasse geht. Ich war außerdem bei Linus Zimmer ein halbes Jahr lang Gastkind, da hängt man 24 Stunden lang aufeinander und lernt sich nochmal besser kennen.

Als herausragendes Talent bei einem Bundesligisten hast du vermutlich große Ziele. Was sind die nächsten Meilensteine?

Ich will die U17 so gut wie möglich abschließen und vielleicht noch im Meisterschaftskampf ein Wörtchen mitreden. Wenn wir jedes Spiel gewinnen und die anderen patzen, geht vielleicht noch was. (RB Leipzig ist Dritter, d.Red.) In der U19 kommen zwei wichtige Jahre und es wird schwer, nicht den Anschluss zu verlieren, weil ich erstmal zum jungen Jahrgang gehöre. Natürlich träumt man schon mal von den Profis, aber das ist noch weit weg.

Du bist aus deiner Heimatstadt Halle, aus der Jugend des Halleschen FC gewechselt. Viele Fans dort zählen nicht  unbedingt zu den Freunden von RB. Spielt das für dich irgendwo eine Rolle?

Es gab schon mal Sprüche direkt nach meinem Wechsel, aber das wars dann auch. Aber da raten mir auch meine Eltern, nicht drauf zu hören. Ich habe gesagt, ich mache das und will es probieren. Aber die meisten Freunde aus Halle halten zu mir und wir haben ja noch Kontakt.

Auch zu deinen ehemaligen Mitspielern? Immerhin trefft ihr am Mittwoch ausgerechnet im Pokalfinale aufeinander.

Ich pflege den Kontakt zu meinen Freunden aus Halle. Und meine alten Mitspieler haben mir schon mitgeteilt, dass sie motiviert sind. Aber das sind wir ja auch. Wir haben Lust, da zu gewinnen und wollen unbedingt den Pokal.

Joscha Wosz: „Spreche nicht extrem viel mit meinem Onkel“

Hast du dich schon mit deinem Onkel Dariusz über das Spiel unterhalten?

Nein, das Pokalspiel war kein spezielles Thema.

Welche Rolle spielt er ansonsten für dich?

Ich habe mir viele Youtube-Videos von ihm angeschaut, wie er als Spieler war, weil ich seine Zeit ja noch nicht miterlebt hatte. Mein Vater erzählt mir auch viel. Ab und zu ruft er an und fragt wie es mir geht, und sagt mir auch manchmal, das kannst du so und so machen. Aber er ist ja in Bochum und daher weit weg. Allgemein spreche ich jetzt nicht extrem viel mit meinem Onkel.

Joscha-Onkel Dariusz Wosz wirbelte einst vor allem für den VfL Bochum.
Joscha-Onkel Dariusz Wosz wirbelte einst vor allem für den VfL Bochum.
imago images / Uwe Kraft

Er war als „Zaubermaus“ für eine gute Technik bekannt. Wofür stehst du als Spielertyp?

Also, ich habe keinen richtigen Spitznamen. Ich bin ziemlich schnell und robust. Ich gehe mit viel Einsatz und Laufstärke ins Spiel und erarbeite mir die Chancen. Mein Trainer gibt mir viel Verantwortung, ich bin Führungsspieler. Ich will die anderen bestmöglich mitziehen und coachen, so gut ich kann.

Wie ist der Kontakt zu den Profis, kannst du dir viel abschauen?

Ich habe mir ab und zu besonders Amadou Haidara angesehen und Emil Forsberg. Der erste Kontakt bei denen ist sehr gut, das ist bei mir noch eine Schwachstelle, an der ich gerade arbeite. Die Profis grüßen einen immer und man läuft sich ja über den Weg.

Manchmal gibt es Meetings, Willi Orban hat zum Beispiel einen Ernährungsplan vorgestellt, da konnte man hingehen und Fragen stellen. Es gibt außerdem Talentetrainings, da werden Spieler von uns ausgewählt, die dann von den Profitrainern trainiert werden. Das ist nochmal etwas ganz anderes, denn du spürst, worauf wert gelegt wird.

Joscha Wosz: „Ohne Disziplin auf dem Platz kann man ja auch nicht im Team agieren“

Wenn du kein Vollblut-Fußballer wärst, was würdest du sonst mit deiner Zeit anfangen?

Ich würde meine Schule mit noch mehr Engagement machen können, weil ich einfach mehr Zeit hätte. Aber ich würde trotzdem viel Sport machen, vielleicht eher ins Fitnessstudio. Ich habe eben nur den Fußball, lerne nicht so viel andere Dinge kennen. Aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben (lacht).

Mit meinen Freunden würde ich mehr machen. Auch die, die ich nicht vom Fußball kenne, unterstützen mich sehr. Wenn ich etwas bei Instagram poste, zum Beispiel am Matchday, kommt sowas wie „Viel Glück“ oder „Beim nächsten Mal komme ich gucken“. Das pusht einen schon.

Du bist auf Instagram selbst aktiv. Machst du dir Gedanken über die Aufmerksamkeit, die man als Fußballer bekommt?

Ich fühle mich nicht in den Mittelpunkt gedrängt. Ich kenne zwar nicht alle, aber es ist schön, so eine Community zu haben. Ich vertreibe mir ja auch die Zeit damit. Ich mache mir immer Gedanken, was ich poste, denn es gibt ja immer auch Leute, die etwas in den falschen Hals bekommen.

Gibt es also auch mal negatives Feedback?

Meistens gehe ich darauf gar nicht ein. Wenn sie mich nicht mögen, müssen sie mir ja nicht folgen. Da habe ich dann keine Lust drauf, zu kommunizieren, wenn man mit denen gar nicht umgehen kann.

Frieder Schrof wacht mit einem klaren Regelwerk über den Nachwuchs bei RB Leipzig.
Frieder Schrof wacht mit einem klaren Regelwerk über den Nachwuchs bei RB Leipzig.
imago images / Picture Point

Von Frieder Schrof gab es eine Art „Tattoo-und-lange-Haare-Verbot“: Nichts soll vom Fußball ablenken. Schränkt dich das ein?

Nein, ich fühle mich nicht eingeschränkt. Ich finde, Regeln sind Pflicht. Ohne Disziplin auf dem Platz kann man ja auch nicht im Team agieren, jeder hat seine Aufgabe. Klar gibt es Regeln, die einem nicht so gefallen. Aber irgendwann kommt man zu dem Punkt, dass sie einen weiterbringen.

Was hast du dir für die restliche Saison vorgenommen?

Ich habe mir vorgenommen, das Team zu pushen. Weiter Tore machen, Tore vorzubereiten, jeden Zweikampf zu gewinnen. Wir wollen bestmöglich abschneiden und Spaß haben.