„Kratzen, beißen, spucken” Prestige, Erlebnis, Titel: Wie RB im brisanten Freiburg-Doppel bestehen will
„Es gibt keine Differenzierung” zwischen den beiden Spielen gegen Freiburg, betonte Trainer Marco Rose. So geht RBL die beiden entscheidenden Partien gegen die Breisgauer an.
Plötzlich begann Marco Rose demonstrativ zu zittern. Aus dem Wasserglas, das der Trainer von RB Leipzig in der Hand hielt, schwappten mehrere Schlucke auf das Pressepodium. „Mache ich den Eindruck, als ob ich mega angespannt wäre?”, fragte Rose mit gespielt brüchiger Stimme in die Runde.
Hintergrund der ironischen Schauspiel-Einlage: Ein Reporter hatte Rose vor dem Halbfinale im DFB-Pokal beim SC Freiburg (20.45 Uhr/ZDF und Sky) gefragt, ob der Eindruck trüge, dass der Trainer vor dem Doppel-Gastspiel im Breisgau besonders angespannt sei. Der Coach, der viel auf seine gelassene Art hält und in der Tat eher gewohnt cool, als angespannt wirkte, antwortete auf seine ganz eigene Art und Weise und hatte die Lacher auf seiner Seite. „Also bitte, das meinst du doch jetzt nicht ernst? Ich bin nicht mehr oder weniger angespannt als sonst”, schob er hinterher.
Keine Differenzierung zwischen Liga und Pokal
Vor der launigen Einlage räumte freilich auch Rose ein: „Es geht um Prestige, um das Erlebnis Pokalfinale, um einen Titel.” Für ihn persönlich wäre die mögliche Titelverteidigung im DFB-Pokal nach diversen Erfolgen in Österreich sogar der erste Erfolg als Trainer in Deutschland. Doch der Pokal ist für RB eher ein Lust-, denn ein Muss-Ziel wie vier Tage später in der Liga, wenn es um die Champions-League-Qualifikation geht. Priorisieren mag Rose dennoch keine von beiden Partien.
„Ich bin total beim Pokalspiel, habe noch keine großartige Idee Richtung Samstag. Es gibt keine Differenzierung. Das Entscheidende ist jetzt das Pokalspiel, auf das haben wir uns vorbereitet”, betonte Rose. Dass es in kurzer Zeit zweimal gegen den selben Gegner geht, nimmt er eher als Erleichterung für seine Arbeit wahr. „Es ist total einfach für mich und mein Trainerteam. Wir haben zweimal den gleichen Gegner, müssen nicht nochmal zig Spiele beobachten”, sagte er.
Rose: Nach der Art und Weise „fragt heute, morgen, übermorgen keiner mehr”
Mit Rückenwind aus der Liga fährt RB jedoch nicht in den Breisgau. Nach dem 1:0 gegen Hoffenheim haderte RB erneut mit der Chancenverwertung sowie fehlender körperlicher und mentaler Frische. Bis auf Genius Christopher Nkunku, der sein Startelf-Comeback gab und nach feiner Vorarbeit von Emil Forsberg traf, hat derzeit kein Leipziger Selbstvertrauen und Fortune im Abschluss. „Wir schaffen es einfach nicht, aus der Vielzahl der Chancen mehr Tore zu machen als nur eines“, kritisierte auch Sportchef Max Eberl. Mit „Hängen und Würgen“ sei RB weiter im „Reigen um die Champions League dabei“, beschrieb Eberl treffend und diagnostizierte eine „zähe, mühsame, angestrengte und inspirierte zweite Hälfte”.
Was RB gegen weitgehend harmlose Hoffenheimer verpasste, soll nun im besten Falle gegen bissige und effiziente Freiburger gelingen: ein Befreiungsschlag in der Offensive. „In der Schlussphase der Saison wäre es wichtig, wenn der Knoten mal wieder platzt und uns ein paar Dinge leichter von der Hand gehen”, wünschte sich Rose. „Aber wenn es nicht so ist, müssen wir kratzen, beißen, spucken und knappe Siege wie gegen Hoffenheim einfahren. Danach fragt heute, morgen, übermorgen keiner mehr.“
Kampl über Pokalduell gegen Freiburg: „Wahnsinn, was auch auf den Trainerbänken los”
Hoffnung auf Besserung beim Torabschluss macht, dass Rose personell so viele Optionen hat wie selten in dieser Spielzeit. „Wir werden mit einer Elf auflaufen, die so in dieser Saison noch nicht oft beieinander war“, kündigte der 46-Jährige an. Es ist davon auszugehen, dass mit Nkunku, Dani Olmo und Dominik Szoboszlai das gefährlichste Offensivtrio von Rasenballsport gemeinsam auflaufen kann. Wir brauchen gutes Positionsspiel, aber auch Umschalten im Tempo. Wenn wir das mit viel Energie nutzen, werden wir Möglichkeiten bekommen”, prophezeite Rose.
Ein wichtiger Faktor in den Duellen gegen die Freiburger wird zweifelsfrei die Intensität. Das hat auch mit der Vorgeschichte beider Teams zu tun, zu der nun nach dem Pokalfinale in Berlin ein neues Kapitel dazukommt. „Die Duelle gegen Freiburg sind immer sehr brisant, auch an der Seitenlinie”, sagte Routinier Kevin Kampl. „Das waren immer hitzige Spiele. Im Pokalfinale war das Wahnsinn, was auch auf den Trainerbänken los war.” Also doch jede Menge Anspannung? Man darf gespannt sein, wer am Dienstagabend vor wem zittert.