Tom kraus mit vater holger im interview "Tradition ist immer noch was wert"
RB hat den 20-Jährigen ausgebildet und verleiht ihn nun zum FC Schalke 04 - mit Kaufverpflichtung bei bestimmten Szenarien. Ein Ausverkauf der Idee, es auch mal mit Eigengewächsen zu probieren? Das sagen der Spieler und sein Vater dazu.
Im Orbit von RB Leipzig ist Tom Krauß eine Nummer: Der erste in Leipzig geborene Spieler, der für den am Reißbrett in Österreich entworfenen Verein RB Leipzig gespielt hat.
Vier Fußball-Generationen Krauß
Drei "mickrige Minuten" wie Krauß in einem Interview mit der BILD und seinem Vater Holger Krauß diesen Einsatz für seinen Jugendklub Sommer 2020 beim 2:1 gegen den FC Augsburg bewertete. Der U-21-Nationalspieler soll der Beschreibung der Zeitung nach dabei gelacht haben.
Ob nicht auch ein bißchen Bitterkeit das Urteil beeinflusst hat, kann man sich nur denken. Krauß, 20 Jahre alt, hat nach seiner RB-Premiere zwei Jahre für seinen Ex-Junioren-Trainer Robert Klauß in Nürnberg zweite Liga gespielt. Jetzt ist er zum Erstliga-Aufsteiger FC Schalke 04 gewechselt. Erst auf Leihbasis, es soll aber eine Kaufpflicht kommendes Jahr für drei Millionen Euro ziehen.
Vielleicht ein Schnäppchen für die Knappen, vielleicht ein Ramschverkauf von RB. Krauß jedenfalls lässt durchblicken, dass ihm RB natürlich etwas bedeutet, es ist seine fußballerische Heimat. "Schalke aber", sagt er, "war schon immer ein Kindheitstraum."
Der Vater gibt dem Statement noch die Würze. Vier Generationen an Fußballern laufen beim Filius zusammen. Ur-Großater Fritz war Spieler bei Wacker Leipzig, Großvater Roland bei Lok und Chemie, Vater Holger bei Leverkusen, Lok, Zwickau, in Halle und bei TuS Leutzsch. "Wenn du aus einer Fußball-Familie kommst", so der Vater, der seinem Sohn als Berater zur Hand geht, "ist Tradition immer noch was wert. Wir haben nach einem Verein geschaut, der ähnlich ist wie Nürnberg."
Mehr Emotionalität verkneift er sich
Tradition ist der Kernbegriff, mit dem Kritiker dem 2009 gegründeten Rasenballsport-Verein die Existenzberechtigung absprechen. Viele im Umfeld hätten es gern gesehen, wenn Krauß sich bei RB durchgesetzt hätte. Aber man kann es sich ausmalen, was das für die Karriere bedeutet, wenn du dich als junger defensiver Mittelfeldspieler hinter gestandenen Profis wie Konrad Laimer, Tyler Adams, Kevin Kampl, Amadou Haidara anstellen musst.
Nach Schalke zu gehen, ist aus sportlicher Sicht clever. Krauß weiß, dass man bei einem deutschen Topklub kein Stellen geschenkt bekommt, nur weil man aus der eigenen Nachwuchsschmiede stammt und in der Stadt geboren wurde. "Es ist natürlich schwer, bei dieser starken Konkurrenz Fuß zu fassen, das weiß ich auch. Es ist, glaube ich, immer schön, wenn ein Klub solche Identifikations-Spieler hast. Aber es kommt natürlich auf die Qualität an."
Letztendlich wäre es ein Ziel gewesen, für RB zu spielen", sagt der junge Krauß. "Als ich in der U12 angefangen habe, war das ein Ziel." Mehr Statement zu RB verkneift er sich. Vor allem: mehr Emotionalität.