Kommentar Trainer-Verschleiß bei RB: Kein Klima für Kontinuität
Mit Domenico Tedesco musste bei RB Leipzig der zweite Trainer in neun Monaten die Segel streichen. Ulli Kroemer kommentiert die Entscheidung der Verantwortlichen.
Keine zehn Monate war Domenico Tedesco als Trainer bei RB Leipzig im Amt; Jesse Marsch bekam nur knapp fünf Monate Zeit. Beim Red-Bull-Klub, der mal für seine strategische Weitsicht und seinen perfekt geplanten, modernen Fußball gefürchtet wurde, häufen sich die Krisen, Fehlentscheidungen und Personalrochaden.
Die Fluktuation auf dem Trainerposten erinnert inzwischen eher an Dynamo Dresden oder Schalke 04. Dass Tedesco nur acht Pflichtspiele nach dem Pokalsieg bereits so angeschlagen war, dass er gehen musste, ist Negativrekord.
Keine gemeinsame Sprache bei der Kaderplanung von RB Leipzig
Die Klubführung muss sich nun die Frage stellen, warum sie es nicht mehr schafft, ein Klima zu entwickeln, in dem Trainer erfolgreich und so kontinuierlich es die aufgehitzte Branche zulässt, arbeiten können. Dass Klubchef Oliver Mintzlaff nach nur zwei Spieltagen in der Bundesliga lospolterte, als stünde der Abstieg kurz bevor, hat das Umfeld und irgendwann auch die Mannschaft kirre gemacht. Als die Krise dann tatsächlich da war, schwiegen Mintzlaff & Co.
RB Leipzig stellte sich in den Wochen nach dem Pokalsieg, der den Klub auf eine neue Stufe heben sollte, als Ich-AG-Klub mit verschiedenen Agenden heraus. Eine gemeinsame Sprache fanden Trainer und Entscheider bei der Kaderplanung – etwa bei der Verpflichtung von Timo Werner – nicht mehr. RB war zu Zeiten von Ralf Rangnick mal der Klub der innovativen Transfers und ebensolcher Spielweise.
Zu einer solch einheitlichen Linie muss der schlingernde Verein wieder zurückfinden. Ein mit Weitsicht planender Sportchef wie Max Eberl, der seine Coaches fachlich unterstützt und menschlich stützt, ist dafür dringend notwendig. Dann hält ein RB-Trainer vielleicht auch mal wieder länger als zehn Monate durch.