Dominik Kaiser vor Pokalschlager im Interview „Ein Tor gegen RB Leipzig würde ich mitnehmen”
Auf dieses Spiel hat Dominik Kaiser gewartet: Im reifen Fußballeralter darf „Domme”, der es von 2012 bis 2018 von der Regionalliga bis in die Champions League mit RB Leipzig schaffte, zum ersten Mal gegen seinen Ex-Klub RB antreten. Mit Zweitligist Hannover 96 fordert er im DFB-Pokal-Viertelfinale die Leipziger heraus. Im Interview spricht er über die Saison mit Hannover, den rumpeligen Rasen, seine große Vergangenheit und Gedanken an das Karriereende. Und natürlich über den „geilen Pokalfight”.
Dominik, wie gehen Sie dieses Spiel gegen RB an? Kann das Spiel des VfL Bochum am Sonntag eine Blaupause für Hannover sein, was Aggressivität und Zweikampfhärte angeht?
Dominik Kaiser: Bochum hat das sehr aktiv gemacht, war extrem zweikampfstark. Giftig zu sein, wird mit Sicherheit auch wichtig für uns sein, denn wenn RB richtig ins Spielen kommt, sind sie extrem gut. Natürlich ist RB klarer Favorit, aber auch dieses Spiel startet bei 0:0, da gibt es immer eine Chance – vor allem bei einem Heimspiel im Pokal-Viertelfinale.
Sie haben mit Hannover 96 im Achtelfinale Gladbach 3:0 geschlagen. Was zeichnet Ihr Team in diesem Pokal-Wettbewerb aus?
Wir haben in den Pokalspielen gezeigt, dass wir in einem Spiel einiges reißen können, gefährlich und sehr effektiv sein können. Defensiv waren wir in allen Partien sehr kompakt und haben da wenig zugelassen. Ich hoffe, dass wir das am Mittwoch auch zeigen können. Der Wettbewerb liegt uns dieses Jahr. In der Liga lief es nicht optimal, da waren die Pokalspiele immer Highlights. Das haben wir für uns genutzt.
96 hat gerade eine gute Phase in der Liga. Was hat sich unter dem neuen Trainer Christoph Dabrowski geändert?
Er hat uns kurz vor Weihnachten, als er übernommen hat, ein sehr positives Gefühl vermittelt und uns gut eingestellt. Durch die Ergebnisse haben wir Selbstvertrauen getankt, die Spiele laufen größtenteils in eine gute Richtung. So, wie er uns in diesen Wochen mitnimmt, macht es richtig Spaß.
Dominik Kaiser: „Wünsche mir am meisten, dass Yussi Poulsen auf dem Platz steht”
Ist das rumpelige Geläuf in Hannover ein Vorteil für Ihr Team gegen Nkunku & Co.?
Aufgrund des extrem schlechten Wetters hat der Platz am Freitag einiges mitbekommen und ist nicht in optimalem Zustand. RB ist technisch extrem stark und bekannt für sein schnelles Passspiel. Vielleicht kommt uns das ein bisschen entgegen. Aber wir wollen auch lieber Fußball spielen, es wird sich zeigen, wer da besser zurecht kommt.
Sie haben von 2012 bis 2018 bei RB gespielt, auf wen freuen sie sich?
Ich wünsche mir, dass Yussi Poulsen auf dem Platz steht. Auf den freue ich mich am meisten. Ich hoffe, dass Pete Gulacsi keinen Sahnetag hat und RB generell nicht den besten Tag erwischt.
Ihre Vergangenheit bei RB kommt in Hannover nicht nur gut an. Bei den Ultras gab es Kritik. Wie viel Gefühl dürfen Sie denn gegen den langjährigen Klub zulassen?
Bei den Fans ist das aktuell noch kein Thema. Der Fokus und die Vorfreude liegen auf dem Spiel; meine große Vergangenheit bei RB zählt am Mittwoch nicht. Ich will das Spiel mit meiner Mannschaft gewinnen. Alles andere ist zweitrangig. Ich gehe das mit Hannover so an, wie man ein K.o.-Spiel angehen muss. Wir wollen zeigen, was wir draufhaben.
Fans von Hannover 96 träumen vom Pokalsieg – Kaiser: „Hürde RB Leipzig ist extrem hoch”
Hannover hat den Pokal schon mal gewonnen. Träumen die Fans von einem Titel?
Bei den letzten Heimspielen haben die Fans uns immer mal lautstark daran erinnert, dass der Weg nach Berlin nicht mehr ganz so weit ist. Die Anhänger dürfen auch träumen. Vielleicht ist das möglich, aber wir wissen, dass die Hürde RB extrem hoch ist.
Sie haben zuletzt unter Christoph Dabrowski fast immer gespielt, jüngst gegen Pauli ein Tor geschossen. Machen Sie sich Hoffnungen, über den Sommer hinaus bei Hannover zu bleiben?
Ich mache mir natürlich meine Gedanken, da mein Vertrag ausläuft, ich in einem gewissen Alter bin und ich dazu auch mit dem Verein im Austausch stehe. Aber das hat Zeit bis Ende März, April. Wir kommen gerade in der Liga besser in Schwung, haben uns aus einer ganz brenzligen Lage befreit. Ich lasse das auf mich zukommen, noch ist alles offen.
Karriereende im Sommer nicht ausgeschlossen
Ist auch das Karriereende ein Thema?
Ich beschäftige mich mit ein paar Möglichkeiten. Auch das Karriereende ist eine Möglichkeit, wenn ich kein adäquates Angebot bekomme. Ich kann mir vorstellen weiterzuspielen, aber sicher mache ich mir auch mit meiner Familie Gedanken, wie wir die nächsten Jahre planen. Ich möchte nichts ausschließen.
Ist eine Rückkehr zu RB in neuer Funktion denkbar?
Es gibt keine feste Vereinbarung. Eine Rückkehr ist aktuell kein Thema. Es wird sich zeigen, was in Zukunft für mich möglich ist und wo ich mich sehe.
Was trauen Sie RB zu?
Leider spricht die Formkurve für sie (lacht). In der Bundesliga traue ich ihnen die Quali für die Champions League ganz klar zu. In dieser Form kommen sie sicher unter die ersten Vier. In der Euro League sind sie sogar in der Titelverlosung. Domenico Tedesco hat in den vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt, als er RB in Windeseile wieder in die Spur gebracht hat, dass er ein guter Trainer ist.
Im ersten Bundesligaspiel mit RB gegen Hoffenheim haben Sie ein Tor geschossen. Sind Sie gegen Ex-Klubs zu besonderen Leistungen fähig?
Ich hatte ja noch nicht so viele Vereinswechsel. An das erste Bundesligator von RB erinnere ich mich natürlich gern. Ich würde auch am Mittwoch ein Tor gegen Leipzig mitnehmen. Aber ich glaube eher nicht, dass ich gegen Ex-Klubs eine Extraportion Leistungsfähigkeit herauskitzeln kann. Ich will mit der Mannschaft zeigen, dass wir hier auch eine richtig gute Truppe haben und einen geilen Pokalfight liefern.
Das Interview wurde von RBlive-Autor Ullrich Kroemer in einer Medienrunde gemeinsam mit Leipziger Volkszeitung und Bild Leipzig geführt.