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RB Leipzig„Bei Bayern oder Dortmund gibt es keine Wiederholung”: Dreifach-Dusel für RB Leipzig bei den Toren

Von Ullrich Kroemer 13.02.2021, 01:06
Streichel-Foul an Nordi Mukiele? Für seine Reklamation beim Referee erhielt Rafal Gikiewicz die Gelbe Karte.
Streichel-Foul an Nordi Mukiele? Für seine Reklamation beim Referee erhielt Rafal Gikiewicz die Gelbe Karte. Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Augsburgs Torhüter Rafal Gikiewicz war nach Abpfiff auf 180. Der Ex-Unioner lieferte sich nach dem 1:2 bei RB Leipzig hitzige Wortgefechte mit Trainer Julian Nagelsmann und Leipziger Spielern. Keeper-Kollege Peter Gulacsi musste den polnischen Tormann zurückhalten. Grund für Gikiewiczs Aufregung waren gleich drei umstrittene Szenen, die zu beiden Toren von RB führten.

Herrlich: „Sehe keinen klaren Kontakt”

Erste Szene: Elfmeterentscheidung gegen Augsburg
Nordi Mukiele wälzte sich lange auf dem Rasen und ließ sich eingehend behandeln. Dabei ist auf den TV-Bildern nicht eindeutig zu erkennen, ob Gegenspieler Reece Oxford den Franzosen überhaupt am Knie/Oberschenkel getroffen hat. „Ich habe mir die Fernsehbilder mehrmals angeschaut, ich sehe keinen klaren Kontakt beim Elfmeter”, sagte FCA-Trainer Heiko Herrlich. Auch Augsburgs Manager Stefan Reuter sagte: „Für mich war das kein Foul, auch der Spieler sagt, dass es definitiv kein Foul war.” Herrlich sprach hernach mit Referee Felix Zwayer, der zwar über zwei Minuten vergehen ließ, bis er den Strafstoß ausführen ließ, aber betonte, dass er sich die Szene nicht noch einmal anschauen müsse und auch der Videoschiedsrichter nicht eingreifen dürfe, wenn der Referee eine klare Elfmetersituation wahrgenommen hat. „Ich habe noch nie erlebt, dass das zurückgenommen wird”, sagte Herrlich konsterniert.
RBlive-Urteil:
Kein klares Foul, wenn überhaupt, hat Oxford Mukiele am Bein touchiert – zu wenig für einen Elfmeter.

Gikiewicz: „Bin gespannt, wie viele von zehn Elfmetern in dieser Situation zurückgepfiffen werden”

Zweite Szene: Wiederholung des Strafstoßes
Nachdem Dani Olmo den Strafstoß verschossen hatte, ließ Zwayer den Elfmeter wiederholen, weil Keeper Gikiewicz nicht auf der Linie gestanden hatte, sondern bei der Abwehr des Schusses einen knappen Meter aus seinem Kasten herausgekommen war. Das war regelkonform und zu Recht geahndet von Zwayer. Doch häufig wird dieses Vergehen eben nicht geahndet. „Ich bin sicher, wenn hier Bayern oder Dortmund spielen, gibt es keine Wiederholung. Ich kann das akzeptieren, der Schiri hat Recht, aber ich bin gespannt, wie viele von zehn Elfmetern in dieser Situation zurückgepfiffen werden”, sagte Gikiewicz.
RBlive-Urteil:
Gikiewicz hat es selbst gesagt: Der Schiri hat Recht. Der Torhüter stand erst hinter der Linie, sprang dann aber bei Olmos Schuss nach vorn. Dass das viel zu oft nicht geahndet wird, ist ebenfalls richtig, aber darauf kann man sich schwer berufen. Ein Temposünder im PKW würde auch nicht mit der Erklärung durchkommen, dass die meisten Geschwindigkeitsübertragungen im Straßenverkehr nicht bestraft werden.

Reuter: „Schade, dass sich das nicht angeschaut wird”

Dritte Szene: Foul und Abseitsstellung vor dem 2:0?
Auch das zweite RB-Tor monierten die Augsburger als „umstritten”. Erst habe Amadou Haidara Marek Suchy beim Kopfball gefoult, sagte Herrlich. „Normal köpft er den weg”. Nach Yussuf Poulsens Ballgewinn dann habe der im Abseits stehende Haidara Augsburgs Abwehrmann Suchy im Weg gestanden. „Er steht im Abseits und behindert Suchys Weg beim Zurücklaufen”, so Herrlich. „Und wenn der Elfmeter ein Kontakt sein soll, dann ist das vor dem 2:0 aber mehr als ein Kontakt”, so der Gäste-Coach über Haidaras Rempler gegen Suchy. Manager Reuter sagte: „Das wird sich nicht angeschaut, und das finde ich schade.”
RBlive-Urteil:
Die kniffligste Entscheidung. Eigentlich stand Haidara im passiven Abseits, da er aber im Laufweg Suchys zu Ball und Gegner stand, liegt doch eine Abseitsstellung vor. „Wenn sich ein Spieler, der sich aus einer Abseitsstellung bewegt oder in einer Abseitsstellung befindet, im Laufweg eines Gegners befindet und die Bewegung des Gegners zum Ball beeinträchtigt, ist dies ein Abseitsvergehen, wenn es die Fähigkeit des Gegners beeinträchtigt, den Ball zu spielen oder einen Zweikampf um den Ball zu führen”, heißt es im DFB-Regelwerk (Seite 65).

Nagelsmann: „Der kommt acht Stunden zu spät!”

Bei einer vierten Szene hingegen hatte Augsburg Glück, das Spiel mit elf Mann beenden zu dürfen. Der bereits erwähnte Suchy fällte Willi Orban in der RB-Hälfte derart rüde, dass Zwayer auch die Rote Karte hätte ziehen können. „Der kommt acht Stunden zu spät, mit null Chancen auf den Ball, null!”, echauffierte sich RB-Trainer Nagelsmann am Seitenrand beim vierten Offiziellen.
RBlive-Urteil: Dunkelgelb tat es auch, aber Rot wäre vertretbar gewesen. Im Regelwerk heißt es dazu: „Tacklings oder Angriffe, die eine Gefahr für den Gegner darstellen oder übermäßig hart oder brutal ausgeführt werden, sind als grobes Foul zu ahnden. Ein Spieler, der im Kampf um den Ball von vorne, von der Seite (wie Suchy bei Orban, Anm.d.Red.) oder von hinten mit einem oder beiden Beinen in einen Gegner übermäßig hart hineinspringt oder die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes Foul.”

(RBlive/ukr)