„Die Geschichte dieser Saison” RB vermisst Siegermentalität
In seiner Analyse der Niederlage bei Bayer Leverkusen und dem Sturz aus den Champions-League-Plätzen kam RB Leipzigs Marco Rose immer wieder zum selben Schluss. „Am Ende läuft alles unter dem Übergriff Galligkeit, Gier und Zug zum Tor”, sagte Rose nach dem 0:2 (0:1) am Sonntagabend. Das gleiche Thema, das ihn bereits seit mehreren Wochen umtreibt.
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Bei den sichtlich müden Leverkusenern, die drei Tage zuvor in das Halbfinale der Europa League eingezogen waren, verbuchte RB 26 Torschüsse und 9:0 Ecken bei 63 Prozent Ballbesitz. Doch am Ende half das nichts, denn es kamen nicht einmal viele Großchancen dabei heraus. „Das ist das x-te Spiel in dieser Saison, das wir einfach nicht hätten verlieren dürfen, weil wir die bessere Mannschaft sind”, sagte der Coach: „Das ist so ein bisschen die Geschichte unserer Saison.”
Rose: „Wäre in dieser Saison mehr drin gewesen”
Und vielleicht dachte er sogar wehmütig an das Rennen um den Meistertitel zwischen seinem Ex-Club Borussia Dortmund und dem FC Bayern, als er sagte: „Das ist sehr schade. Weil heute so viel mehr drin gewesen wäre. Und weil insgesamt in dieser Saison mehr drin gewesen wäre.”
Rose monierte „zu wenig klare Torchancen, zu wenig Tiefe, zu wenig Zug zum Tor, weil wir teilweise unsauber gespielt haben”. Er meinte damit vor allem die Strafräume. „Im Fußball geht es um Details, das Spiel in beiden Sechzehnern zu gewinnen. Es geht darum, dass du dieses eine Tor erzielst, dass du deinen Sechzehner so verteidigst, dass du zu Null spielst”, war das Fazit des Coachs. „Wir hätten es uns mehr verdienen müssen.”
Was diese Haltung angeht, kann RB dabei von Leverkusen lernen. „Wenn man nicht mit gutem Spiel gewinnen kann, muss man bereit sein zu leiden und zu kämpfen. Das war heute der Spirit der Mannschaft”, lobte Bayer-Coach Xabi Alonso seine Team.
Kapitän Orban: „Wir reden immer viel”
Ganze neun Zähler liegt RB nach 29 Spielen hinter Spitzenreiter Dortmund, den die Sachsen kürzlich im Pokal hochverdient rauswarfen. Doch statt ganz oben mitzumischen, steht Leipzig plötzlich nicht einmal mehr auf einem Champions-League-Platz. Und hat zudem noch die seit 13 Pflichtspielen ungeschlagenen Leverkusener mit vier Punkten Abstand im Nacken.
Kapitän Willi Orban stellte jedenfalls klar, dass nun keine Ausreden mehr gelten. „Wir reden immer viel, aber wir müssen die Spiele auch ziehen”, sagte der Abwehrchef: „Das war ein kleiner Dämpfer. Aber es gibt noch 15 Punkte zu holen. Und wir wollen die 15 Punkte holen.” Angesichts von Auswärtsspielen beim derzeitigen Zweiten in München und Vierten in Freiburg ein ambitioniertes Ziel.
Und dafür muss die Niederlage erst einmal verarbeitet werden. „Die Stimmung in der Kabine ist immer beschissen nach einer Niederlage. Aber wir dürfen uns nicht hängen lassen”, sagte Torhüter Janis Blaswich. „Wir dürfen uns nicht mehr viel erlauben.” Hoffnung macht Blaswich die Rückkehr von Offensiv-Star Christopher Nkunku, der nach seinem 16-Minuten-Comeback gegen Augsburg nach Außenbandriss diesmal 45 Minuten schaffte. „Wir haben jeden Spieler nötig”, sagte der Torhüter: „Und ihre Frische.”
Rose: „ ..., dann läuft irgendetwas falsch”
Doch das ist nicht das alleinige Thema. Es geht wie bereits seit Jahren bei RB darum, in der Meisterschaft die Einstellung für ganz oben zu entwickeln. Um das Gipfelkreuz zu erreichen, wie es Julian Nagelsmann einst nannte. „Es geht darum, dass man als Mannschaft ein Gefühl entwickelt: Wo wollen wir hin? Wo stehen wir? Und was brauchen wir dafür?”, sagte Rose bereits vor dem Spiel. „Da kannst du als Trainer eine Menge erzählen, aber am Ende ist entscheidend, dass die Jungs sich untereinander pushen, vorantreiben und anschieben. Wenn du als Trainer das ständig machen musst, läuft irgendetwas falsch.”
Nun will das Team im Training vor dem nächsten Spiel gegen Hoffenheim (Sa., 15.30) an seiner Effizienz arbeiten, um sich „wieder Glücksmomente zu erarbeiten, um in den Flow zu kommen”, hofft Rose.