90-Millionen-Euro-Transfer City-Coach Guardiola noch nicht restlos von Gvardiol überzeugt
Vorherzusagen, was Pep Guardiola durch den Kopf geht, ist in etwa so sinnvoll, wie das Wetter für Weihnachten prognostizieren zu wollen. Es könnte schneien, genauso gut aber auch nicht.
Blick auf die Ersatzbank: Gvardiol gesetzt?
Ganz unmöglich freilich ist es nicht. Vergangenen Samstag schickte der Trainer von Manchester City elf Spieler in die Spitzenpartie der englischen Premier League gegen den FC Liverpool, die nach Schlusspfiff des 1:1-Unentschiedens in exakt dergleichen Riege auf dem Platz standen. Guardiola hatte nicht einmal gewechselt.
Ein Blick auf die Reservebank verrät deshalb vermutlich, wer sich in der Startelf des Spaniers für die Champions-League-Heimpartie heute Abend gegen den deutschen Bundesligisten RB Leipzig (21 Uhr, live auf DAZN) wiederfinden könnte. Vielleicht ja auch Ex-RB-Profi Josko Gvardiol.
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Sicher ist es natürlich nicht, doch ein paar Details lassen einen Startelfeinsatz des Kroaten erahnen. A) 90 Minuten gegen die Heavy-Metal-Combo von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp schlauchen. B) Der amtierende Titelträger ist wie auch Gegner Leipzig bereits für das Achtelfinale qualifiziert. C) Gvardiol hat noch keine zwei Partie am Stück im Reservistenunterstand verbringen müssen.
Man City: Querfinanziert aus Abu Dhabi
Dazu kommt: Der 21-Jährige stand im Hinspiel, beim 3:1 in Leipzig, ebenfalls von Beginn an auf dem Platz, auch in dieser Partie hatte Guardiola übrigens nicht gewechselt. Und: Der Kroate ist ja nicht irgendwer.
Im Sommer bot „City“ im Sommer 90 Millionen Euro auf, um den Nationalspieler, der vergangenen Winter bei der WM in Katar mit Kroatien Dritter wurde, aus seinem Vertrag mit RB herauszukaufen. Eine monströse Summe, die auch der mit Petroldollars aus den Emiraten querfinanzierte englische Meister nicht so ohne Weiteres stemmt. Es ist die zweithöchste Summe für einen Spieler, seit der Abu Dhabi Investmentfond 2008 den Club übernahm.
RB wird sich also warm anziehen müssen im nasskalten Manchester, denn allein der Blick auf die Liste der teuersten Spieler im Guardiola-Kader verrät, dass die zweite Reihe ebenfalls mehr als erstklassig ist. Neben Gvardiol saß gegen Liverpool auch Jack Grealish 90 Minuten auf der Bank. Der englische Nationalspieler kam Sommer 2021 von Aston Villa - für 117 Millionen Euro.
Guardiolas Forderung: absolute Ruhe am Ball
In jedem anderen Team der Welt wären beide Spieler allein der Ausgaben wegen vermutlich gesetzt. Nicht so bei Guardiola, in dessen Ideen – Taktiken, Strategien, Formationen – alle Spieler nahtlos passen müssen. Egal, wie teuer sie gewesen sind.
Für Gvardiol heißt das gerade, sich anpassen müssen, geduldig sein, lernen. Auf einer Länderspielreise mit Kroatien Mitte September sagte der Innenverteidiger: „Ich bin schon nach so kurzer Zeit nicht mehr der Spieler, der ich in Leipzig war. Pep kümmert sich um jedes Detail bei jedem Spieler.“ Bei ihm selbst? „Um absolute Ruhe und Sicherheit am Ball.“
Ex-RB-Profi: teuerster Abwehrspieler der Welt
Guardiola stellt den Kroaten deshalb die meiste Zeit auf die linke Außenbahn, wo es weniger um Spieleröffnung unter Druck geht, sondern ums Verteidigen und Flanke-Beackern. 13 von 20 Pflichtspielen hat Gvardiol überhaupt nur bis dato bestritten. Darunter waren neun als Linksverteidiger und nur vier auf seiner angestammten Position halb links in der Innenverteidigung.
Es ist sind vor allem Gvardiols Ballbesitztalente, die seinen Trainer noch nicht von vollends überzeugen. „Ich kann sie noch nicht sehen, bisher fehlt mir der Beweis“, sagte der Trainer unlängst über die Entwicklungsschritte des Kroaten. „Vielleicht ja aber in der Zukunft, Josko ist erst 21.“ Solche Sätze muss man sich erlauben können bei einem Profi, der nicht nur 90 Millionen Euro gekostet hat. Mit dieser Summe ist der frühere Leipziger auch der teuerste Abwehrspieler der Fußballgeschichte.