Kaderpuzzle und Transferstrategie Mit diesen Spielern plant RB Leipzig für die Saison 2022/23
Die Aufregung am Mittwochmorgen war groß in Leipzig. Emil Forsberg soll angeblich auf der Streichliste für die kommende Saison stehen, berichtete die Sport-Bild. Die Vereinslegende, das Aushängeschild, der Publikumsliebling, der so viele wichtige Tore für RB erzielte, auf dem Abstellgleis? Folgt auf die Nichtberücksichtigung gegen die Glasgow Rangers die Trennung? Eher nicht! Laut MZ/RBlive-Informationen planen die Leipziger auch weiterhin mit dem 30-Jährigen, der noch bis 2025 Vertrag hat und jüngst angekündigt hatte, noch vier, fünf Jahre Fußball spielen zu wollen.
Viele Leihspieler müssen gehen: Aufgeblähter Kader von RB Leipzig muss drastisch verkleinert werden
Richtig ist jedoch, dass Rasenballsport seinen inklusive Leihspieler aufgeblähten Kader drastisch verkleinern muss. Dass Trainer Domenico Tedesco das Aufgebot in der Winterpause durch Leihen reduziert hatte, hat sich bewährt. Mit einem eher kleinen Kader von etwa 18 bis 19 Feldspielern plus den zwei Nachwuchsspielern Hugo Novoa und Sidney Raebiger sowie drei Torhütern kann der Coach am besten arbeiten.
Nach dem Umbruch 2021 mit etwa 40 Veränderungen im gesamten Staff will Rasenballsport in diesem Jahr nun nur fehlende Puzzleteile ergänzen. Große Weichenstellungen sind – die Qualifikation für die Champions League vorausgesetzt – nicht nötig, weil die Offensivstars Christopher Nkunku und Dani Olmo bleiben sollen. Beide haben keine Ausstiegsklausel, und angeblich existiert auch auf den RB-Fluren keine Schmerzgrenze, bei der Klubboss Oliver Mintzlaff & Co. schwach würden. RB ist trotz Pandemie und Stadionumbau finanziell gut genug aufgestellt, um große Offerten abzulehnen und beide zu halten.
Maximal zwei, drei Neuzugänge sind eingeplant
Heißt: Maximal zwei bis drei neue Spieler sollen die Mannschaft weiter verfeinern. „Wir haben das klar formulierte Ziel, uns weiterhin in der Spitze festzusetzen – das gilt sowohl für die Bundesliga als auch die Top 16 in Europa”, sagt Florian Scholz, kaufmännischer Leiter Sport, MZ/RBlive. „Dafür schaffen wir die nötigen Strukturen, um weiter Jahr für Jahr den nächsten Schritt gehen zu können.“
Die Herausforderung im Transfersommer 2022 wird also einerseits darin liegen, den Kader so gezielt zu verstärken, dass Qualität und Mentalität in einzelnen Mannschaftsteilen weiter auf Titelniveau steigen. Und andererseits, die Armada der Akteure, die nicht mehr gebraucht werden, bestmöglich zu verkaufen. Gleich 13 Spieler hatte RB verliehen, die nun im Sommer allesamt wieder auf der Matte stehen.
Das sind allen voran Alexander Sörloth, Ademola Lookman sowie Keeper Yvon Mvogo, die zusammen etwa 43 Millionen Euro kosteten und definitiv keine Zukunft mehr in Leipzig haben. Ob von den verliehenen Talenten ein Youngster wie Eric Martel oder Frederik Jäkel als sogenannter „Challenger”, also Herausforderer in die erste Mannschaft rückt, um Druck auf die Arrivierten auszuüben, ist noch unklar. Ebenso, wie es mit den in der Rückrunde verliehenen Ilaix Moriba und Brian Brobbey weitergeht, die in der Hinrunde nicht in Leipzig angekommen waren und eher Unruhe ins Team brachten.
Fokus liegt auf Körperlichkeit
Generell legt Tedesco den Fokus auf mehr Physis im Mittelfeld. Nach dem Aus in Glasgow hatte er angemahnt: „Das ist ein Thema bei uns. Gegen robuste Gegner, die noch mehr Körperlichkeit haben als wir, ist es für uns nicht so einfach.” Das könnte bedeuten, dass etwa Dominik Szoboszlai und Tyler Adams Signale erhalten werden, sich einen neuen Klub zu suchen. RB sucht nach einem groß gewachsenen Box-to-box-Spieler, nach dem schon Nagelsmann gefahndet hatte. Spieler vom Schlage eines Florian Grillitsch (Hoffenheim) oder Djibril Sow (Frankfurt), die aggressiv genug sind und zugleich das Spiel lenken können. Zudem täte dem RB-Spiel ein schneller, quirliger Stürmertyp als Option zu den Platzhirschen im Angriff gut.
Ob Nordi Mukiele, der die gewünschte Körperlichkeit hat und jüngst wieder überzeugte, und Konrad Laimer, der von den Bayern umworben wird, bleiben werden, steht in den Sternen. Mit beiden hat es noch keine Vertragsgespräche gegeben. Verkaufsdruck hat RB nicht, heißt es. Zur Not würde der Klub mit beiden auch in ein letztes Vertragsjahr gehen. Bei den Routiniers Kevin Kampl und Marcel Halstenberg stehen die Zeichen hingegen klar auf Vertragsverlängerung. Und bei den Torhütern steht mit Janis Blaswich die erste Neuverpflichtung bereits fest. Der Ex-Gladbacher und -Dresdner soll Josep Martinez als Nummer zwei ersetzen, der anderswo Spielpraxis sammeln soll.
Die Puzzlearbeit für 2022/23 ist also in vollem Gange. Ein blonder Schwede wird dabei als zentrales Teil nicht fehlen.