Bei der sechsten EM-Teilnahme „Er ist Inspiration”: Leipzig-Premiere für Cristiano Ronaldo
CR7 begeistert die Fans. Der zweitälteste Spieler des Turniers sorgt in Leipzig für EM-Trubel. Seine Mitspieler und sein Trainer glauben, dass er in leicht veränderter Rolle als Torjäger glänzen kann.
Leipzig – Als der Teambus der portugiesischen Auswahl vorfuhr, hallte immer wieder das markante „Siiiuuu“ über den Hof des Leipziger Nobelhotels The Westin. Gut 300 – zumeist junge – Anhänger hatten sich am Montagmittag versammelt, um ihr Idol Cristiano Ronaldo einmal aus der Nähe zu sehen. Darunter auch die beiden 14-jährigen Schüler Leo und Till, die beide in argentinischen Nationaltrikots mit der Aufschrift „Messi“ gekommen sind.
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Die Frage, ob Messi oder Ronaldo der bessere Spieler ist, hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer der großen Grundsatzdebatten unserer Zeit entwickelt und wird in Grundschulklassen ebenso erörtert wie bei Rentnertreffs. Zwei Überirdische, die auch im reifen Alter immer weiterspielen. Warum also sind die Jungs mit den Messi-Jerseys dennoch gekommen? „So fair muss man sein”, sagt Till grinsend, „Ronaldo ist eben der Zweitbeste.” Dass sie in Messi-Trikots gekommen sind, sei zwar ein Statement, betont Leo. Und doch wollten sie unbedingt mal einen Blick auf den großen alten Mann des europäischen Fußballs erhaschen.
Mitspieler Días über Cristiano Ronaldo: „Er ist Inspiration”
Wenn der 39-Jährige wie erwartet gegen Tschechien (21 Uhr) aufläuft, wird er an sechs Europameisterschaften teilgenommen haben – Rekord. Keiner hat mehr Spiele bei einer Euro absolviert als er (25); keiner hat häufiger getroffen als der Europameister von 2016 (14). Bei seiner vermutlich letzten Teilnahme will der Torschützenkönig des vergangenen Turniers weiter Geschichte schreiben. „Er denkt immer in großen Dimensionen, und wir wollen ihn unterstützen, denn er ist unser Kapitän”, versicherte Portugals Abwehrspieler Diogo Dalot von Manchester United.
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Und Abwehrspieler Ruben Días (Manchester City) sagte am Tag vor dem Match: „Er ist Inspiration, er zeigt uns, dass alles möglich ist – man kann träumen und es erreichen.” Und weiter: „Es ist uns eine Freude, dass er mit dabei ist. Alles, was er verkörpert, hilft uns. Er ist unser Kapitän und wir folgen ihm bis zum Ende.”
Erster Besuch in Leipzig
Wo „CR7” ist, ist immer Hype. Der Mann aus Madeira lockte beim öffentlichen Training in Gütersloh mehrere tausend Fans an; immer wieder musste die Einheit wegen Flitzern unterbrochen werden. In Leipzig stieg er mit Basecap auf dem Kopf aus dem Bus, schnappte sich seine Sporttasche aus dem Gepäckraum, winkte einmal in die johlende Menge und verschwand im Hotel, ehe er sich am Abend beim Abschlusstraining mit dem Leipziger Stadion vertraut machte.
Das erste Vorrundenmatch ist seine Premiere in der Messestadt. Lionel Messi war schon einmal mit Argentinien da, Neymar und Zlatan Ibrahimovic mit Paris, Diego Maradona als Spieler und Fan, Zinedine Zidane trat bei der WM 2006 vor Wut in die Kabinentür. Nur Ronaldo fehlte bislang.
Alterspräsidenten Cristiano Ronaldo und Pepe
Beim Training, das 15 Minuten für Medien geöffnet war, absolvierte der Vielbeäugte die Fitnesseinheit mit Abwehrhaudegen Pepe, beide sind die ältesten Spieler des Turniers und gemeinsam 80 Jahre alt. „Cristiano und Pepe bringen Erfahrung mit, die kein anderer Spieler bei dieser EM hat”, sagte Coach Martínez. „Doch es muss alles miteinander verknüpft werden, das ist ausschlaggebend.”
Bleibt die Frage, ob der Mann mit 632 Millionen Instagram-Followern auch als Senior nach 207 Länderspielen und 130 Toren noch glänzen kann wie einst? Für ihn spricht seine Torquote von 44 Treffern in 45 Partien in dieser Vereinssaison, die man auch mit Al-Nassr FC in der Saudi Pro League erst einmal erreichen muss. Beim jüngsten Test gegen Irland vor einer Woche traf er doppelt. Der ewige Cristiano ist nicht mehr ganz so spritzig wie einst, hat aber immer noch den Riecher für die besonderen Momente und einen begnadeten Abschluss.
CR7 hat seinen Spielstil „etwas verändert”
„Er ist nicht nur dabei, weil er einen Namen hat”, stellte Portugals Trainer Roberto Martínez klar. „Er ist gleichbleibend gut, kann die Innenverteidiger wirklich herausfordern. Er hat seinen Spielstil etwas verändert, ist unser Torjäger und in der Nationalmannschaft dabei, weil er es verdient.”
Das erkennen sogar die Messi-Jünger neidlos an. Vor dem Leipziger Hotel waren natürlich die Shirts mit der Nummer 7, die die meisten nach vorn gedreht haben, in der klaren Überzahl. „Siiiuuu!!!”