Erstes Freistoßtor seit 2023 Mit Wut im Bauch: Leader Raum reißt das ganze Stadion mit
RB Leipzig holt gegen Bayer Leverkusen glücklich einen Punkt. Großen Anteil daran hat einer, der Tore primär eigentlich verhindern soll.
Leipzig/dpa/ukr – Ein Tor geschossen, die Vorentscheidung verhindert sowie die Mannschaft und das ganze Stadion als emotionaler Anführer mitgerissen: Der starke Auftritt von David Raum gegen Bayer Leverkusen war einer mit Ansage. „Man kann nicht den Mund voll nehmen und dann nicht liefern. Wenn man große Töne spuckt, dann muss ich auch vorangehen. Das habe ich gemacht”, sagte der Nationalspieler von RB Leipzig nach dem glücklichen, aber mit viel Charakter erkämpften 2:2.
„Drecksack-Fußball” à la Atlético Madrid wolle man spielen, hatte Raum im Vorfeld angekündigt. Der Plan ging nicht ganz auf, denn Leverkusen ließ sich von den überschaubaren Leipziger Provokationen zunächst nicht beeindrucken. „Heute war es Fairplay”, befand dann auch Meister-Trainer Xabi Alonso.
Dass es für Leipzig am Ende doch für einen Punkt reichte, hatte dennoch eine Menge mit Raum und seinem Kopf zu tun. Nach der heiß diskutierten Szene des Spiels vor dem 0:2 war Raum erst so richtig auf Betriebstemperatur.
Raum trifft und verhindert Gegentreffer
Mit „ordentlich Wut im Bauch” trat Raum fünf Minuten später zum Freistoß an und drosch diesen aus 20 Metern zum Anschlusstreffer ins Netz. Sein Jubel war ekstatisch, in der Situation genau das, was die bis dahin unterlegene Leipziger Mannschaft brauchte. „Ich probiere, anzustecken und die Jungs mitzuziehen”, sagte Raum. Es war Leipzigs erster direkter Freistoßtreffer seit Dominik Szoboszlais Treffer beim 2:1 gegen Stuttgart im Januar 2023. Raum selbst hatte zuletzt 2016 in der A-Junioren-Bundesliga direkt getroffen.
Dass er selbst auch noch die größte Leverkusener Chance kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit verhinderte, passte zu seiner herausragenden Leistung. Exequiel Palacios hatte RB-Keeper Peter Gulacsi schon umkurvt und das leere Tor vor sich, doch Raum blockte den Schuss auf der Linie. Damit legte der 26-Jährige die Basis für den späteren Ausgleich, auch wenn dafür ein Eigentor von Edmund Tapsoba nötig war.
Raum und RB wollten noch den Sieg
„Es fühlt sich an wie ein Sieg. Hätten wir noch fünf Minuten gehabt, wäre möglicherweise mehr drin gewesen”, sagte Raum und Trainer Marco Rose äußerte sich in die identische Richtung: „Das Ergebnis könnte besser sein. Aber wir nehmen den Punkt mit, weil die Leistung gestimmt hat.”
Dass man sich bei RB an der Schlussphase aufhängt und das Ergebnis feiert, ist verständlich. Doch realistisch betrachtet, muss man froh sein, überhaupt noch im Spiel gewesen zu sein. Leverkusen hätte bei besserer Chancenverwertung bereits 5:1 führen können, wenn nicht sogar müssen. „Wir hatten genug Chancen, um mehr Tore zu schießen”, betonte Alonso.
Doch am Ende jubelte Leipzig. Für den erneuten Einzug in die Champions League könnte der Punkt noch von großer Bedeutung sein. Schließlich ist man nun als Fünfter wieder punktgleich mit dem Vierten Stuttgart, der in Mainz verlor. Die Qualifikation hat man dadurch in der eigenen Hand.
„Wir haben heute nur einfach gepunktet, aber es geht darum, dass wir Punkte sammeln und wenn es dann in die Crunch-Time geht, müssen wir schauen, dass wir da oben uns positionieren”, sagte Raum. Platz vier in der Bundesliga wäre in den Augen der Bosse allerdings das Minimalziel und bei den geplanten Investitionen in den Kader alternativlos.