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RB LeipzigFragen & Antworten: Wie Rangnick das Aus der U23 begründet

10.02.2017, 15:55
Kritischer Blick: Ralf Rangnick beobachtet ein U23 im Markranstädter Stadion am Bad.
Kritischer Blick: Ralf Rangnick beobachtet ein U23 im Markranstädter Stadion am Bad. imago/Picture Point

Am Mittwoch hat RB Leipzig überraschend bekanntgegeben, dass der Klub seine zweite Mannschaft nach Saisonende auflösen wird. Am Freitagmittag begründete Sportdirektor Ralf Rangnick diesen Schritt und gab weitere Details bekannt.

Seit wann trägt sich RB mit dem Gedanken, die U23 abzumelden?

Laut Rangnick haben sich die Verantwortlichen bereits „in den vergangenen Monaten vor Weihnachten” damit beschäftigt, die zweite Mannschaft einzustellen. „Ich habe fast alle Heimspiele in Markranstädt gesehen”, sagte Rangnick. Obwohl er zugab, die U23 noch vor anderthalb Jahren als wichtigen Baustein der Nachwuchförderung betrachtet zu haben, hätten „die Überlegungen der vergangenen Wochen” dann zum bekannten Ergebnis geführt.

Wie begründet Ralf Rangnick die Abmeldung der U23?

„Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass Aufwand und Ertrag in keinem vernünftigen Verhältnis mehr stehen”, sagte Rangnick. Mit Aufwand sei nicht das Finanzielle gemeint, sondern „der ganze energetische, personelle und logistische Aufwand, den wir betreiben, um eine solche Mannschaft aufrechtzuerhalten”.

Als Beispiel nannte der RB-Vordenker die Spielstätte. Rangnick fragte diesbezüglich: „Wo würden wir eigentlich spielen, wenn wir tatsächlich mal in der 3. Liga spielen würden? Bliebe dann nur noch unser Stadion als Spielstätte?” Das wäre für die Rasenqualität der Spiele der ersten Mannschaft nicht förderlich. Zudem würde es Probleme mit der Terminierung geben. „Könnten wir überhaupt gewährleisten, dass die zweite Mannschaft immer an einem anderen Tag spielt als die erste Mannschaft?” Und auch der wachsende Leistungsunterschied zwischen U23 und Profis sei ein Grund gewesen. Durch die „immer neuen Benchmarks”, die die erste Mannschaft setze, müssten Spieler „wirklich absolute Ausnahmetalente sein, wenn sie den Sprung in die Profimannschaft schaffen wollen. Da glauben wir künftig, dass das über den direkten Weg der U19 nach oben auch möglich ist.”

Wie werden künftig Spieler gefördert, die mehr Entwicklungszeit brauchen?

Bei Spätzündern, die nach der U19 noch Zeit brauchen, um sich zu entwickeln, wolle Rangnick „kreative Lösungen finden”. Rangnick nannte eine Leihe als Option „an Vereine, die Interesse haben an den Spielern und die vor allem auch von der Art des Fußballs nicht meilenwert von der unseren entfernt sind”. Spieler an Zweit- oder Drittligisten auszuleihen mache „mehr Sinn, als so viel Energie und Anstrengung darauf zu verwenden, überhaupt erstmal in die 3. Liga zu kommen”. Bereits am Donnerstag hätten sich zahlreiche Klubs bei RB gemeldet, die Interesse an einer Zusammenarbeit bekundeten. „Das zeigt, dass wir durchaus auch für andere Vereine nicht unbedingt eine schlechte Entscheidung getroffen haben, wenn Spieler frei werden und auf den Markt kommen.”

Warum kam die Abmeldung so überraschend?

