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Einschätzung zum neuen Sportchef Coup für RB, Gratwanderung für Eberl

Von Ullrich Kroemer 20.09.2022, 06:53

Weißer Rauch stieg zwar nicht auf in der Zentrale von RB Leipzig am Cottaweg, doch nach anderthalbjähriger, quälend langer Suche ist die Verpflichtung des neuen Sportchefs Max Eberl endlich unter Dach und Fach. Er sei „dankbar für die notwendige Zeit der Erholung” und fühle sich „wieder bereit und voller Kraft, im Fußball arbeiten zu wollen“, ließ Eberl ausrichten. Das war die wichtigste Nachricht des Tages.

Der neue Geschäftsführer Sport, der die Geschäftsführung als viertes Mitglied ergänzt, wird am 15. Dezember beginnen. Laut Bild-Zeitung soll er bis 2026 unterschrieben haben. Die Angaben über die Ablöse, die RB an Eberls Ex-Klub Borussia Mönchengladbach überweisen muss, schwanken zwischen 2,5 Millionen plus eine Millionen Euro an Boni und etwa 7,5 Millionen Euro inklusive Boni, wie etwa Rheinische Post und Süddeutsche Zeitung vermelden.

Mintzlaff muss wieder Macht abgeben

Die lange Wartezeit hat sich gelohnt. Dass einer wie Eberl, den die Fans klubübergreifend schätz(t)en, zu RB Leipzig wechseln würde, war lange undenkbar. Wohl auch für den gebürtigen Bayern selbst, der zunächst dankend ablehnte, nachdem er sich zu Jahresbeginn entnervt und ausgelaugt aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. „Ich habe relativ oft versucht, Kontakt aufzunehmen und er hat direkt zugemacht. Es gab zunächst gar keine Chance”, hatte Mintzlaff bei Sky berichtet. Doch der hartnäckige Verhandler ließ nicht locker, bis Eberl eine Rückkehr in den Job am 1. Juli 2023 in Aussicht stellte. „Das war der Moment, wo sich die Tür ein Stück öffnete und ich Gas gegeben habe”, so Mintzlaff.

Doch nach dem Eberl-Coup, der für RB auf Sicht wichtiger ist als jede Spielerverpflichtung, wird Mintzlaff gleich das nächste Kunststück vollbringen müssen: nämlich Macht abzugeben. In den vergangenen drei Jahren nach dem Rückzug von Ralf Rangnick bei RB waren auch die sportlichen Fäden allesamt bei Mintzlaff zusammengelaufen. Der gebürtige Bonner trat aus Rangnicks Schatten heraus, wurde zum Gesicht des Klubs, führte bei vielen wichtigen Spielerverpflichtungen die Verhandlungen selbst, investierte viel, musste nun aber auch für Fehlentscheidungen die Verantwortung übernehmen. Nun wird er was die sportliche Agenda angeht in den Hintergrund treten müssen, um Eberl in der neuen Struktur jene Macht zu geben, die der 48-Jährige braucht, um die Leipziger wieder zu stimmigen Entscheidungen zu führen sowie neues Sprachrohr für RB zu werden. Doch dass Eberl mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet wurde und erstmals in der RB-Geschichte als Sportchef mit in die Geschäftsführung aufrückt, zeigt, dass es Mintzlaff ernst damit meint, auch der eigenen Gesundheit wegen Kompetenzen abzugeben.

Eberl kritisierte RB Leipzig, Rangnick kritisierte Eberl

Eberl selbst hatte in der Vergangenheit auch Kritik am Wettbewerbsvorteil des Red-Bull-Modells geäußert. „RB Leipzig braucht scheinbar kein Geld einzunehmen“, hatte er 2017 bei der Welt gesagt. Und 2016 im Focus: „Was mich an RB stört, ist dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben.” Rangnick bezeichnete Eberls Aussagen damals als „bisschen populistisch”.

Das ist zwar lange her; Leipzig hat nicht bei den Fans, aber in der Szene selbst einen viel größeren Stellenwert als damals. Doch um glaubwürdig zu bleiben, wird Eberl auch erklären müssen, weshalb er nun mit Herzblut und Identifikation die Geschicke der Leipziger lenken will – eine Gratwanderung zwischen den Fußballwelten. Dass er als höchst kompetenter und integrer Fachmann und Sympathieträger, der meist den richtigen Ton trifft, fachlich und menschlich die perfekte Lösung für Leipzig ist, ist unumstritten.

Eberl erweitert Gladbacher Enklave bei RB Leipzig

Zudem findet er in Leipzig ein Umfeld vor, das ihm die Eingewöhnung erleichtern und auch seine Entscheidung pro RB beeinflusst haben dürfte. Mit Trainer Marco Rose, den Assistenten Alexander Zickler und Frank Geideck sowie dem neuen Athletiktrainer Patrick Eibenberger hat Eberl bereits in Mönchengladbach vertrauensvoll zusammengearbeitet. Auch den zweiten Torhüter Janis Blaswich kennt er aus gemeinsamen Tagen am Niederrhein. Die, die Eberl kennen, schätzen seine Vertrauenswürdigkeit, Geradlinigkeit und Loyalität sowie die Rückendeckung, die der Ex-Abwehrspieler auch in schwierigen Situationen geben kann. Demnächst also in Diensten von RB Leipzig.

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