„Schauen auch in anderen Alterssegmenten” Abkehr vom Rangnick-Prinzip: RB-Entscheider erklären die Transferphase
RB Leipzig hat sich durchweg mit prominenten Spielern verstärkt und durch clevere Verkäufe ein Transferplus erwirtschaftet. Doch was ist eigentlich aus der Maßgabe früherer Jahre geworden, nur Spieler zwischen 17 und 23 Jahren zu verpflichten? Und welchen Prinzipien folgt die Transferpolitik heute? Die RB-Manager Florian Scholz, Kaufmännischer Leiter Sport, und Christopher Vivell, Technischer Direktor, beantworten drei Fragen zur aktuellen Transferphase und der generellen ´Strategie der Neuverpflichtungen bei RB Leipzig:
Worin lag die Herausforderung bei dieser Transferperiode?
Florian Scholz: „Grundsätzlich: Eine Transferphase ist immer herausfordernd (lacht). Bei uns lag der Fokus in diesem Transferfenster auf drei Bereichen. Erstens auf der punktuellen Weiterentwicklung des Profi-Kaders, zweitens auf Vertragsverlängerungen, um Planungssicherheit zu haben, und drittens auf individuellen Lösungen für die Spieler in unserem Career Center im Hinblick auf Spielpraxis und Profitabilität. Und wenn man alle drei Bereiche zusammennimmt, können wir auf ein in Summe sehr erfolgreiches Transferfenster zurückblicken, sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht.“
Wie ist die Transferphase mit Blick auf die Konkurrenten einzuordnen? Wer hat das „Wettrüsten” für sich entschieden?
Christopher Vivell: „Die Transferperiode ist kein ‚Wettrüsten‘, denn die Ausgangsbedingungen sind bei allen Clubs verschieden. Gerade das macht eine Transferphase ja so herausfordernd – Bewegung in einem Teil des Marktes verändert auch immer die Marktlage insgesamt. Während andere Vereine in dieser Transferphase größere sportliche Umbrüche zu stemmen hatten, lag bei uns in der sportlichen Führung der Schwerpunkt darauf, unseren ohnehin sehr starken Kader an der ein oder anderen Stelle zu optimieren, um unserem Trainerteam mehr Handlungsoptionen und Variabilität zu geben. Gleichzeitig war es uns wichtig, den Kader in allen Mannschaftsteilen ausgewogen zu halten. Beides ist uns als Team gut gelungen.“
Vivell: „Heutige Zeit ist mit der, als Ralf Rangnick noch bei RB Leipzig war, nicht mehr zu vergleichen”
Keiner der verpflichteten Spieler ist mehr in dem Altersraster zwischen 17 und 23 Jahren, das unter Ralf Rangnick von wenigen Ausnahmen abgesehen Grundbedingung war. Gab es da angesichts der gestiegenen Ambitionen des Klubs ein Umdenken?
Vivell: „Die heutige Zeit ist mit der, als Ralf Rangnick bei RB Leipzig noch in Amt und Würden war, nicht mehr zu vergleichen. Der Transfermarkt hat sich seither stark verändert, wir als Verein aber auch. Wir sind älter geworden, viele unserer Spieler mit uns, und unsere Ansprüche sind als stetiger Champions-League-Teilnehmer ebenfalls gewachsen. Grundsätzlich ist es immer unser Ziel, die besten Spieler zum bestmöglichen Zeitpunkt zu uns zu holen. Das ist uns bei Josko Gvardiol gelungen, wie auch bei Benjamin Sesko und Maarten Vandevoort, um nur drei Beispiele zu nennen. Wenn das aufgrund der Marktsituation aber nicht möglich ist, schauen wir auch in anderen Alterssegmenten. Was definitiv aber immer gilt, und fester Bestandteil unserer ganzjährig stattfindenden Kaderplanung ist, ist dass jeder Spieler und möglicher Transfer unterschiedlich ist und daher immer individuell betrachtet werden muss, in Bezug auf Alter, Qualität und zeitlicher Einordnung.“