RB LeipzigHat RB Leipzig in Ex-Nationalspieler und VfB-Profi Mario Gomez seinen neuen Sportdirektor gefunden?
RB Leipzig sucht seit dem Abgang von Markus Krösche Ende voriger Saison einen neuen Sportdirektor. Bislang verlief die Suche eher schleppend, denn sie hatte in den Augen der Vereinsführung keine Priorität. Mit Klubchef Oliver Mintzlaff, dem neuen kaufmännischen Leiter Florian Scholz und dem technischen Direktor Christopher Vivell schien man ausreichend gut aufgestellt.
In der Krise, in die der Vizemeister mit seinem Trainer Jesse Marsch, geschlittert ist, wird das Postenvakuum allerdings sichtbar. Es gibt niemanden, der den Coach fachlich und in der Außendarstellung unterstützen kann. Woher jetzt aber auf die Schnelle einen neuen Sportlichen Leiter finden, der gar kein Leiter sein soll, sondern eher eine Art "Gesicht" mit Renommee, der "nah" an der Mannschaft dran ist und die RB-Themen in der Öffentlichkeit moderieren kann?
Kein Unbekannter am Cottaweg
Bis Jahresende wolle man die Position besetzt haben, heißt es. Schon jetzt aber führt eine Spur nach Stuttgart. Und zwar zum ehemaligen Nationalspieler Mario Gomez.
Der 36 Jahre alte Ex-Stürmer, der vor zwei Jahren seine Karriere beim VfB Stuttgart beendet hat, ist kein Unbekannter am Cottaweg. Nicht dass er dort bislang ein- und ausgegangen wäre, doch sowohl Mintzlaff als auch Scholz verbindet eine Vergangenheit mit dem gebürtigen Schwaben.
Gomez ist ein Ferber-Klient. Seine Berateragentur war die fair-sport GmbH, gegründet von Ulrich Ferber, für dessen Unternehmung Ferber Marketing früher wiederum Oliver Mintzlaff tätig war, dort u.a. den ehemaligen RB-Baumeister, Trainer und Sportchef Ralf Rangnick beriet und mit diesem gemeinsam zu Red Bull und später zu RB Leipzig wechselte. 2018 sagte Mintzlaff in einem Interview: "Ich habe die Zusammenarbeit mit Mario immer sehr geschätzt, denn er ist ein ganz feiner Kerl. Wir sind befreundet und telefonieren häufig."
20.000 Tifosi im Stadion
Ähnliche Verbindungen hat Gomez auch zu Florian Scholz, einem engen Vertrauten Mintzlaffs. Zu dessen Zeit als Reporter bei der "Sportbild" unterhielt der jetzige kaufmännische Leiter Sport bei RB Leipzig beste Kontakte zu Ferber und dessen Spielern. So auch zu Mario Gomez.
Wie gut und weit diese Kontakte reichten, zeigte sich 2013, als Gomez vom FC Bayern München zur AC Florenz in die Serie A wechselte. Zu seiner Vorstellung kamen 20.000 Tifosi ins Stadion. An seiner Seite, als Gomez zur Begrüßung auf den Rasen schritt: Florian Scholz. Hautnah dabei.
Die Freundschaft hält bis heute - und könnte Gomez demnächst in den RB-Orbit katapultieren, denn wie passend für einen Posten bei den Messestädtern, wenn man sich gut kennt, mag und weiß, wo die Loyalitäten liegen. Bereits 2009 waren die Verbindungen eng. Nach einem Torjubel imitierte Gomez Flügelschläge, die an den Werbeslogan "Red Bull verleiht Flügel" erinnerten und öffnete mimisch eine Dose. Der Verdacht der Schleichwerbung konnte später vom DFB nicht bewiesen werden. Im selben Jahr stand der Ex-Profi Pate für das Red-Bull-Schützenfest.
Obendrein bekämen Mintzlaff und Scholz einen bekannten deutschen Fußballer unters gemeinsame Dach, auch wenn der Neue nicht ganz ins Anforderungsprofil passt, das Mintzlaff vor zwei Tagen so beschrieben hatte: "Ideal wäre ein ehemaliger Spieler, der für unsere Philosophie steht, ein großes internationales Netzwerk mitbringt und die Position schon einige Jahre bei einem anderen Klub innehatte." Doch ideal heißt ja nicht, es muss unbedingt so sein.
Kritik: Marsch fehlt die Unterstützung
Gomez erlebte seine großen Jahre beim VfB Stuttgart, mit dem er 2007 Deutscher Meister wurde. 2009 wechselte er zum FC Bayern, von dort nach vier Jahren zur Fiorentina, ehe er nach einem Jahr Leihe bei Besiktas Istanbul in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg und den VfB Stuttgart zurückkehrte, wo er vor zwei Jahren seine Karriere beendete.
Gomez spielte zudem 78 Mal für die DFB-Nationalmannschaft (31 Tore), was ihm zumindest in der Summe die Aura verleiht, die den RB-Führungskräften vorschwebt, um den Sportdirektorenposten neu zu besetzen. Zudem dürfte er auch ein paar Kontakte in die Spielerszene mitbringen. Ob er darüberhinaus die Themen rund um das RB-Team zu moderieren vermag, davon kann man sich aktuell ein Bild bei Amazon Prime machen. Für den Online-Versandhändler ist Gomez einer der Experten, die den Neuling im Geschäft in sein erstes Übertragungsjahr von Champions-League-Spielen begleiten.
RB Leipzig war in den vergangenen Tagen angekreidet worden, niemanden zu haben, der dem US-Amerikaner Jesse Marsch bei der Moderation der aktuellen Situation unterstütze. Ex-Sportdirektor Krösche, der mittlerweile für Eintracht Frankfurt tätig ist, war Ende vergangener Saison im Zwist gegangen, nachdem ihm u.a. Scholz und Vivell an die Seite gestellt worden waren. (RBlive/hen)