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Nach extralangen Videositzungen Flexibel und aktiv: Leipzig überzeugt mit Ballbesitz-Fußball à la Rose

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 02.10.2022, 18:14

Xaver Schlager hatte achselzuckend in den Katakomben des Leipziger Stadions gestanden und ratlos gesagt: „Das war wie Handball.” Handball ohne gefährliche Abschlüsse wohlgemerkt. Der Ball zirkulierte endlos um den Strafraum herum, doch es gab keine Auslösehandlungen und kaum erkennbare Schemata im Angriff. Das war nach dem 1:4 gegen Schachtjor Donezk in der Champions League vor knapp vier Wochen. Das letzte Spiel von Ex-Trainer Domenico Tedesco.

Beim 4:0 gegen den VfL Bochum an diesem Samstag nun hat RB Leipzig erstmals unter dem neuen Trainer Marco Rose gezeigt, wie die Mannschaft gegen einen tiefstehenden Gegner aktiven und dynamischen Favoritenfußball interpretiert. RB hatte 70 Prozent Ballbesitz – in der ersten Hälfte phasenweise 80 –, verfiel aber dennoch nie in das ermüdende und statische Spiel der ersten Saisonphase. Trotz des hohen Ballbesitzanteils spielte sich Rasenballsport Chance nach Chance heraus und hätte bei konsequenter Verwertung doppelt so viele Tore schießen müssen.

Schlager: „Mehr Vorgaben an Abläufen im letzten Drittel”

Das lag zum einen an der generellen Aktivität des Teams. Obwohl RB Bochum erdrückte und die Wege bisweilen kurz waren, liefen die Hausherren zwei Kilometer mehr als die Gäste. Ein Hinweis auf die Intensität trotz Ballzirkulation. „Wenn wir im Ballbesitz sind, muss sich jeder bewegen, jeder den Ball fordern. Das macht es aus”, sagte Marcel Halstenberg.

Vor allem aber war die flexible und variable Formation im Angriff der Grund für den neuen Ballbesitzstil. Rose beorderte wie sein Vorgänger gegen Donezk die Stürmer André Silva, Timo Werner und Christopher Nkunku gemeinsam aufs Feld. Doch anders als gegen die Ukrainer rochierte das Trio viel und vor allem zielgerichtet. Gegen den Ball lief RB in einem 4-2-3-1-System mit Silva in der Spitze an. Mit dem Ball agierte das Team eher im 4-2-2-2 oder mit einer 4-2-1-3-Grundordnung. Hinter dem Sturmtrio lieferte Dominik Szoboszlai als Spielmacher eine sehr präsente Partie ab.

„Wir haben einfach mehr Vorgaben an Abläufen im letzten Drittel, jeder weiß ungefähr, was der andere macht. Je mehr Spieler dieselbe Idee haben, desto besser kann man das ausführen”, erklärte Schlager. Und mit Verweis auf die Vorwochen: „Wenn jeder eine eigene Idee hat, wird es schwierig, das zusammenzupacken.” Nun gebe der Trainer Positionierungen stärker vor, „wie er es gern hätte, wie seine Handschrift ist. Je mehr Tage wir zusammen sind, desto besser wird das”, kündigte der Österreicher an.

Extralange Videoschulungen von Rose fruchten

Werner etwa machte sein bestes Spiel seit seiner Rückkehr, agierte sehr variabel meist auf der linken Seite, ließ sich bisweilen tief fallen, während Marcel Halstenberg hinterlief und sich mit nach vorn einschaltete. „Wir haben in der Woche Taktik trainiert. Gegen Bochum haben wir auf der Seite den Raum gesehen”, sagte „Halste”. „Ich habe ja mit Timo schon ein, zwei Jährchen gespielt, da war es ähnlich über die linke Seite. Wir reagieren gut aufeinander.”

Um die neuen Abläufe einzustudieren, war wenig Zeit. Doch Rose und seine Trainerkollegen vermittelten die Inhalte offenbar so, dass sie dennoch durchdrangen. Vor dem Training am Donnerstag behandelte Rose in einer extralangen Videositzung die Spielphase mit Ball am Fuß. Nach dem Training folgte die Schulung gegen den Ball. „Das war ab Donnerstag viel und mega intensiv, aber es ist schön zu sehen, dass die Jungs zuhören und das umsetzen.”, freute sich Rose.

Gute Entscheidungen bei RB Leipzig – mit und ohne Ball

Zwar war Bochum auch denkbar schwach, bundesligatauglich war der mut- und kraftlose Auftritt des Revierklubs keineswegs. Doch ohne die Leistung überzubewerten, durfte Rose höchst zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft sein. „Von der Flexibilität her, vom Besetzen der Räume haben wir das heute sehr, sehr gut gemacht”, lobte der 46-Jährige. „Die Ruhe und Klarheit im Spielaufbau, die Reaktion nach Ballverlust – das war eine runde Teamleistung.”

Der Trainer hob insbesondere die Entscheidungsfindung hervor. „Wir wollen zielstrebigen Ballbesitz, heute haben wir viele gute Entscheidungen getroffen: das Spiel im richtigen Moment beschleunigt, verlagert oder mal Tempo rausgenommen”, erklärte er. Neben guten Entscheidungen mit Ball am Fuß hob er auch die „Entscheidungsfindung bei den Läufen drumherum” hervor. André Silva, der sich viel bewegte und äußerst mannschaftsdienlich spielte, nannte er exemplarisch. „Wenn der Ball läuft, Dynamik reinkommt und Chancen zustandekommen, macht das irgendwann Spaß”, beobachtete Rose. In den kommenden Spielen gegen Celtic, Mainz, wieder Celtic, Hertha, den HSV und Augsburg wird RB Leipzig genau jene neuen Tugenden im Ballbesitz benötigen.

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