Kein Boykott geplant RB Leipzig will gegen Spartak Moskau antreten
Darf man gegen den Hauptstadtklub eines Landes Fußball spielen, das gerade einen Angriffskrieg angezettelt hat, der die ganze Welt in Atem hält? Diese Frage muss nach der Auslosung des Achtelfinales in der Europa League auch RB Leipzig für sich beantworten. Am 10. März sollen die Leipziger gegen den zwölfmaligen russischen Meister Spartak Moskau spielen; das Rückspiel, das die Uefa auf neutralen Boden verlegte, soll am 17. März stattfinden.
Noch ist unklar, ob Spartak diese Sanktion des Verbandes hinnimmt und unter diesen Umständen überhaupt antritt. Für RB Leipzig hingegen ist laut RBlive-Informationen klar, dass die Partien stattfinden und keineswegs boykottiert werden. Der Klub verweist stets auf seine unpolitische Haltung und wird – Stand Freitag, 25. Februar – nun keineswegs vorpreschen. „Natürlich hätte ich mir andere Umstände für das Wiedersehen gewünscht. Ich hoffe wirklich, dass alles dafür getan wird, um doch noch schnell eine friedliche Lösung zu finden”, teilte Trainer Domenico Tedesco mit.
Poulsen: „Solange die Uefa nicht anders entscheidet, ist es so”
RB Leipzigs dienstältester Spieler Yussuf Poulsen sagte angesprochen auf mögliche Reaktionen der Mannschaft: „Ich habe zwei Stunden geschlafen, ich habe keine Zeit gehabt, mit meinen Mitspielern aus dem Mannschaftsrat zu reden, ob wir etwas machen.” Die Leipziger hatten auf der Rückreise von San Sebastian von dem Los erfahren. Zu einem möglichen Boykott von Spielen gegen Teams aus Russland nach der Invasion durch russisches Militär in die Ukraine sagte Poulsen: „Sie haben sich sportlich qualifiziert. Solange sich die UEFA nicht anders entscheidet und wir auf einem anderen (neutralen) Platz spielen, ist es einfach so.“
FC Bayern drängt auf Spielabsage gegen ZSKA Moskau
Die Basketballer des FC Bayern München sahen das am Donnerstag anders und drängten den europäischen Verband so lange, bis der weniger als zwei Stunden vor Spielbeginn die Euro-League-Partie gegen ZSKA Moskau auf unbestimmte Zeit verschob. Die Teams waren da schon beim Aufwärmen. „Der FC Bayern begrüßt die richtige Entscheidung der EuroLeague“, sagte FCB-Präsident Herbert Hainer. Der Klub verurteile „den russischen Angriff auf die Ukraine”. Auch die weiteren Spiele mit russischer Beteiligung an diesem Spieltag wurden verschoben.
Der litauische Klub Zalgiris Kaunas kündigte bereits an, mit allen europäischen Teams einen gemeinsamen Boykott gegen russische Teams anzustreben. Man wolle „nicht nur keine Spiele in Russland bestreiten, sondern auch alle Spiele gegen russische Mannschaften boykottieren”. Sender Magenta strich die geplante Übertragung der Partie zwischen Bayern und Moskau übrigens bereits vorab.
Wie reagieren die Fans von RB Leipzig auf das Spiel gegen Spartak Moskau?
Im Fußball drückte sich die Uefa vor einer Entscheidung wie der im Basketball. Moskau darf weiter mitspielen, entschied der Verband vor der Auslosung, aber eben auf neutralem Boden. Wo das sein wird, welches Stadion überhaupt aktuell für einen russischen Klub zur Verfügung steht, steht noch in den Sternen.
Fans von RB Leipzig regten an, eine Choreografie in den ukrainischen Landesfarben in Blau/Gelb zu gestalten, die auch die Stadtfarben von Leipzig sind. Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist die Partnerstadt von Leipzig. Anhänger regten an, in diese Farben gekleidet zum Spiel zu kommen.
Andere einflussreiche Anhänger wie der langjährige RB-Blogger Matthias Kießling sehen das anders und plädieren für einen Boykott. „Fühlt sich einfach falsch an, locker gegen ein russisches Team zu spielen, während deren Armee einen Angriffskrieg gegen ein demokratisches Nachbarland führt”, schrieb der Rotebrauseblogger bei Twitter.