Lenz stellt sich bei RB vor „Vielleicht seid ihr nicht alle böse auf mich”
Christopher Lenz ist der neueste Zugang bei RB Leipzig. Ende vergangener Woche wechselte der gebürtige Berliner für eine Million Euro zunächst für ein Jahr nach Leipzig. Der Linksverteidiger stellte sich am Mittwochnachmittag am Cottaweg vor und sprach angenehm reflektiert, offen und bodenständig über seine Ambitionen bei RB und Anfeindungen von Fans seiner Ex-Klubs Union Berlin und Eintracht Frankfurt.
Christopher Lenz über ...
... die Entscheidung für RB: „Es ging am Ende schnell. Als das Interesse von RB aufkam, habe ich gesagt: ,Ja, das würde ich gern machen!’ Am Ende hat es ziemlich zügig funktioniert. RB ist einer der Topklubs in Deutschland, hat sich auch international einen Namen gemacht. Da überlegt man nicht zweimal.”
... seine Situation nach dem Last-Minute-Wechsel nach Leipzig: „Ich lebe noch aus dem Koffer im Hotel. Eine Wohnung haben wir noch nicht gefunden. Klar, danach schauen wir die ganze Zeit. Aber so schnell gings noch nicht. Aber ich brauche gar keine so große Wohnung, daher dürfte es nicht mehr lange dauern, bis ich eine finde.
Lenz und das Spiel seines Lebens
... seine neuen Teamkollegen: „Ich wurde super aufgenommen, gleich vom ersten Training an. Alle sind sehr freundlich. Leo Zingerle, Janis Blaswich und Timo Werner kannte ich aus den U-Nationalmannschaften, mit Christoph Baumgartner und David Raum habe ich viel geredet und Yussi Poulsen hat mir viel erklärt, wie es hier im Verein abläuft. Wenn man das erste Mal mit den Jungs auf dem Platz stand, ist es bisschen einfacher, weil man sich dann Respekt und alles erarbeiten kann.”
... sein Tor beim Elfmeter-Schießen mit Eintracht Frankfurt im Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers: „Ich habe immer gesagt, dass ich für die Mannschaft da bin, wenn sie mich braucht. Das war so ein Moment, in dem ich als etwas älterer Spieler Führung übernehmen wollte. Ich wollte den ersten oder den letzten schießen, war mir ziemlich sicher – und es ist ja gut gelaufen. Das war der erste Titel meiner Karriere, eines der wichtigsten Spiele überhaupt für mich.”
„Bin auf jeden Fall ein defensiverer Linksverteidiger als David Raum”
... seine Rolle im Team: „Ich bin auf jeden Fall ein defensiverer Linksverteidiger als David, kann mich aber auch offensiv mit einschalten. Ich bin ein Teamplayer, der immer 100 Prozent geben wird. Ich möchte meinen Offensivspielern das Gefühl vermitteln: ,Macht einfach, ist nicht so schlimm, wenn du einen Ball verlierst. Die da hinten, die räumen auf.’ Ich sehe mich schon eher in einer Viererkette, weil meine Stärken auch im Zweikampf und der Defensivarbeit liegen. Aber ich habe auch einige Jahre Fünferkette gespielt, so schlecht bin ich da auch nicht.”
... Pfiffe beim Spiel gegen Union Berlin am Sonntag: „Ich habe damit gerechnet, aber es waren nicht alle. Es war 50:50. Jeder, der mich persönlich kennt, der enger mit mir in Verbindung war, hätte mich nicht ausgepfiffen. Aber natürlich kann ich nichts dagegen sagen, wenn Leute denken, das tun zu müssen. Ich war immer für Fans zugänglich, habe mich offen ausgetauscht. Auch auf Frankfurter Seite nimmt mir das keiner übel. Ich habe den Jungs gesagt: Schaut mal, es ist immer noch Fußball. Vielleicht seid ihr nicht alle böse auf mich.”
Ernährungs-Tagebuch gegen den Verletzungs-Teufelskreis
... seinen Fitnesszustand: „Im ersten Jahr in Frankfurt war ich viel verletzt. Da habe ich ein Ernährungs-Tagebuch geführt, damit ich aus diesem Verletzungs-Teufelskreis herauskam. Seitdem ist alles normal. Ich esse ausgewogen und gesund, bin topfit und fühle mich sehr wohl, bin voll im Saft.”
... Einsatzchancen: „Wir spielen in drei Wettbewerben, wollen in allen dreien erfolgreich sein. Ich erhoffe mir, dass ich auf meine Einsätze komme.”
... sein Privatleben: „Ich bin gern draußen unterwegs, hänge nicht zu viel in der Wohnung ab. Ich sehe gern die ganze Welt, bin Kaffeeliebhaber. Bin immer offen für ein Foto oder eine Frage in der Stadt, bin immer ehrlich und geradeheraus.”
„Ich muss Gas geben und überzeugen”
... persönliche Ziele bei RB: „Bei RB hast du nochmal höhere Ziele, hast viele Toptalente, die alle unfassbares Potenzial haben. Man merkt, man muss in jedem Training, in jeder Eins-gegen-Eins-Situation bei 100 Prozent sein. Auch mit 28 Jahren hoffe ich, dass ich da hellwach bleibe und nochmal auf ein besseres Niveau komme. Um meinen Vertrag zu verlängern, muss ich Gas geben und überzeugen.”
... Titelambitionen: „Leipzig hat zweimal den DFB-Pokal gewonnen, da wäre ich auch nicht abgeneigt. Die Meisterschaft ist unfassbar schwer, wenn man sieht: Dortmund probierts, Leverkusen hat eine unfassbare Mannschaft dieses Jahr und Bayern ist ständiger Meister. Genauso schwer ist die Champions League: Aber irgendwann hat man vielleicht das Glück, in einen Flow zu kommen und dann schauen wir, wie weit wir wirklich kommen können.“