Frecher Panenka-Elfer Szoboszlai beschert Ungarn Remis gegen Kumpel Henrichs
Die deutsche Nationalmannschaft verpasst durch einen späten Elfmeter den Sieg in Ungarn. Nun geht es im März in den K.o.-Spielen um den Einzug ins Final Four.
Budapest/sid/dpa/ukr – Fader Abschluss eines berauschenden Jahres: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich nach Monaten voller Begeisterung und Euphorie mit einer B-Elf im letzten Länderspiel 2024 zu einem enttäuschenden 1:1 (0:0) in Ungarn gemüht. Im Nations-League-Spiel in Budapest zwickte und zwackte der zweite Anzug von Julian Nagelsmann, ohne Stars wie die eine Stunde lang geschonten Zauberfüße Jamal Musiala und Florian Wirtz fehlten trotz einer gewissen Dominanz der Glanz und die letzte Gier.
Orban: DFB-Elf „nicht so griffig”
„Das war relativ ausgeglichen. Klar, hatte Deutschland mehr Kontrolle, aber wir hatten auch unsere Momente nach vorn”, analysierte Ungarns Abwehrchef Willi Orban. Die Deutschen haben einen Gang runtergeschaltet, sie waren nicht so griffig, haben nicht so die Tiefe belaufen – normal, wenn es um nichts mehr geht. Aber wir nehmen das Unentschieden gerne mit.”
Kai Havertz traf nur den Pfosten (63.). Nach dem ersten Länderspieltor von Startelfdebütant Felix Nmecha (76.) kam Hoffnung auf den elften Sieg im 15. Spiel des EM-Jahres auf, doch der einstige Leipziger Dominik Szoboszlai (90.+9.) glich nach einem Handspiel von Robin Koch noch per frech geschossenem Elfmeter-Lupfer aus. Der starke Torhüter Alexander Nübel hatte das Nachsehen. Immerhin blieb es bei der einzigen Niederlage im Viertelfinale des so mitreißenden Heimturniers gegen Spanien (1:2 n.V.).
Nagelsmann überreicht Trikot für Szalai
Der Bundestrainer brachte aus Rücksicht auf die Vereine im Puskas-Stadion im Vergleich zum furiosen 7:0 gegen Bosnien und Herzegowina gleich neun Neue - der Gruppensieg und der damit verbundene Einzug ins Viertelfinale waren ja schon sicher. Bei der Auslosung der ersten K.o.-Runde am Freitag warten Italien, Kroatien und Dänemark als mögliche Gegner für den 20. und 23. März. Wirtz fehlt im Hinspiel auswärts gelbgesperrt.
Nagelsmann überreichte seinem Kollegen Marco Rossi vor dem Anpfiff ein DFB-Trikot mit Genesungswünschen für seinen Hoffenheimer Ex-Spieler Adam Szalai. Der Athletikcoach befindet sich nach seinem Kollaps am vergangenen Samstag auf dem Weg der Besserung.
Schattenkader lässt Qualität vermissen
Joshua Kimmich beschäftigte sich da schon mit der Aufstellung. „Sie haben es verdient”, sagte der Kapitän über die Neuen und betonte: „Ich bin überzeugt, dass wir keinen großen Qualitätsabfall haben werden.” Doch das war ein Trugschluss, des Münchners, der neben Robert Andrich als einziger in der Startelf verblieben war. Gegen den massiven ungarischen Defensivriegel wäre Kombinationsspiel und Passschärfe gefragt gewesen, doch da haperte es.
„Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt. Die erste Hälfte war nicht gut. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gefangen, wir haben besser gespielt. Das letzte Tor darf uns so nicht passieren. Wir müssen das schlauer ausspielen”, sagte Henrichs.
Der sogenannte „Schattenkader” sollte laut Nagelsmann genau wie die Stammelf „zeigen, wie wichtig es ihnen ist, dass wir die deutsche Nationalmannschaft sind”. An Einsatz und Bereitschaft mangelte es nicht, wohl aber an der Konzentration und teils auch an der Qualität. Nach einem Ballverlust von Julian Brandt hatte der Berliner Andras Schäfer die Führung auf dem Fuß, doch Torwart Nübel war da (24.).
Henrichs Freistoß knapp drüber
Nagelsmann schimpfte. Die 20 Minuten Anlaufzeit, die er seinem neuformierten Team zugestanden hatte, war verstrichen, flüssiger wurde es nicht. Die Offensive kam über Ansätze nicht hinaus und vor allem: nicht hinter die Abwehrkette. Dem deutschen Spiel fehlte die Tiefe, auch ein Freistoß von Benjamin Henrichs (30.) brachte nichts ein.
Nach einem nicht geahndeten Foul an Serge Gnabry und einer Unachtsamkeit von Kimmich musste Nübel gegen Zsolt Nagy abermals retten (39.). "Es stockt im letzten Drittel", monierte ZDF-Experte Per Mertesacker, "und wir kriegen Konter, die gefährlich sind."
Gosens mit Zug zum Tor
Robin Gosens für Kimmich mit Wiederanpfiff war ein vorher abgesprochener Wechsel. Henrichs rückte nach rechts auf seine bevorzugte Außenbahnposition. Der Italien-Legionär Gosens hatte nach einer Ablage von Gnabry die bis dahin beste Chance (50.). Ein Treffer von Brandt zählte wegen einer Abseitsposition nicht (60.).
Nagelsmann hatte genug gesehen und brachte „Wusiala” sowie Havertz. Nach Musialas Hereingabe traf Havertz Aluminium, wenig später war Nübel nach einem Andrich-Lapsus gegen Barnabas Varga zur Stelle (67.). Das Spiel wurde offener. Ungarn löste seine Fesseln, die DFB-Elf drängte. Nach einer Wirtz-Ecke wurde Nico Schlotterbecks Kopfball abgewehrt, Nmecha traf per Abstauber. Und Szoboszlai, Henrichs bester Kumpel aus Leipziger Tagen, nutzte die späte Chance vom Punkt.