RB LeipzigNachholbedarf bei Nachhaltigkeit: RB Leipzig bei Fairtrade-Studie nur Vorletzter
Wie fair ist der Fußball eigentlich? Nicht auf dem Spielfeld, darüber urteilen Schiedsrichter. Sondern hinsichtlich der zahllosen Merchandise-Produkte und Fanartikel, die vor allem in Asien unter oft widrigen Bedingungen produziert werden? Und welchen Stellenwert genießt Nachhaltigkeit bei einem mittelständischen Bundesliga-Unternehmen mit internationaler Strahlkraft wie RB Leipzig generell?
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Nachhaltigkeits-Gesellschaft cum ratione kommt zu dem Schluss: keinen großen. Unter 21 bewerteten Klubs der 1. und 2. Liga belegt RB nur den 20. und damit vorletzten Platz im Ranking. Schlechter platziert ist nur Aufsteiger Arminia Bielefeld. Die Studienmacher bemängeln vor allem, dass sich im RB-Fanshop kein einziger fair und nachhaltig produzierter Fanartikel findet – der Schwerpunkt der Studie.
Nachhaltigkeitsbilanz bei RB Leipzig: „Ein verschossener Elfmeter”
Zudem sei die Kommunikation über grüne Themen ausbaufähig. „Von einem so ambitionierten Spitzenklub wie Leipzig ist deutlich mehr zu erwarten. Die Leipziger müssen anfangen, sich stärker mit ihrer eigenen Lieferkette auseinanderzusetzen und sich Gedanken machen, wie sie soziale und ökologische Standards bei der Produktion der Fanartikel sicherstellen können”, heißt es in der Studie. Fazit: „Ein verschossener Elfmeter.”
Cum-ratione-Geschäftsführerin Kerstin Haarmann schätzt ein: „Die Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga machen Millionen mit dem Verkauf von Fanartikeln. Damit verbunden ist eine große Verantwortung, der jedoch noch nicht alle Klubs ausreichend nachkommen.” Positivbeispiele sind unter anderem der 1. FC Union Berlin, der das Ranking vor dem VfB Stuttgart und Werder Bremen anführt. Mit der eigenen, nachhaltig produzierten Marke „Dufte” haben die „Eisernen” mehr als 100 fair hergestellte Fantextilien im Angebot.
Leipzigs Nachwuchs kickt mit fair produzierten Bällen
Doch RB muss nicht in die Hauptstadt schauen, um gute Beispiele für Engagement im Fußball für bessere Arbeitsbedingungen und weniger CO2-Ausstoß zu finden. Der Leipziger Fußballverband und die Initiative „Leipzig handelt fair” (LHF) stellen finanziert von Stadt und der L-Gruppe allen Leipziger Nachwuchsteams bis 2024 etwa 7000 Faitrade-Fußbälle zur Verfügung. Bambinis und A-Junioren kicken bereits mit den Spielgeräten der Marke Bad Boyz; derzeit werden die B-Jugend-Teams versorgt und in den kommenden Jahren die übrigen Altersklassen der über 500 Nachwuchsteams der Messestadt.
Die Arbeiter in den Faitrade-Fabriken in Pakistan bekommen anders als bei konventioneller Produktion faire Löhne mit regulären Verträgen und Sozialleistungen, produzieren unter Arbeitsschutz-Standards und profitieren über ein Mitarbeiterkonto pro verkauftem Ball zu zehn Prozent direkt, um ihre Arbeitsbedingungen selbst zu verbessern. Die Kooperation mit dem Leipziger Nachwuchsfußball sei ein bundesweites „Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter”, sagt Lisa Marquardt von LHF.
Die Nachhaltigkeitsbestrebungen des Leipziger Bundesligisten beschränken sich hingegen aktuell noch auf einige, soziale Projekte in der Region sowie den Stadionumbau, wo etwa durch neues LED-Flutlicht Energie gespart wird.
Die Fairtrade-Tabelle der Bundesliga (inkl. drei Klubs der 2. Liga):
- 1. Union Berlin, 76,20 Punkte
- 2. VfB Stuttgart, 75,45 Punkte
- 3. SV Werder Bremen, 72,15 Punkte
- 4. VfL Wolfsburg, 66,75 Punkte
- 5. FC St. Pauli, 66,20 Punkte
- 6. TSG 1899 Hoffenheim, 53,35 Punkte
- 7. Mainz 05, 38,25 Punkte
- 8. Eintracht Frankfurt, 28,05 Punkte
- 9. Bayern München, 26,85 Punkte
- 9. Fortuna Düsseldorf, 26,85 Punkte
- 11. Borussia Mönchengladbach, 25,30 Punkte
- 12. Borussia Dortmund, 23,75 Punkte
- 13. FC Schalke 04, 23,70 Punkte
- 14. 1. FC Köln, 18,75 Punkte
- 15. FC Augsburg, 17,40
- 16. SC Paderborn, 16,80 Punkte
- 17., Hertha BSC, 15,90 Punkte
- 18. Bayer Leverkusen, 14,10 Punkte
- 19. SC Freiburg, 13,35 Punkte
- 20. RB Leipzig, 13,20 Punkte
- 21. Arminia Bielefeld, 7,35 Punkte
(RBlive/ukr)