Krisengewinner Antonio Nusa Lichtblick in der Tristesse
Mit 19 Jahren liefert Antonio Nusa stabil ab – und das trotz oder gerade wegen der Krise bei RB Leipzig, in der der Hochbegabte reift.
Leipzig – Antonio Nusa ist in diesen unruhigen Wochen bei RB Leipzig die Ruhe selbst. Während um ihn herum der Sturm tobt, bringt der 19-jährige Norweger stabil Leistung. In den Wochen der Formkrisen, der Stagnation und des schwindenden Selbstvertrauens bei seinen Kollegen macht Nusa einfach sein Ding. Ein Lichtblick in der Tristesse dieser fordernden Zeit bei RB.
Bereits zwölf Scorerpunkte – vier Tore und acht Vorlagen – hat der Linksfuß gesammelt und ist damit gemeinsam mit Benjamin Sesko zweitbester Leipziger hinter Lois Openda (16). Sechs Scorerpunkte davon erzielte er in den beiden Spielen gegen die TSG Hoffenheim und im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt, die an diesem Sonntag zum Spitzenspiel zwischen Bundesliga-Zweitem und -Viertem (19.30 Uhr) erneut in Leipzig gastiert.
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Rose über Nusa: „Tolle Verpflichtung mit einer tollen Entwicklung”
Fast noch wichtiger als Tore und Vorlagen ist, dass Nusa dieser Tage auch der spielerisch Beste und Konstanteste in der Leipziger Offensive ist, derjenige, von dem regelmäßig die größte Gefahr ausgeht. In der Krise ist er der einzige, der nicht mit abtauchte, sondern die Situation stattdessen als Chance begreift und nutzt. Und das in ungewohnter Rolle, die er klaglos annahm.
„Er kommt mehr zum Spielen, als er das vielleicht selbst und wir alle gedacht haben”, sagt Trainer Marco Rose. Hinter den arrivierten Spielern hat der Youngster die sechstmeisten Einsatzminuten. Doch auch in anderen personellen Konstellationen würde Nusa viel spielen, so Rose, „weil er einfach gut ist und Qualität hat”. Nusa bringe ein tolles Gesamtpaket mit: „Er ist ein Junge, der uns in allen Bereichen viel gibt. Er läuft viel, ist schnell, ist stark im Eins gegen Eins, verteidigt fleißig und liefert seit Wochen sehr stabil”, lobt Rose. „Er hat keine großen Formschwankungen, das ist sehr wichtig für uns.” Und das unterscheidet ihn dieser Tage auch von vielen seiner Kollegen. Der junge Mann aus Langhus bei Oslo sei „eine tolle Verpflichtung mit einer tollen Entwicklung, seitdem er hier ist”, urteilt der Trainer.
Besten Spiele als Flügelverteidiger
Nusa selbst nimmt die Aufs und Abs dieser Tage mit Gleichmut, Selbstvertrauen und Nervenstärke, was viele Skandinavier auszeichnet. Nach seinem jüngsten Husarenstück gegen Frankfurt sagte er: „Wir haben uns heute frei gefühlt, waren selbstbewusst und entspannt. Gleichzeitig wussten wir, worum es geht.” Er fühle sich in den schweren Wochen mehr verbunden mit der Mannschaft und dem Trainer denn je. Ein wichtiger Moment für die Gruppe, um enger zusammenzurücken. Sein Rezept: das Positive mitnehmen, an den Schwächen arbeiten und weiter gemeinsam wachsen.
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Im norwegischen Nationalteam bekleidet Nusa eine offensivere Rolle als bei RB. Doch nach dem Ausfall von David Raum hatte Rose plötzlich keinen Linksverteidiger mit Tiefgang mehr und beorderte stattdessen Nusa auf die Position als linken Flügelverteidiger in der Fünferkette. Zum ersten Mal spielte er die neue Rolle beim 2:0 in Mainz und seither immer wieder. „Antonio hat seine besten Spiele als Flügelverteidiger gemacht, er kommt gern vom Flügel weg, geht gern ins Eins gegen Eins”, analysierte Rose. Das könne er zwar auch, wenn er als klassischer Zehner auflaufe, doch da tue er sich „in den Räumen noch ein bisschen schwer, in offene Positionen zu kommen”. Mit mehr Platz vor sich von der Außenbahn aus gelinge ihm das besser. So wurde aus der Not des fehlenden Linksverteidigers mit Vorwärtsdrang eine Tugend.
Im zweiten Duell gegen Frankfurt nun binnen zehn Tagen wird Nusa erneut eine Schlüsselrolle zukommen, doch nach der Performance im Pokal wird SGE-Trainer Dino Toppmöller das Talent besonders bewachen lassen.