Trainerentlassung offiziell Nur ein Titel statt "Ära": FC Bayern erklärt Trennung von Julian Nagelsmann
Jetzt ist es auch offiziell: Rekordmeister Bayern München hat seinen Trainer Julian Nagelsmann entlassen und durch Thomas Tuchel ersetzt. Dies bestätigte der Klub am Freitag, bereits am Donnerstagabend hatten diverse Medien von der Entlassung des 35-Jährigen berichtet und den Ex-Dortmunder Tuchel als Top-Favoriten auf die Nachfolge bezeichnet.
Tuchel war im September 2022 beim FC Chelsea entlassen worden und seitdem ohne Job, nun erhält er bei den Bayern einen Vertrag bis 2025 und wird am kommenden Montag erstmals das Training beim Rekordmeister leiten. Der 49-Jährige hatte mit Chelsea im Jahr 2021 die Champions League gewonnen, zuvor war er unter anderem als Cheftrainer bei Paris St. Germain und Borussia Dortmund tätig.
FC Bayern holt unter Julian Nagelsmann "nur" einen Meistertitel
Man sei zu der Erkenntnis gekommen, „dass sich die Qualität unseres Kaders - trotz der deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr - zunehmend seltener gezeigt hat“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn: „Nach der WM haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison in Frage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus. Deshalb haben wir jetzt reagiert.“
Mit dem 35-Jährigen werden auch die Assistenztrainer Dino Toppmöller, Benjamin Glück und Xaver Zembrod freigestellt.
„Das ist die schwierigste Entscheidung in meiner Zeit als sportlich Verantwortlicher des FC Bayern gewesen. Ich habe zu Julian vom ersten Tag an ein offenes, vertrauensvolles, freundschaftliches Verhältnis gehabt. Ich bedauere die Trennung von Julian“, sagte Salihamidzic.
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Die Bayern überzeugten in der aktuellen Spielzeit in der Champions League mit acht Siegen aus acht Spielen, absolvieren allerdings ihre schlechteste Bundesligasaison seit elf Jahren. Jüngst verloren sie bei Bayer Leverkusen 1:2 und rutschten in der Tabelle hinter Borussia Dortmund auf Platz zwei ab. Nach der Länderspielpause kommt es in München am 1. April zum direkten Duell der beiden Spitzenteams.
Nagelsmann war im Sommer 2021 von RB Leipzig nach München gekommen, die Bayern überwiesen damals 25 Millionen Euro für den Trainer, der einen Vertrag bis Ende Juni 2026 unterschrieb. Er sollte beim Rekordmeister eine "Ära prägen".
Hat Julian Nagelsmann beim FC Bayern "die Kabine verloren"?
In seiner ersten Saison mit den Münchnern reichte es für Nagelsmann „nur“ zum Meistertitel, in der Champions League kam das Aus im Viertelfinale gegen den FC Villarreal, im DFB-Pokal gab es ein 0:5 in der zweiten Runde bei Borussia Mönchengladbach.
Zunächst wird Tuchel die Spieler für sich einnehmen müssen, die zuletzt immer mehr auf Distanz zu Nagelsmann gegangen waren. „Der Trainer hat die Kabine verloren“ - das ist von jeher das klassische Trennungsmotiv, vor allem im Münchner „Haifischbecken“. So ging es Carlo Ancelotti oder Niko Kovac - und jetzt Nagelsmann.
Zweifel am von den Bossen einst selbst so betitelten „Trainertalent“ gab es schon seit der Vorsaison mit den peinlichen Pleiten gegen Borussia Mönchengladbach im Pokal oder in der Champions League gegen den Außenseiter FC Villarreal. Jetzt fürchteten Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic wohl ein Deja-vu der bösen Art.
Rund um das Duell mit Tuchels Ex-Klub PSG in der Königsklasse (1:0/2:0) gab es zwar mehrere Treueschwüre - von Kahn über Salihamidzic bis hin zu Präsident Herbert Hainer und dem einstigen Patriarchen Uli Hoeneß. Doch die ernüchternde 1:2-Niederlage am vergangenen Sonntag in Leverkusen brachte eine neue Dynamik.
Zumal die Bayern fürchten mussten, dass ihnen ihr Traumtrainer Tuchel erneut durch die Lappen gehen würde. Tottenham Hotspur war an ihm dran, bei Real Madrid war er perspektivisch als Ancelotti-Erbe im Gespräch. Der Posten des englischen Nationaltrainers von Gareth Southgate soll ihn gereizt haben.