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„Haben Chancen aufs Finale” RB-Frauen treten aus dem Schatten der Männer

Von Ullrich Kroemer 16.04.2023, 09:00
Selbstbewusst: RB-Spielführerin Johanna Kaiser.
Selbstbewusst: RB-Spielführerin Johanna Kaiser. (Foto: imago/Martin Stein)

RB Leipzig gegen den SC Freiburg – dieses Duell euphorisiert die Fans beider Klubs in diesem Frühjahr gleich dreimal. Ehe die Männer am 2. Mai im DFB-Pokal-Halbfinale und vier Tage später im Bundesliga-Topspiel gegeneinander antreten, gastiert das Team aus dem Breisgau bereits an diesem Sonntag in Leipzig. Im DFB-Pokal-Halbfinale der Frauen steht für die Zweitliga-Spitzenreiterinnen aus Leipzig gegen den derzeitigen Bundesliga-Sechsten das größte Spiel der Teamgeschichte auf dem Programm (18.30 Uhr/Sky).

Rose über Frauenfußball bei RB: „Es hat nach Fußball und Bratwurst gerochen”

Während es bei den Männern immer schwerer wird, die Fans in Ekstase zu versetzen, weckt die aktuelle Euphorie rund um das Frauenteam vom Cottaweg bei den Fans Erinnerungen an die Aufstiegs-Hochgefühle vergangener Jahre. Die 1800 verfügbaren Tickets für die Partie waren innerhalb von wenigen Stunden vergriffen. Denn die Mannschaft von Spielführerin Johanna Kaiser spielt nicht in der 47.069 Fans fassenden Red-Bull-Arena, sondern am anderen Ufer des Elsterflut-Beckens im Nachwuchsstadion direkt an der Akademie.

Nach seinem Stadionbesuch beim 6:1 im Viertelfinale gegen Bundesligist SGS Essen schwärmte Männer-Cheftrainer Marco Rose: „Das hat riesigen Spaß gemacht, ich fand die Atmosphäre klasse, es hat nach Fußball und Bratwurst gerochen. Es war gute Stimmung, ein tolles Spiel, herausragende Tore.” Um dem Andrang gerecht zu werden, baut RB zum ersten Mal eine mobile Tribüne für etwa 300 zusätzliche Zuschauer auf. Das Pokal-Halbfinale gilt für RB und den DFB als Testlauf für die Erstliga-Tauglichkeit.

Eberl: RB-Frauen wichtiger Bestandteil des Klubs

Anders als noch vor einigen Jahren sind die Frauen deutlich näher an die Männer-Profiabteilung herangerückt. Inzwischen dürfen auch die Frauen die Vorzüge der Akademie am Cottaweg nutzen und neben der Haupttrainingsstätte an der nahen Leipziger Sportfakultät der Universität teilweise auf den Männerplätzen trainieren. „Bereits jetzt nutzen sie unser Gelände hier für den Trainingsbetrieb. Wir befinden uns im ständigen Austausch, um weitere Prozesse und infrastrukturelle Planungen voranzutreiben”, sagte Sportchef Max Eberl auf Anfrage. „Die Entwicklung im Frauenfußball generell ist deutlich zu spüren und auch bei uns sind die Frauenteams ein wichtiger Bestandteil des Klubs. Wir haben in jedem Bereich ambitionierte Ziele, wollen uns immer mit den Besten messen.“

Die Mannschaft will nach den Coups gegen Eintracht Frankfurt und Essen weiter unter Beweis stellen, dass sie bereit für die 1. Liga ist. „Wir sind derzeit spielerisch sehr gut drauf, haben ein gewisses Selbstverständnis in unseren Abläufen entwickelt. Daher müssen wir uns auch gegen Freiburg nicht verstecken”, sagt Kapitänin Kaiser selbstbewusst. „An einem sehr guten Tag können wir spielerisch mit Freiburg mithalten und haben durchaus Chancen auf den Einzug ins Finale.“

Johanna Kaiser war auch im Jungsteam Kapitän

Die 26-Jährige stammt aus Halle, lernte bei SV Rotation und per Zweitspielrecht beim Halleschen FC das Fußball-ABC. Als sie mit acht Jahren einen Verein suchte, habe es kaum reine Mädchenmannschaften gegeben, sagt Kaiser. Für sie kein Nachteil. „Mit Jungs zu spielen, hat mir geholfen. Das hat meine Entwicklung schneller vorangetrieben.“ Das liegt auch an ihrer offenen Art und natürlichen, sympathischen Autorität. „Ich war schon im Alter von zehn, elf Jahren auch in meinem Jungsteam eine Führungsspielerin, habe Verantwortung übernommen und wurde dann auch zum Kapitän gewählt”, berichtet sie. „Das war für die Jungs nie ein Problem.“

In der 7. Klasse zog sie von zu Hause aus und wechselte nach Magdeburg aufs Sportinternat. Bereits mit 17 Jahren absolvierte sie Zweitligaspiele. Nach dem Abitur wagte sie den Schritt zu Erstligist Hoffenheim, kam dort aber nie sor recht an. „Die Mentalität war eine ganz andere als die, die ich aus Magdeburg kannte. Ich habe mich zwar irgendwann in Hoffenheim wohlgefühlt, aber ich war dort nie wirklich zu Hause. Das ist jetzt hier ganz anders“, sagt sie.

Kaiser: „Bei RB Leipzig deutlich leichter gefallen, mich mit dem Verein zu identifizieren”

Nach fünf Jahren in Hoffenheim machte sie 2019 den Schritt zurück in die Regionalliga und wechselte als Führungsspielerin in ihre Heimat. „Es ist mir bei RB Leipzig deutlich leichter gefallen, mich mit dem Verein zu identifizieren und mich wohlzufühlen, als es in Hoffenheim der Fall war“, sagt sie. Das liegt auch daran, dass sie in ihrem Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kinder- und Jugendlichen-Psychologie derzeit promoviert. Sie ist dabei Teil eines Teams, das Anlaufstelle für aktive Nachwuchssportler ebenso wie für Aussteiger aus dem Leistungssport ist, die psychische Probleme haben.

Selbst ist die Defensivspielerin angesichts der Erfolge derzeit im Flow. „Auch für mich persönlich wird die Partie ein Highlight sein. Als Zweitligist im Halbfinale zu stehen, ist etwas ganz Besonderes und ich bin glücklich, dass ich Teil dessen bin und das erleben darf“, sagt sie. Der Einzug ins Finale in Köln am 18. Mai würde den RB-Frauen weiteres Renommee einbringen. Dann wird nicht vor 1800 Fans gespielt, sondern mit über 30.000 Anhängern soll ein neuer Zuschauerrekord für ein Spiel bei nationalen Vereinsspielen der Frauen aufgestellt werden. Der Traum vom gemeinsamen Einzug ins DFB-Pokalfinale der Leipziger Männer und Frauen lebt vor dem Dreierpack gegen Freiburg.

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