RB LeipzigBundesliga unter Dauerbelastung: Rasenplätze halten kaum noch Stand
Die Bundesliga hat ein weiteres Problem der Dauerbelastung, mit dem auch RB Leipzig schon konfrontiert war: Die Rasenplätze halten dem Termindruck nur noch schwer stand. Julian Nagelsmann sah den Ertrag seiner hart erarbeiteten Feld-Vorteile in Gefahr. "Ich habe zum Linienrichter gesagt, dass er aufpassen soll", meinte der Trainer von RB Leipzig nach dem 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart: "Ich habe gerade frisch Kartoffeln gepflanzt - er solle bitte nicht drüberlaufen." Der Stuttgarter, nun ja, "Rasen" sah am 2. Januar aber auch wirklich mehr nach konsequentem Ackerbau aus als nach Bundesliga.
Bundesliga-Rasen im Dauereinsatz
Als hätte der Profifußball in Corona-Zeiten nicht genug Sorgen, ist ein weiteres Problem hinzugekommen - auf das nicht alle so humorig wie Nagelsmann reagieren: Die Spielfelder kapitulieren vor der Dauerbelastung, Spieler und Trainer schimpfen über die bräun-gelblichen statt sattgrünen Holperstolperböden - und botanische Fachfirmen melden Hochkonjunktur.
"Im Winter haben wir immer volle Auftragsbücher. Aber dieses Jahr ist der Druck größer, weil die Spielintensität in Monaten, in denen wir gar keine Regeneration des Rasens haben, sehr, sehr hoch ist", sagt Arnd Peiffer dem SID, während hinter ihm Traktoren Rasenbahnen im Berliner Stadion an der Alter Försterei ausrollen. Peiffers Firma aus Willich ist einer der größten Sportplatzbauer Europas, Rollrasen vom Niederrhein liegt in Profistadien von Lissabon bis Stockholm. In dieser Woche war das - auch mächtig strapazierte - Union-Spielfeld an der Reihe.
"Die Plätze leiden unwahrscheinlich unter der Belastung. Bislang gab es zumindest eine vierwöchige Winterpause, jetzt wird praktisch durchgespielt", sagt Fachmann Peiffer. Davon erhole sich der Rasen im Winter schlicht nicht selbstständig, bei Durchschnittstemperaturen unter sieben Grad wachse er nicht nach.
Hohe Investitionen helfen nur bedingt
"Man kann man versuchen nachzusäen, aber auch dafür ist es zu kalt", sagt Peiffer: "Manche Vereine haben als Lösungsansatz, den Rasen zu beleuchten, das ist aber mit hohen, zum Teil siebenstelligen Kosten verbunden, dementsprechend wird zurzeit relativ viel getauscht." Hybridrasen, also durch Kunst- oder Naturfasern verstärktes Grün, biete keine Soforthilfe: "Der Rasen geht ja nicht kaputt, weil er nicht fest ist, sondern weil die Gräser nicht mehr wachsen."
Ein herkömmlicher Austausch kostet einen niedrigen sechsstelligen Betrag, geht flott vonstatten. "Der Rasen ist 35 Millimeter dick, jede Rolle eine Tonne schwer, da verschiebt sich nichts, muss nichts festwachsen, der Rasen kann sofort benutzt werden", sagt Peiffer.
Die Misere des Grüns ist derweil nicht nur der Spielbelastung, sondern auch der Architektur geschuldet. "Es gibt Arenen, die sehr hoch und eng gebaut sind, da geht der Rasen auch relativ schnell wieder kaputt", sagt Peiffer: "Wenn ich eine Zimmerpflanze in den Keller stelle, geht die auch ein. So ist es auch beim Rasen in manchen dieser Arenen. Er bekommt einfach kein Licht, keine Sonne."
Flick kritisierte Schalker Rasen
Eine solche Arena ist jene auf Schalke. Auch wenn sich das Spielfeld mittels spektakulärer Technik aus dem Stadion an die frische Luft fahren lässt, sind Rasenprobleme in Gelsenkirchen seit Jahren Folklore. "Der Platz ist nicht so, wie man das in der Bundesliga sehen möchte", sagte Bayern-Coach Hansi Flick vor dem Gastspiel am vergangenen Sonntag bei S04. Flick nahm es pragmatisch: "Wir müssen uns darauf einstellen. Es geht darum, sich mit den Bedingungen vertraut zu machen. Wir müssen wissen, dass von uns ungenaue Pässe kommen können", sagte er - und gewann 4:0. Abhilfe ist beim Tabellenletzten zumindest in Sachen Rasen in Sicht: Nach der Dienstreise nach Berlin ist Arnd Peiffer auf Schalke zu Gast.