"Reichlich naiv" Ex-DFL-Boss Andreas Rettig über RB Leipzigs Umgang mit der Absage des Spartak-Duells
Der frühere DFL-Chef und heutige Geschäftsführer von Viktoria Köln Andreas Rettig hat sich in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau über die Haltung der Bundesliga zum Ukraine-Krieg geäußert. Dabei kommentierte er auch die Aussagen von Oliver Mintzlaff im Rahmen der Spielabsage von RB Leipzig gegen Spartak Moskau.
RB Leipzig durch Auslosung im Fokus
Die Sachsen standen besonders im Fokus, weil sie in der Europa League einen russischen Gegner zugelost bekommen hatten. Die Nicht-Absage des Spiels begründete Klubchef Oliver Mintzlaff später in einer emotionalen Pressekonferenz. RB habe intern diskutiert, aber die öffentliche Absage des Spiels dem europäischen Fußballverband Uefa überlassen. Die Kritik daran, vorgetragen als verbalen Rundumschlag gegen RB durch 11Freunde und Tagesspiegel, wies der Geschäftsführer vehement zurück.
Rettig befürwortet klare Position und hält verbindende Rolle des Sports für "reichlich naiv"
Aus Sicht von Rettig hätte es RB Leipzig dennoch besser gestanden, sich nicht erst anschließend zu äußern. "Eine Haltung ist für mich dann glaubwürdig, wenn man sich zu einem Thema klar positioniert, auch wenn es einen persönlichen Nachteil mit sich bringen kann", sagt der 58-Jährige. Die Ausführungen Mintzlaffs über den Sport als verbindendes Element, das in den vorangegangenen Gedankenspielen bei RB eine Rolle spielte, kann Rettig nicht nachvollziehen. "Einem Verein oder Verband aus einem Land, welches von einem Kriegsverbrecher in einen Vernichtungskrieg geführt wird und dabei alle moralischen und ethischen Grundsätze missachtet, eine 'verbindende' Rolle zuzutrauen, halte ich für reichlich naiv."
Mit Viktoria unterstütze er die Menschen in der Ukraine durch die Spende von Einnahmen aus einem Landespokalspiel, außerdem waren symbolisch Teile des Stadions in den ukrainischen Landesfarben geschmückt. Und auch privat habe er gespendet, erklärte Rettig.