Finanzvergleich FCB vs. RB Bilanzexperte: „Bayern kann sich drei Harry Kanes aus der Portokasse leisten”
Wirtschaftlich enteilt der FC Bayern RB Leipzig weiter. So beurteilt Experte Ludwig Hierl die Entwicklung beider Topklubs.
Leipzig/München – Bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München vor zehn Tagen blinkten zum ersten Mal neun Ziffern auf der riesengroßen Videowand auf, als die Bosse den Umsatz verkündeten. Über eine Milliarde – genau 1.017.000 Euro – hat der Konzern FC Bayern inklusive der Basketball-GmbH im Geschäftsjahr 2023/24 umgesetzt. Mehr als eine Milliarde. Das Eigenkapital beträgt nun 571 Millionen Euro – Rekord in der Geschichte des FC Bayern.
Auch RB Leipzig hat seinen Umsatz gesteigert, aber bewegt sich nicht ansatzweise in ähnlichen Dimensionen wie der sportliche Konkurrent, wenn die Leipziger an diesem Freitagabend zum Jahresabschluss in der Bundesliga in München antreten (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN).
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„Finanzieller Rückstand von RB zum FC Bayern wird größer”
Laut den aktuellsten im Unternehmensregister einsehbaren Zahlen zum Abschluss des Geschäftsjahres 2022/23 beträgt der Umsatz der Leipziger gut 376 Millionen Euro, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa 32 Millionen Euro. Zugleich stieg aber auch der Gehaltsaufwand um 25 Millionen Euro auf nun 183 Millionen. „Im direkten Vergleich wird der Rückstand von RB Leipzig zum FC Bayern im finanziellen Bereich eher größer”, sagt Ludwig Hierl, Professor an der DHBW Heilbronn und Experte für Bilanzen von Fußballklubs.
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„Die Bayern haben ihr Stadion abgezahlt und schwimmen jetzt salopp gesagt im Geld.” Laut Bilanzstichtag 2023 hatten die Münchner rund 270 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto sozusagen Cash zur Verfügung. Bei RB betragen die liquiden Mittel mickrige 0,8 Millionen. „Der FC Bayern kann sich drei Harry Kanes aus der Portokasse leisten”, vergleicht Experte Hierl, „während RBL ständig bei Red Bull anrufen muss, um Investitionen tätigen zu können.”
225 Millionen Euro Schulden: RB hängt am Tropf von Red Bull
Wachstum funktioniert in Leipzig nur durch neue Verbindlichkeiten. Die Schulden stiegen zur Jahreshälfte 2023 um gut 20 Millionen auf nun 225 Millionen Euro an – 116 Millionen davon stammen von Red Bull – und sind so hoch wie nie. So hängt Rasenballsport nach wie vor komplett am Tropf des Investors und Gesellschafters.
Neu ist, dass das Unternehmen aus Fuschl am See auch erstmals nennenswerte Summen zurückfordert. So beträgt die Ausschüttung, die nach Österreich zurückfließt, 2,9 Millionen Euro. Und auch die Zinsen, die RB für die Schulden zahlen muss, sind von 1,7 Millionen auf 4,7 Millionen Euro gestiegen. Das hängt laut Hierl wohl damit zusammen, dass RB sich beim Thema Wettbewerbsgleichheit nicht angreifbar machen will und nun an das Marktniveau angepasste Zinssätze zahlt.
Rein wirtschaftlich geht die Schere zwischen Leipzig und München also wieder weiter auseinander, sportlich hingegen ist die Bilanz in den vergangenen sechs RB-Gastspielen in München ausgeglichen: je zwei, Siege, zwei Remis und zwei Niederlagen stehen zu Buche.