RB LeipzigFünfter Auswärtssieg bei Hertha Berlin: RB Leipzig verkürzt den Abstand auf den FC Bayern
Wäre diese Saison in der Fußball-Bundesliga die Tour de France, dann würde sich der FC Bayern im Gelben Trikot des Führenden bereits nervös umdrehen und den heißen Atem von RB Leipzig spüren. Der Verfolger hat bei frühlingshaften 16 Grad im Olympiastadion durch ein 3:0 (1:0) bei Hertha BSC den Vorsprung des Rekordmeisters auf zwei Punkte schmelzen lassen.
RB ist dank der eigenen Stabilität und der Münchner Patzer wieder mittenmang im Titelrennen. Kein Grund zu übertriebener Aufregung: Auch im vergangenen Jahr fuhren die Leipziger zu diesem Zeitpunkt mit nur einem Punkt Rückstand noch im Windschatten der Münchner. Doch damals hatte RB nach Winterpausen-Führung abreißen lassen müssen. Aktuell drängelt der Red-Bull-Klub in Lauerstellung mit der zweiten Luft von hinten. Attitüde der konstanten Nagelsmann-Elf nach dem vierten Bundesligasieg in Serie: Wir sind da, wenn die Bayern schwächeln.
Hwang erstmals von Beginn an in der Liga
Dabei war den Leipzigern in der ersten Hälfte der Kater nach dem 0:2 in Budapest gegen Liverpool deutlich anzumerken. Zwar hatten sie die erste Großchance, als Startelfdebütant Hee-chan Hwang frei vor Rune Jarstein am Hertha-Keeper scheiterte (5.). Nagelsmann setzte erstmals in der Bundesliga von Beginn an auf den schnellen Südkoreaner neben Yussuf Poulsen, während Alexander Sörloth abermals auf der Bank schmorte. Überraschend fielen die Leistungsträger Kevin Kampl und Dayot Upamecano ebenso aus wie Emil Forsberg (allesamt Knieprobleme). Doch die Hertha spielte ohne Scheu, gewann den Großteil der Zweikämpfe und brachte die neu formierte Dreier-Abwehrkette der Leipziger mit langen Bällen auf die Flügel in Bedrängnis.
Dodi Lukebakio und Krzysztof Piatek verursachten mit ihren Hereingaben Unordnung vor dem RB-Tor. Piatek rutschte knapp an einer Flanke von Maximilian Mittelstädt vorbei (17)., Lukas Klostermann schlug erst ein Luftloch (20.), rettete dann aber mit einer Grätsche vor dem eigenen Tor in höchster Not (22.), ehe Willi Orban und Klostermann den Ex-Kollegen Matheus Cunha bei einem fulminanten Solo nur gemeinsam stoppen konnten (26.).
RB war in dieser Phase zu ungenau, brachte offensiv nicht viel zustande. Linksaußen Angeliño suchte bei seinen Hereingaben ebenso nach dem rechten Maß wie Poulsen bei seinen Abschlüssen. Ganz im Gegensatz zu Kapitän Marcel Sabitzer, der in die Drangphase der Herthaner hinein aus 25 Metern abzog, dem Ball wie bei seinem Tor des Monats gegen Zenit St. Petersburg seinen speziellen Sabitzer-Drall verlieh und mit einem Sonntagsschuss die Führung erzielte (28.). Und auch sonst war der Spielführer der beste Mann auf dem Platz – erfolgreich bemüht, seinen kapitalen Bock gegen Liverpool vergessen zu machen. Ein Freistoß des 26-Jährigen pfiff knapp neben den rechten Pfosten (35.).
Die Hertha bäumt sich auf
Zu Beginn der zweiten Hälfte bäumten sich die Gastgeber, bei denen Sami Khedira und Trainersohn Marton Dardai ihre Startelfpremieren gaben, erneut auf. Lukebakio war auf der rechten Seite durchgebrochen, schoss aber im Eins gegen Eins gegen Orban knapp neben den Kasten (50.). Cunha und Mittelstädt hatten kurz darauf eine Doppelchance, die Peter Gulacsi zweimal entschärfte (61.).
Nach etwa einer Stunde hatte RB die Partie dann im Griff. Das ging auch mit der Einwechslung von Christopher Nkunku für den zunehmend fehlerhaften Hwang einher. Ein Kopfball von Marcel Halstenberg nach Sabitzer-Flanke war noch zu harmlos (60.), doch der ebenfalls eingewechselte Nordi Mukiele hatte nach dem 0:2 gegen Liverpool genug Wut im Bauch für das 2:0 gegen die Hauptstädter. Nach einer Eroberung des giftigen Tyler Adams im Hertha-Strafraum nagelte der Franzose die Kugel mit Vollspann ins Hertha-Tor (71.).
Damit rehabilitierte sich auch der zweite Torverursacher gegen Liverpool mit einem Treffer. Dass Orban, der gegen Liverpool erst in der Schlussphase eingewechselt worden war, nach einer Ecke und Sabitzer-Flanke das dritte RB-Tor per Kopf erzielte, passte ins starke Gesamtbild (84.). Das spricht für die Moral im Team und sendete symbolisch auch ein Signal an die Münchner: RB hat genug Mentalität, um zurückzukommen. (RBlive/ukr)