„Lange Leitung vom Wollen zum Tun” Wie Rose die Wiederauferstehung seines Teams erklärt
Auferstanden aus Ruinen: RB spielt wieder Rose-Fußball. Wie es der Trainer geschafft hat, die Stimmung in Leipzig zu drehen.
Leipzig – Marco Rose wählte ein passendes Bild, um die Frage zu beantworten, warum seine Spieler bei RB Leipzigs 3:0 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt samt Viertelfinaleinzug in den DFB-Pokal ein gänzlich anderes Gesicht zeigten als in vielen Partien zuvor. Plötzlich agierte RB wieder aktiv, spannte das Pressing-Gegenpressingnetz auf und stresste die überrumpelten Frankfurter mit Ballgewinnen. 16 Bälle fing RB ab, in den beiden Spielen zuvor waren es jeweils nur neun gewesen. RB habe endlich auch einmal ”RB-like” gespielt, lobte Sportchef Marcel Schäfer.
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Sesko hilft wieder im Pressing mit
Rose also machte die zu lange „Leitung vom Wollen zu Tun” als Grund aus, warum die Leipziger in den vorangegangenen Spielen so zahnlos agierten. „Der Weg vom Wollen zum Tun war einfach zu lang, da hat man sich schon auch gewundert”, bekannte Rose. „Du spürst, dass die Jungs wollen, aber sie kriegen es einfach nicht auf den Platz. Jetzt haben wir heute die Bestätigung bekommen, dass wir es können und ich hoffe, dass die Leitung so kurz bleibt, wie sie heute war.”
Auffällig war, dass alle mithalfen. Benjamin Sesko stand sinnbildlich für diese neue „Stimmung”, wie Doppeltorschütze Lois Openda das nannte. Der lange Stürmer führte endlich aggressiv Zweikämpfe, holte sich hohe Ballgewinne und kam zu Chancen oder leitete welche für seinen Kollegen ein. Gleich zu Beginn stiebitzte sich Sesko einen Ball, der nur knapp neben dem linken Pfosten einschlug (11.). Vor dem 2:0 war es Sesko, der den Ball eroberte und auf Antonio Nusa ablegte, der diesen Treffer ebenso wie die beiden anderen vorbereitete. Dass das Pressing-Gegenpressing-Spiel wieder funktionierte, vor allem im Zentrum, war der Schlüssel für Leipzigs Wiederauferstehung.
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Rose: „Wenn wir ein Top-top-Team sein wollen, müssen wir noch riesengroße Schritte machen”
Rose spürt oft schon nach wenigen Minuten, wie jeder Spieler drauf ist und mit welcher Körpersprache und Aktivität er agiert: „Wie kommt er rein ins Spiel, wie ist er da? Man muss ganz ehrlich sagen: Wenn wir ein Top-top-Team sein wollen, müssen wir zusammen noch riesengroße Schritte machen”, stellte der Trainer gerade im Moment des Erfolgs klar. „Da waren wir in den vergangenen Wochen nicht da, wo wir sein wollen und können. Heute haben wir ein Gesicht gezeigt, das uns besser steht. Wir können es auch mit acht Verletzten”, so Rose.
Umso bemerkenswerter war der klare Sieg als dass Spieler wie Nicolas Seiwald und Lutsharel Geertruida angesichts der Personalnot auf fremden Positionen agieren mussten. Seiwald spielte zum ersten Mal überhaupt als rechter Halbverteidiger; Geertruida gab den linken Halbverteidiger. Gerade Seiwald sei „sehr präsent, gut in den Zweikämpfen, auch mit dem Ball” gewesen, lobte Rose. „Er hat das hervorragend gemacht und uns viel gegeben.”
„Haben das auf den Platz gebracht, wofür wir stehen wollen”
Rose wählte gegen den Ball eine Fünferkette als Grundordnung mit dem sehr hoch agierenden Flügelverteidiger Antonio Nusa, der mit Ball sofort nach vorn anzog. „Antonio hat seine besten Spiele als Flügelverteidiger gemacht”, sagte Rose. Vom Flügel weg finde der Norweger bessere Räume als als klassischer Zehner.
„Wir wollen für aktiven Fußball stehen, haben heute phasenweise tiefer gestanden und sehr gut umgeschaltet“, analysierte Rose. „Energie und Intensität” seien die Basics dafür gewesen. „Wir haben das auf den Platz gebracht, wofür wir stehen wollen, damit auch das Stadion dabei ist, was Leute mitnimmt und begeistert und die Wahrscheinlichkeit auf Erfolgserlebnisse erhöht”, so der erleichterte Trainer.
Und Rose schloss auch mit einem passenden Bild, das von einem der Videoanalysten stammt: „Wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, gibt es nur noch eine Richtung. Die haben wir heute gefunden.”