Rangnick sagte: „Der Zeitpunkt ist genau der richtige. Die Mannschaft kann nicht mehr auf- und nicht mehr absteigen.” Der Verein habe sich jetzt zu dem Schritt entschlossen, um den Spielern, die bei der U23 unter Vertrag stehen, genug Zeit zu geben, sich für andere Klubs zu empfehlen. Die Entscheidung sei einstimming von Rangnick, Klubboss Oliver Mintzlaff, Nachwuchchef Frieder Schrof und Achim Beierlorzer, sportlicher Leiter für den Nachwuchs, getroffen worden.

Wie haben Spieler und Trainerstab reagiert?

Rangnick gab zu: „Es gibt angenehmere Nachrichten, als die, die wir gestern den Spielern und Trainern mitgeteilt haben.” Gerade gegenüber den Spielern, so Rangnick, sei die Entscheidung schwer, aber notwendig gewesen. Motivational sieht der RB-Manager kein Problem. „Die Jungs können mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen und sich interessant machen für andere Klubs.” Für die Mitarbeiter sei die Abmeldung „sozialverträglich”, da keiner arbeitslos werde.

Was passiert mit den aktuellen U23-Spielern?

Es wird drei Gruppen von Spielern geben. Die erste, wohl kleinste Gruppe soll im Verein bleiben und mit dem Profiteam trainieren. Namen nannte Rangnick keine, „doch da gibt es durchaus den ein oder anderen, den wir hierbehalten wollen”. Kandidaten dafür sind wohl unter anderem Sören Reddemann, Gino Fechner, Kamil Wojtkowski, Dominik Franke und vielleicht auch Federico Palacios, der gegen Dortmund beinahe den Ausgleich erzielt hatte. Andere die noch U19 spielen können, wie voraussichtlich Felix Beiersdorf, werden in die U19 eingegliedert. Und die dritte und größte Gruppe muss sich neue Klubs suchen. „Wir haben das Interesse, dass unsere Spieler beim bestmöglichen Verein spielen und stehen ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite.”

Was geschieht mit Trainer Robert Klauß und den Mitarbeitern?

Robert Klauß, der das Team erst im Sommer übernommen hatte und mit viel Engagement führt, wird ab der kommenden Spielzeit wieder für die U17 zuständig sein und höchtswahrscheinlich zugleich seine Fußballlehrer-Ausbildung beim DFB absolvieren. Neuer Cheftrainer der U19 wird Gerhard Struber, derzeit noch U16-Trainer bei Red Bull Salzburg und Ex-Co-Trainer der Salzburger Profis. Rangnick versprach: „Wir wollen trotz der Abmeldung der U23 jeden Mitarbeiter, damit auch jeden Trainer und Co-Trainer, bei uns behalten.” Nur Frank Leicht, in den vergangenen Jahren erfolgreichster Nachwuchstrainer bei RB, ist künftig nicht mehr im Klub tätig. Gründe dafür nannte Rangnick nicht.

Wie verändert sich die Ausrichtung der Nachwuchsarbeit generell?

Die Abmeldung der U23 hat auch Auswirkungen auf die generelle Arbeit im RB-Nachwuchs. Rangnick sagte: „Wir wollen noch mehr in das Segment der Hochbegabten reingehen und die noch früher zu uns holen.” Der Klub wolle außergewöhnlich begabte Kicker bereits mit 15 oder 16 Jahren nach Leipzig lotsen und dafür auch vergleichsweise viel Geld in die Hand nehmen. So, wie das bei Toptalent Dayot Upamecano gelungen war, den Rangnick im Alter von 16 Jahren nach Salzburg geholt hatte. „So ähnlich müssen wir es hier auch machen.” Generell würden durch das Aus der U23 die U19 und U17 aufgewertet. „Diese beiden Mannschaften werden noch mehr im Fokus unserer Ausbildung stehen.” Dafür sollen alle vier Leistungsmannschaften im Nachwuchs (U15 bis U19) ähnlich aufgestellt werden wie das Profiteam: inklusive Athletiktrainer, Mentaltrainer und Physiotherapeuten für jede Mannschaft-