DFB-Pokal Videobeweis in letzter Minute: Frankfurt folgt RB Leipzig ins Finale
Erleichtert fielen sich die Frankfurter Spieler um den Hals, auch Trainer Oliver Glasner übermannten die Glücksgefühle. Nach minutenlangem bangen Warten stand endlich fest: Die Eintracht kann doch noch gewinnen, zieht ins Pokalfinale ein, trifft dort auf Titelverteidiger RB Leipzig und darf nach dem Absturz in der Bundesliga weiter auf die Teilnahme am Europapokal hoffen.
Glasner fällt "Riesenklumpen" von der Seele
Schiedsrichter Daniel Schlager hatte sich ein Handspiel von Buta in der Nachspielzeit am Monitor mehrmals angeschaut und dann gegen einen Elfmeter entschieden - es blieb beim schwer erkämpften 3:2 (0:1) der Frankfurter beim Abstiegskandidaten VfB Stuttgart. Im Endspiel am 3. Juni in Berlin hat die Eintracht ihre wohl letzte Chance, sich noch für die Europa League zu qualifizieren.
"Wir haben schon alles erlebt. Da geht der Schiedsrichter raus und schaut sich das an - und dann ist ein Riesenklumpen runtergefallen", sagte Glasner in der ARD. "Die Enttäuschung ist riesengroß", gab VfB-Keeper Fabian Bredlow zu und meinte zu der strittigen Szene: "Der Ball ist ganz klar am Arm."
Ein Doppelschlag durch Evan Ndicka (51.) und Daichi Kamada (55.) sowie ein Elfmetertreffer von Randal Kolo Muani (77.) bescherten dem anfänglich leidenschaftslos wirkenden Europa-League-Champion die neunte Finalteilnahme im DFB-Pokal. Vize-Weltmeister Kolo Muani stellte mit seinem sechsten Tor im laufenden Wettbewerb den Vereinsrekord von Bum-Kun Cha (1980/1) und Bernd Hölzenbein (1973/74) ein.
Frankfurter Fans zünden Bengalos
Zuletzt und zum fünften Mal gewonnen hatten die Frankfurter die goldene Trophäe 2018. Für die Eintracht war der Halbfinalsieg erst der zweite in den vergangenen zwölf Pflichtspielen. Tiago Tomas hatte die zunächst weitaus bissigeren Stuttgarter in Führung gebracht (19.). Der eingewechselte Enzo Millot (83.) verkürzte. In der Schlussphase sah Borna Sosa Gelb-Rot (86.).
Die Eintracht nähme bei einem Pokalsieg wie in der Saison 2021/22 an der Europa League teil. Bei einer Niederlage könnte ihr der siebte Rang zur Teilnahme an den Play-offs der Conference League reichen - vom dort platzierten VfL Wolfsburg trennen sie drei Punkte. Die Stuttgarter dagegen können und müssen sich wieder auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren: den Verbleib in der Bundesliga.
Das Spiel begann mit einer kurzen Verzögerung, weil Frankfurter Anhänger zahlreiche Bengalos abfackelten und sich beißender Rauch über das Stadion legte. Die Schwaden verzogen sich nur langsam, auf dem Rasen ging es unterdessen gleich zur Sache: Mario Götze (4.) und Djibril Sow (5.) bei der Eintracht sowie Serhou Guirassy (9.) beim VfB sahen nach Fouls jeweils Gelb von Schiedsrichter Schlager.
Aus der Kabine wie verwandelt
Stuttgart hatte mehr vom Spiel, war auf ein frühes Tor aus und nutzte die erste Chance des Spiels erstaunlich konsequent aus: Neu-Nationalspieler Josha Vagnoman legte vor den Augen von DFB-Teammanager Rudi Völler und Ex-Bundestrainer Joachim Löw klug auf Tiago Tomas ab, der harte Schuss des Portugiesen schlug im kurzen Eck ein.
Frankfurt war erst nach einer halben Stunde besser im Spiel, gewann auch zunehmend die Oberhand, kam aber kaum zu guten Abschlüssen. Der erste, allerdings harmlose Schuss aufs Tor gelang Daichi Kamada (44.). Dafür hätten Silas (35.) und Tiago Tomas (45.+2) fast den zweiten VfB-Treffer erzielt, Schlussmann Kevin Trapp parierte beide Male.
Aus der Kabine kam die Eintracht dann wie verwandelt und mit klar erkennbarem Siegeswillen - und sie nutzte ihre Chancen. Ndicka traf nach geschickter Vorlage von Kolo Muani, Kamada schloss knapp vier Minuten später im Strafraum mit Glück gegen ungünstig stehende Stuttgarter ab.