RB LeipzigKeine Meisterfeier in Leipzig: RB ringt Bayern ein 0:0 ab
Letztes Heimspiel der Saison: RB gegen Bayern – natürlich waren alle da, die was zu sagen haben bei den Leipzigern. Also auch der Chef der ganzen Red-Bull-Unternehmung, Dietrich Mateschitz. Der Altmeister der Limonadenproduktion saß zum fünften Mal seit Vereinsgründung auf der Leipziger Tribüne, die vollgepackt war mit Prominenz: Die Bayern-Führung war versammelt angereist, Bundestrainer Joachim Löw auch, um das letzte große Topspiel dieser Saison in Augenschein zu nehmen.
Sie sahen keine Tore, auch keine hochklassige Partie. Dass es die ganze Zeit über auch noch Bindfäden regnete, machte den Besuch auch nicht angenehmer. Aber umsonst war trotzdem niemand gekommen. Es gab Chancen, es wurde gefoult und gekratzt – und der Videschiedsrichter war auch mal wieder mit von der Partie. Wenn auch nicht auf so umstrittene Weise wie in den Wochen zuvor.
Poulsen mit der ersten Chance des Spiels
Dass es keine neun Tore geben würde wie im ersten Heimspiel der Leipziger vor zwei Sommern (4:5) und dem Pokalfight in der Saison darauf (4:5 nach Verlängerung), zeichnete sich früh ab. Dafür stand für beide Teams zu viel auf dem Spiel: In zwei Wochen treffen sie im Pokalfinale wieder aufeinander. Mit einer herben Pleite nach Berlin zu reisen, war keine Option. Zumal die Bayern vor Anpfiff nur vier Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Dortmund hatten. Ein Wettschießen verbot sich also.
RB-Coach Ralf Rangnick holte deshalb die gute alte Viererkette aus seiner Asservatenkammer, die er dort zuletzt zugunsten von Dreier- bzw. Fünferkette verstaut hatte. Davor postierte er eine Doppelsechs mit Konrad Laimer und Diego Demme, der den gelbgesperren Kevin Kampl ersetzte. In den Sturm stellte er seine Edelkombination aus Yussuf Poulsen, Marcel Sabitzer, Timo Werne und Emil Forsberg.
Leipzig lauerte auf Umschaltgelegenheiten – und konterte das erste Mal in der 11. Minute. Marcel Halstenberg passte in Richtung Fünfmeterrraum, Poulsen sprintete heran, bekam den Ball aber nicht mehr aufs Tor gedreht, seine Abnahme ging weit neben den Kasten der Bayern, in dem für den verletzten Manuel Neuer Sven Ullreich stand, der bis zur Pause nur noch einmal Arbeit bekam. In der 40. Minute bediente Halstenberg Timo Werner in der äußeren Strafraumecke, dessen Schuss hielt der Bayern-Keeper ohne große Probleme.
Zwischen beiden Gelegenheiten entwickelte sich eine hart umkämpfte Partie, die auch den Bayern nur zwei Torchancen ermöglichte. Beide hatte Serge Gnabry. Die erste nach einer Vorlage von Robert Lewandowski, Gulacsi vereitelte sie mit seinem Hintern (29.), die zweite nach einer Ecke, dieses Mal faustete der Ungar den Schuss aus seinem Fünfmeterraum (39.).
Köln schreitet ein
Kurz darauf war Halbzeit, wenig später stand es 1:0. Für die Bayern. Kingsley Coman hatte einen von Lewandowskis Hacke abgefälschten Schuss wieder in den Strafraum geflankt, dort stand Ibrahima Konaté – und köpfte den Ball anstatt Richtung Seitenlinie Leon Goretzka vor die Füße. Der knallte ihn mit einem Scherenschlag ins lange Eck (50.).
Die Bayern waren plötzlich Meister, denn in Dortmund stand es zum selben Zeitpunkt 1:1. Nur: Schiedsrichter Manuel Gräfe pfiff nicht an. Der Videoschiedsrichter in Köln hatte Bedenken an der Legalität des Treffers. Eine Minute verstrich, dann ein Pfiff von Gräfe und ein Fingerzeig Richtung Gulacsis Tor: Abstoß! Lewandowski stand bei der ungewollten Vorlage Millimeter im Abseits.
41.939 Zuschauer tobten. Der zweite Sieg in drei Jahren gegen die Bayern schien plötzlich wieder drin, auch wenn RB kaum vors Tor der Gäste gelangte. Halstenberg versuchte es deshalb aus der zweiten Reihe, in Bedrängnis kam Ullreich aber nicht (56.). Trotzdem öffnete sich die Partie plötzlich, die Bayern erhöhten jetzt den Druck. Müller forderte Gulacsi zu einer Parade (64.), kurz darauf schoss Gnabry ans Lattenkreuz, stand dabei aber im Abseits (65.). Zehn Minuten später schoss Halstenberg knapp am langen Pfosten vorbei, im Anschluss schaufelte Poulsen seinen Schlenzer zu weit über den Bayern-Kasten (75., 76.).
Kein Spieler hatte mehr Zeit zum Durchatmen. Jeder Angriff zog den nächsten nach sich. Die Kräfte aber ließen nach, die Fehler nahmen zu. Kurz nachdem Diego Demme entkräftet den Platz verließ, Haidara ersetzte ihn, kamen die Bayern zur größten Möglichkeit des Spiels. Franck Ribery verarbeitete eine Hereingabe mit der Hacke, Gulacsi tauchte ab, den Abpraller klärte Haidara vor Ex-RBler Joshua Kimmich (83.).
Alles lief auf ein Remis hinaus, mit dem die Leipziger aber eher leben konnten als der Gegner. Dortmund führte mittlerweile 3:2, also nahm Lewandowski nochmal genau Maß, als er in der 89. Minute zum Freistoß anlief. Sein Schuss ging nur Millimeter am Pfosten vorbei.