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Kaufmännisch überragender Sommer RB-Transferanalyse: Fünf Fragen bleiben nach dem Deadline Day offen

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 02.09.2022, 17:35
In David Raum (l.) und Timo Werner holte RB Leipzig im Sommer gleich zwei aktuelle deutsche Nationalspieler.
In David Raum (l.) und Timo Werner holte RB Leipzig im Sommer gleich zwei aktuelle deutsche Nationalspieler. (Foto: imago/Jan Huebner)

Es hatte etwas von Weihnachten im Spätsommer, als es plötzlich deutlich vernehmbar an einer Nebentür des Medienraumes von RB Leipzig am Cottaweg klopfte. Der bärtige Verteidiger Josko Gvardiol trat in roter Oberbekleidung ein, unterbrach Trainer Domenico Tedesco in dessen Antwort zum anstehenden Topspiel bei Eintracht Frankfurt (Sa., 18.30 Uhr) und verkündete: „Hey Leute, ich bleibe hier!“

Kurz zuvor hatte der 20-jährige Kroate seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2027 verlängert - ohne Ausstiegsklausel. Ein Coup für RB Leipzig am letzten Tag des Transferfensters, der höher einzuschätzen ist als die kurzfristige, einjährige Leihe des Ex-Dortmunders und -Mainzers Abdou Diallo von Paris St. Germain, die der Klub am Abend verkündete.

Denn Gvardiol ist neben Christopher Nkunku die heißeste Aktie beim Pokalsieger; bereits in diesem Sommer sollen der FC Chelsea und Manchester City bereit gewesen sein, 80 bis 90 Millionen Euro für den Youngster zu bezahlen. Dass sich Gvardiol und Nkunu zu RB bekannten, ist wohl die größte Leistung der Leipziger in dieser Transferphase.

RB Leipzig hält alle Stars und macht trotzdem einen Transfergewinn

Bei den Zu- und Abgängen darf man dem Klub großes kaufmännisches Geschick bescheinigen. Obwohl kein einziger Leistungsträger abgegeben wurde, nahmen die Leipziger Verhandler insgesamt 75 Millionen Euro ein und brachten 22 Spieler unter. Im Gegenzug verpflichteten sie die neuen Akteure für insgesamt knapp 60 Millionen Euro – bis auf Keeper Janis Blaswich alles Nationalspieler – allesamt unter Marktwert.

Doch hinsichtlich der sportlichen Planung gibt es auch Fragezeichen:

1. War der Linksverteidiger-„Tausch“ von Angeliño gegen David Raum wirklich eine so brillante Idee? In den ersten Partien zeigte sich Raum weniger ballsicher als der Spanier, der nun für Hoffenheim wirbelt.

2. Wie passen Raum und Timo Werner zusammen? Eigentlich war der laufstarke Raum gekommen, um André Silva die Flanken auf den Kopf zu schlagen. Nun wird Silva meist nur von der Bank kommen.

3. Hat sich RB mit der Verpflichtung von Xaver Schlager verpokert? Der Ex-Wolfsburger sollte Konrad Laimer ersetzen, der aber überraschend blieb? Nun hat Trainer Tedesco ein Überangebot im zentralen Mittelfeld.

RB Leipzig holte lieber fertige Spieler als unbekannte Top-Talente

4. Inwiefern ist Linksfuß Diallo die richtige Verstärkung für die Abwehr, wo doch auf der rechten Seite Personal fehlt? Lukas Klostermann fällt „Monate“ aus, wie Tedesco betonte.

5. Für welche Transferstrategie steht der Klub inzwischen? Die Leipziger holten ausschließlich fertige Feldspieler im besten Alter zwischen 24 und 26 Jahren. Das war zu Ralf Rangnicks Zeiten die Ausnahme, als es Alleinstellungsmerkmal von Leipzig war, junge Spieler bis 23 zu verpflichten.

Offenbar eine Weichenstellung auf dem Weg des Pokalsiegers zum Titelkandidaten, wofür verstärkt gestandene Spieler notwendig sind. Aber: Mit Benjamin Sesko (19) und Maarten Vandevoort (20) haben für 2023 beziehungsweise 2024 auch internationale Toptalente bereits unterschrieben.

Bundesliga-Wettrüsten: FC Bayern und Borussia Dortmund deutlich vor RB Leipzig

Trotz allem haben die Ligakonkurrenten FC Bayern und Borussia Dortmund die Leipziger beim „Wettrüsten“ in diesem Sommer noch einmal übertrumpft. So viel wie aktuell investierten FCB und BVB seit 2019 nicht. In Sadio Mané und Matthijs de Ligt hat Trainer Julian Nagelsmann Weltstars hinzubekommen; dazu die talentierten Ryan Gravenberch und Mathys Tel.

Mit Ausgaben von geschätzt 137 Millionen Euro ist der Rekordmeister auch der Transferkrösus. Und ohne Robert Lewandowski setzen sie noch mehr auf Kombinationsfußball, sie müssen es.

„Die Bayern haben bereits in mehreren Spielen gezeigt, dass sie die Favoritenrolle zu Recht innehaben, sie haben eine richtig gute Elf, einen super Kader“, lobte Tedesco den Meister.

Der BVB investierte etwa 91 Millionen Euro, verstärkte durch Nico Schlotterbeck und Niklas Süle die Abwehr, tätigte in Salih Özcan einen günstigen und intelligenten Transfer, investierte mit Karim Adeyemi in die Zukunft und konnte sogar die Erkrankung von Topstürmer Sébastien Haller durch die kurzfristige Verpflichtung von Anthony Modeste kompensieren.

Ganze Arbeit der Kaderplaner der drei deutschen Topklubs. Weihnachten im Spätsommer für die Fans.