RB Leipzig"Schwerpunkt Ballbesitz wird größer": U18-Bundestrainer Manuel Baum über RB-Nachwuchsarbeit
Für die U18 der Deutschen Nationalmannschaft durfte am Freitagabend beim 1:3 (1:1) gegen Dänemark Ben Klefisch sein Debüt bei DFB-Coach Manuel Baum geben. Vor dem Rückspiel am Montagabend (7. September ab 18 Uhr) äußerte sich der frühere Trainer des FC Augsburg gegenüber RBlive zu seinem Neuzugang im Nachwuchsteam, zur Jugendarbeit bei RB Leipzig und zu seinen Beweggründe, sich nach dem Start als Cheftrainer in Unterhaching und dem Bundesligadebüt beim FCA immer wieder der Ausbildung der nächsten Generation zu widmen.
RBlive: Was nehmen Sie mit aus der 1:3-Niederlage gegen Dänemark?
Manuel Baum: "Es dürfte klar sein, dass wir mit der Niederlage unzufrieden sind. Aber es war gut, dass wir mit Dänemark gleich auf einen richtig starken Gegner trafen. Die Jungs wissen nun, dass im U18- oder anschließend im U19-Bereich ein ganz anderes Niveau auf sie zukommt. Man hat gemerkt, dass durch die Corona-Pause wenig Mannschaftsbetrieb möglich war und viele Abläufe schlichtweg noch nicht sitzen. Die Jungs müssen sich nun schnell finden. Als einstiger Lehrer kenne ich das: Wenn Du nach sechs Wochen aus den Sommerferien kommst, hat der eine oder andere Schüler den Stoff auch nicht sofort parat. Wir werden das gemeinsam aufholen.“
Wie bewerten Sie die Leistung von Ben Klefisch?
"Ben war das erste Mal mit dabei. Er hat in den Einheiten einen sehr guten Eindruck hinterlassen – auch im Spiel hat er es ordentlich gemacht. Er ist ein Kämpfer und sich für nichts zu schade. Er geht in jeden Zweikampf voll rein mit positiver Aggressivität. Man hat ihm keine Nervosität angemerkt, obwohl es sein Länderspiel-Debüt war. In der Defensive musste er den gegnerischen Sechser aus dem Spiel nehmen, im Spielaufbau war er dann Außenstürmer. Das war taktisch keine leichte Aufgabe, zwei verschiedene Rollen einzunehmen."
Wie ist der Austausch mit Marco Kurth?
"Ich habe grundsätzlich mit allen Trainern im Vorfeld telefoniert. Im U17- und U18-Alter haben die Jungs meistens nochmal eine stärkere Wachstumsphase. Weil es keine Spiele gab, waren wir extrem auf den Austausch angewiesen. Dann sagt Marco Kurth beispielsweise: 'Der Ben macht's zurzeit richtig gut, hat sich toll entwickelt und könnte – auch vom Potenzial her - ein Kandidat sein'. Zudem ist Robert Friedrich unser Athletiktrainer. Er arbeitet gleichzeitig in der U18 bei RB. Auch daher ist der Kontakt mit den Leipzigern eng."
Was ist ihr Eindruck von Michael Kostka und Eric Uhlmann?
"Michael Kostka hat seine Sache für den Saison-Auftakt auch gut gemacht. Ich habe das Gefühl, dass er ein Spieler ist, der die Leipziger Philosophie in sich trägt und technisch gut geschult ist. Bei Eric Uhlmann schauen wir noch nach der idealen Position. Er kann Innenverteidiger, Sechser, Achter spielen. Wir geben ihm Raum, damit er sich entwickeln kann. Aktuell ist er am ehesten ein Innenverteidiger."
Wo ist der Unterschied in ihrem Spiel zu dem von RB?
"Mein Ansatz lautet: Was sind im Kühlschrank für Zutaten und was kann ich daraus kochen? Ich glaube, dass es besser ist, nicht zwangsläufig die eine feste Philosophie über eine Mannschaft zu stülpen, sondern das Optimum aus ihr zu entwickeln. Auch durch Corona ist jetzt eher Zeit, etwas auszuprobieren und zu schauen, was passt. Wenn wir Spieler wie etwa Michi haben, macht es Sinn, das Thema Pressing und Umschalten dominant zu machen. Aber man wird den anderen Jungs nicht gerecht, wenn man sie darauf reduziert. Kicken können sie alle."
Was halten Sie denn von der RB-Philosophie im Nachwuchs?
"Ich finde es gut, wenn ein Verein eine durchgängige Strategie hat, die den Rahmen vorgibt und Orientierung bietet. Du musst dann natürlich aufpassen, dass nicht zu viele ähnliche Spielertypen dabei herauskommen, sondern auch immer wieder Raum für Kreativität und Persönlichkeit zulassen. Mir hat ein Bundesligaspieler mal gesagt: 'Trainer, wir brauchen Vorgaben, aber wir wollen auch frei sein!' Das spiegelt es ganz gut wieder. Wenn ich mich mit RB-Trainern unterhalte, merke ich, dass das der Schwerpunkt ‚Spiel mit Ball‘ zunehmend größer wird.
Liegt das an Julian Nagelsmann?
"Aufgrund der Coronapandemie konnte ich RB noch nicht im Stadion beobachten. Aber die A-Jugend trainiert ja jetzt zunehmend mit den Profis zusammen. Dadurch fließen einige Ideen in den Nachwuchs herunter. Dieser Austausch ist extrem förderlich in der Ausbildung."
Sie sind nach dem Bundesliga-Start bei den Herren wieder zum Nachwuchs gewechselt. Macht Ihnen die Arbeit mit den Talenten mehr Spaß?
"Ich möchte ein ganzheitlicher Trainer sein und mich permanent weiterentwickeln. Nach zweieinhalb Bundesliga-Jahren in Augsburg wollte ich mir neues Wissen aneignen. Die Einblicke in die höchsten Nachwuchsebenen in Deutschland sind extrem förderlich. Denn viel zu oft geht man als Trainer von einem Job in den nächsten und macht das gleiche Programm wieder. Das ist der falsche Weg, denn auch der Fußball entwickelt sich permanent weiter. Durch meine Tätigkeit beim DFB kann ich an anderen Orten hospitieren und mich fortbilden, davon profitieren auch meine Spieler. "
Am Montagabend trifft die deutsche U18 ein zweites Mal in Leipzig auf Dänemark, diesmal im Alfred-Kunze-Sportpark bei BSG Chemie Leipzig.