„Größte Seuche der Liga” BVB-Ultra attackiert Fotografen – Anti-RB-Banner im Stadion
Man kann nur ahnen, wie viel Arbeit hinter den Kulissen durch Fanbeauftragte und Fanprojekt nötig war, um die Abneigung der Fans von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig in Stolz auf die eigene Historie und Euphorie bei der Rückkehr auf die Südtribüne umzuleiten. So feierten die Hardcore-Anhänger mit einem Blockbanner demonstrativ den 68. Geburtstag des Westfalenstadions. Der unrunde Jahrestag wäre wohl gegen einen anderen Gegner eher keine Erwähnung wert gewesen. Das Design auf der Video-Anzeigetafel, auf der im Laufe des Spiels immer mehr Tore für RB Leipzig in Orange auf schwarzem Grund aufleuchteten, war gestaltet wie einst in den 1970ern.
Fans von RB Leipzig antworten auf Gesänge und Pfeifkonzert: „Mimimimimi”
Nur ein einziges Anti-RB-Banner zeigten die BVB-Fans beim Duell der beiden Klubs, deren Gründung genau 100 Jahre auseinanderliegt. „Trotz Pandemie bleibt ihr die größte Seuche der Liga!”, hatte die Ultravereinigung The Unity getextet. Die Leipziger hatten ihr ironisches „Mimimimimi”-Plakat dabei, mit dem sie unter anderem auf das Pfeifkonzert beim Auflaufen der Teams und die „Bullenschweine”-Sprechchöre antworteten.
Nach den heftigen Attacken von 2017 müssen die Dortmunder den Hass gegen den Rivalen nun zwar mühsam unterdrücken, um nicht erneut Angriffe auf Leipziger Fans zu provozieren. Doch in persönlichen Gesprächen ist ebenso zu spüren wie in den sozialen Netwerken oder beim Fanblog Schwatzgelb.de, dass sich die gegenseitige Abneigung eher institutionalisiert. Dort heißt es unter anderem, dass RB „giftiges Plastik für unseren Sport” sei. Und auch einen Vergleich mit Donald Trump halten die Fanblogger für angebracht.
Fanmarsch von BVB-Fans vor dem Spiel gegen RB Leipzig: „Nicht nur Handys aus der Hand geboxt”
Beim insgesamt friedlichen Fanmarsch von etwa 5000 BVB-Fans zum Stadion schossen einige schwarz-gelbe Anhänger über das Ziel hinaus. Ein Fotograf der Regionalzeitung Ruhr-Nachrichten wurde von einem Ultra mit einem Beutel oder Rucksack geschlagen. Das bestätigten die Behörden auf Anfrage. Laut der Dortmunder Polizei ist der Fotoreporter unverletzt und denkt nach Kontaktaufnahme durch die Polizei über eine Anzeige nach.
Bei schwatzgelb heißt es, dass andere BVB-Fans, die den Fanmarsch filmten, „massiv bedrängt und leider auch körperlich angegangen” worden seien. „Dabei wurde wenig Rücksicht auf Geschlecht oder Alter genommen.” Es seien „nicht nur die Handys aus der Hand geboxt” worden. Laut Polizeimeldung sei zudem vor dem Stadion ein Fanschal geraubt worden. Ein Strafverfahren gegen einen Tatverdächtigen wurde eingeleitet. Auch während des Spiels sei es zu vereinzelten Straftaten gekommen, Strafverfahren wurden eingeleitet.
Die aufgeladene Atmosphäre ist auch ein Grund, weshalb sich nur 1000 RB-Fans mit in den Ruhrpott aufgemacht hatten. Das Trauma der Krawalle, als 500 gewaltbereite Dortmunder die damals mit 8000 Anhängern angereisten Leipziger überfielen. Diesmal war der Trip nach Dortmund soweit bisher bekannt bis auf verbale Attacken und ein paar Bierbecher, die in den Auswärtsblock flogen, sicher für die Auswärtsfans aus der Messestadt. Doch wenn RB in der Stadt ist, brodelt es in Dortmund. Ein Familienausflug wird dieses Auswärtsspiel ganz sicher nicht mehr.